Sustainability First

Bevor die europäische Energieunion sowie die für 2050 anvisierte Gebäudeeffizienz-Richtlinie der EU beschlossen worden ist, hat ein Kino in der britischen Provinz bereits vorgeführt, wie sich ein Gebäude komplett klimafreundlich umrüsten lässt. Das Depot Cinema, das ehemals als Garage für Postfahrzeuge und später einer Brauerei als Lager diente, ist seit dem jüngsten Umbau ein preisgekröntes Paradebeispiel in punkto Nachhaltigkeit.

 

Zum Energiekonzept des Depot Cinema gehören eine Geothermieanlage, ein begrüntes Dach, Photovoltaikmodule, doppelt verglaste Glaswände, die zur Wärmedämmung mit dem Edelgas Krypton isoliert sind, sowie ein natürliches Belüftungssystem im öffentlich zugänglichen Bereich. Die Erdwärme wird von zwölf Rohren, die 120 Meter tief in den Boden gebohrt worden sind, an die Oberfläche gepumpt und zum Beheizen sowie zur Kühlung des Gebäudes eingesetzt. Im Winter dient das Erdreich als Wärmequelle und im Sommer wird es zur Kälteerzeugung genutzt. Mit Geothermie gespeist wird auch die Fußbodenheizung, die in den meisten Teilen des Gebäudes verlegt worden ist. Der Ausgleich der Temperaturdifferenz im Kino, die aus der unterschiedlichen Anzahl der Besucher resultiert, erfolgt über die Klimaanlage.

 

„Es stand für uns von Anfang an fest, dass wir einen nachhaltigen Veranstaltungsort errichten möchten”, erklärt die Kreativ- und Programmchefin Carmen Slijpen, die ihre Karriere als Vorführerin im Amsterdamer Arthouse-Kino Rialto begonnen hat. Ihr Traum von einem unabhängigen kommunalen Kino in ihrer Heimatstadt wurde wahr, als sie den aus Lewes stammenden Robert Senior kennenlernte, der das Projekt finanziert hat und ihre Leidenschaft für Kino, Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit teilt.

 

 

Als Slijpen 2014 ein Lagerhaus mit einem großzügigen Hof-Areal entdeckte, begann die Planung des Kinos mit drei Sälen, Restaurant, Café, Bar, Leseraum und Garten. Ein Großteil der roten Ziegel ist erhalten geblieben und durch die neuen Glaswände sichtbar. Alle Fenster lassen sich aufschieben, so dass innen und außen im Sommer zu einem einzigen Raum werden. „Das trägt genauso zur Kühlung bei wie unsere Holzjalousien, die aus heimischen Kastanienholz gefertigt sind“, sagt Slijpen.

 

Der größte Kinosaal mit 142 Plätzen verfügt über eine digitale 4K-Projektion und 32 Dolby Atmos-Lautsprecher, während die kleineren Kinos mit 128 und 38 Sitzen mit 2K-Projektoren ausgestattet sind. Das Gebäude wird überwiegend mit Ökostrom betrieben. Nachhaltigkeit ist ein Grundprinzip, das sich auch in den Details widerspiegelt: in der LED-Beleuchtung, dem mit heimischen Pflanzen begrünten Dach, der Speisekarte mit veganen Gerichten aus lokalem Anbau sowie den Mitarbeiteruniformen aus recycelten Flaschen. Einwegflaschen sind im Depot Cinema tabu. Wasser wird kostenlos ausgeschenkt. „Ich setze mich immer für die ökologischste Lösung ein“, versichert die Kinobetreiberin.

 

Fotos: © Carotta Luke, Carmen Slijpen/ Depot Cinema

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