Reduce, re-use, recycle

Die nachhaltige Filmproduktion steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen.  Green Film Shooting sprach mit Michael Geidel von der Green Film Initiative in Potsdam darüber, wie sich  Film- und Fernsehfilme ökologisch nachhaltig produzieren lassen und wie dabei sogar Geld eingespart werden kann.

Welche Ziele verfolgen Sie mit der Green Film Initiative?
Die Green Film Initiative ist ein gemeinsames Projekt der Climate Media Factory, einem Medienentwicklungslabor der Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg sowie dem Institut für Klimafolgenforschung in Potsdam. Unser Ziel ist, zusammen mit der Branche Richtlinien für die nachhaltige Filmproduktion zu entwickeln. Dazu gehört beispielsweise der Best Practice Guide der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein für den Grünen Drehpass, an dem wir mitgearbeitet haben.

Welche Richtlinien werden für das grüne Produzieren ausgegeben?
Das hängt jeweils von der entsprechenden Produktion ab. Die Grundprinzipien sind ganz einfach: Reduce, Re-use, Recycle. Viele der Empfehlungen im Grünen Drehpass werden im privaten Leben bereits realisiert. Dazu zählt, sich für einen Ökostrom-Anbieter zu entscheiden, als Verkehrsmittel die Bahn anstatt das Flugzeug zu wählen, Produkte von regionalen Anbietern zu beziehen und auf Recycling zu setzen, damit möglichst wenig Restmüll anfällt.

Wo liegen die größten Einsparpotenziale bei einer Filmproduktion?
Stark ins Gewicht fallen vor allem Reisen und Transporte, für die meistens externe Dienstleister genutzt werden. Da für eine Produktion ohnehin ein Fuhrpark angemietet wird, sind mit dem Einsatz sparsamer Autos oder Hybrid-Fahrzeuge keine hohen Investitionskosten verbunden. Durch derartige Maßnahmen lassen sich zweistellige Einsparpotentzale beim CO2-Ausstoß erreichen.

Gibt es auch grünes Equipment?
Beim Dreh besteht die Möglichkeit, neben digitalen Kameras mit energiesparenden Lampen zu arbeiten. Fernsehfilme werden inzwischen fast ausschließlich  digital gedreht, was neben einer Kosteneinsparung auch zu einer CO2-Reduzierung führen kann. Genau wie  im privaten Umfeld ist das Team auch am Set gefordert, grüner zu handeln und beispielsweise auf Plastikbecher zu verzichten. Eine solche Maßnahme besitzt zwar nur einen minimalen Einfluss auf den Fußabdruck des Films, aber sie weckt das ökologische Bewusstsein.

Ist die nachhaltige Filmproduktion in Deutschland bereits Realität?
Im Unterschied zu  England, Frankreich oder den USA ist das Green Producing für viele Filmproduzenten und Fernsehsender bei uns noch kein Thema. Die BBC hat eine klare und offene Strategie und dazu den CO2-Rechner Albert entwickelt, mit dem sich die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks kalkulieren lässt. In Frankreich ist der CO2-Rechner von Ecoprod 2011 bereits bei 250 Produktionen eingesetzt worden. Auch in den USA sind die Hollywoodstudios im Bereich Green Producing aktiv. Bei einem großen Studiofilm wie X-Man Origins fallen 670 Tonnen Müll an, wovon sich 92 Prozent durch Recycling und Wiederverwendung einsparen lassen, was zu deutlichen Kosteneinsparungen führt.

Foto: ©mgeidel