3. Deauville Green Awards

Um Themen wie erneuerbare Energien, nachhaltige Landwirtschaft, innovative Technologien, klimaneutrale Mobilität und grüne Geschäftsmodelle ging es in den 250 Dokumentarfilmen, Fernsehproduktionen und Imagefilmen, die vom 17. bis zum 19. Juni bei den 3. Deauville Green Awards vorgestellt wurden. Drei Tage lang tauschten sich Filmemacher, Produzenten, Vertreter von grünen Organisationen und Initiativen, Firmen und Finanziers in dem malerischen französischen Küstenort über nachhaltige Ansätze und Konzepte aus.

„Es ist sehr wichtig, Diskussionen zu führen, denn sie öffnen uns die Augen“, erklärt Georges Pessis, der als Festival-Leiter für die Auswahl der Filme und der Jury sowie die Roundtables verantwortlich zeichnet. In den drei Sälen des Morny Multiplex wurden Beiträge zu Ökologie und Nachhaltigkeit in 14 verschiedenen Kategorien präsentiert. Das grüne Festival, das er und seine Festivalpartner Jean-Charles Pentecouteau und François Morgant in Kooperation mit der Organisation Un Ecran pour la Planète veranstalten, stösst im In- und Ausland auf positive Resonanz. Gegenüber dem Vorjahr ist die Anzahl der eingereichten Beiträge um über 30 Prozent gestiegen. Bewertet wurden die Produktionen von einer internationalen Jury, die in diesem Jahr über 40 Deauville Green Awards vergeben hat.

Zu den Juroren gehörte der britische Fotograf und Filmemacher Rodney Rascona, der im vergangenen Jahr in Deauville den Hauptpreis gewonnen hat. In diesem Jahr brachte er zum Festival seinen viereinhalbminütigen Kampagnen-Beitrag Black Inside: Sarah‘s Story mit, der sich für saubere Kochherde in der Dritten Welt einsetzt. Über drei Milliarden Menschen bereiten ihr Essen immer noch über einem offenen Feuer zu. Allein in Afrika sterben jedes Jahr über eine halbe Million Menschen an den Folgen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass Kochen nicht Töten sollte. Finden Sie nicht auch?“, fragt Julia Roberts in diesem Film. „Geld allein reicht nicht, um einen wirkungsvollen Spot zu produzieren“, betonte Rodney Rascona, „sondern man braucht auch gute Kontakte.“

Die deutsche Filmemacherin Anja Glücklich zeigte bei den Deauville Green Awards ihre 52-minütige ARTE-Dokumentation Die Saatgut-Retter über den Kampf der Bauern gegen die Großkonzerne, die das Saatgut dominieren. Mit Sortenschutz und Patenten verdienen sie nicht nur Milliarden, sondern forcieren mit dem industriellen Agrar- und Ernährungssystem zugleich den Klimawandel, das Artensterben, die Wasserknappheit sowie die Vergiftung der Umwelt. Das neue Saatgut-Gesetz, an dem die EU derzeit arbeitet, lässt eine erneute Stärkung der Konzerne befürchten, welche der Bio-Branche die Existenzgrundlage entziehen könnte.

Aber auch Ökologie und Nachhaltigkeit bei der Filmproduktion war in Deauville ein Thema. Christiane Scholz von der Film Commission der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein stellte den Grünen Drehpass vor, den mittlerweile bereits 25 Film- und TV-Produktionen in ganz Deutschland für ihre nachhaltige Produktionsweise erhalten haben. Die Kriterien für den Best Practice Guide, worauf beim grünen Produzieren geachtet werden sollten, sind genau wie bei der französischen Organisation Ecoprod an die Vorgaben des PGA Green (Producers Guild of America) angelehnt. Joanna Gallardo, die bei Ecoprod den Produktionsbereich betreut, belegte am Beispiel von dem französischen Actionabenteuer Miniscule – Tal der verlorenen Ameisen, wie sich bei einem Low-Budget-Film durch kurze Transportwege, Catering aus der Region, Recycling und Solarenergie die CO2-Bilanz erheblich senken lässt.

Nach Einschätzung von Michael Geidel, Mitbegründer der Green Film Initiative in Potsdam, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Nachhaltigkeit als Auflage im Filmförderungsgesetz verankert wird. „Es ist besser, darauf vorbereitet zu sein“, erklärte Geidel, der auch bei der Produktion seines in Deauville gezeigten 3D-Films „Sie heißt jetzt Lotte“ darauf geachtet hat, die CO2-Emissionen gering zu halten. „Jede Veränderung erfordert Investitionen, aber langfristig lässt sich dadurch sogar Geld einsparen.“

Aber auch Firmen, die noch nicht nachhaltig wirtschaften, können sich im Rahmen der Initiative 1% for the Planet für Klimaschutz und Ökologie engagieren. „Wir haben über 1.400 Firmen als Mitglieder, die ein Prozent ihres Gewinnes in nachhaltige Projekte stecken“, berichtet Jacques Fath, der für die Entwicklung in Europa zuständig ist. Seit 2011 ist die Organisation in Frankreich tätig. „Wir planen, auch eine Struktur in Ländern wie Großbritannien, Italien und Deutschland aufzubauen.“

Aus Frankreich kommt auch die Firma Softee Bike, die moderne Elektro-Fahrräder anbietet, mit denen sich gestresste Großstädter staufrei durch den dichten Stadtverkehr bewegen können, ohne ins Schwitzen zu kommen. In Paris sind die Zweiräder mit dem kleinen Lithium-Batterie getriebenen Hilfsmotor bereits ein Verkaufsschlager.

Bei den Deauville Green Awards konnten sich Filmemacher, Firmenvertreter, Finanziers und Förderer zahlreiche Anregungen holen, wie sich in vielen Lebens- und Arbeitsbereichen mit geringem Aufwand eine größere Nachhaltigkeit erzielen lässt.