Die S-Bahn ist viermal schneller

Am Set der Fernsehkomödie Bloß kein Stress leistete Regisseur Lars Jessen grüne Überzeugungsarbeit: Wenig Flüge, keine Pappbecher, Ökostrom, Fahrgemeinschaften und LED-Leuchten. Regisseur Lars Jessen versucht, jede Produktion möglichst umweltfreundlich zu realisieren. Bei der ZDF-Familienkomödie Bloß kein Stress von Ziegler Film Köln unterstützte ihn eine engagierte Aufnahmeleiterin bei der Umsetzung der Kriterien des Grünen Drehpasses der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein.

 

„Wir mussten bei den Schauspielern und dem Team Überzeugungsarbeit leisten und sie zunächst mit unserem Fingerspitzengefühl dafür sensibilisieren“, berichtet Lars Jessen. Für die Komödie über zwei Familien, die in enger Nachbarschaft einer Vorstadt wohnen, fungierte als Hauptmotiv ein leer stehendes Doppelhaus in Glinde, das am östlichsten Rand von Hamburg in Schleswig-Holstein liegt. Um die Transporte dorthin effizient zu organisieren, sollten Fahrgemeinschaften gebildet und die Teammitglieder dazu gebracht werden, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Statt S-Bahnfahrten oder Fahrgemeinschaften mit den Produktionsfahrzeugen ziehen viele Teammitglieder das eigene Fahrzeug vor, weil sie damit die Vorstellung von persönlicher Freiheit verbinden. Doch ein starkes Argument sprach für das Alternativ-Angebot: In Verkehrsspitzenzeiten ist die S-Bahn bis zu viermal schneller als die Autofahrt, zumal sich der S-Bahnanschluss direkt am Set befand. „Natürlich habe ich auch Verständnis für die Schauspieler, die beim Dreh Hochleistungen erbringen“, räumt der Regisseur ein, „und will es ihnen nicht zumuten, mit einer überfüllten S-Bahn zu fahren.“

Zum grünen Maßnahmenkatalog gehörte auch der Verzicht auf Pappbecher. Am Set wurde strikt auf Mülltrennung geachtet. Um Ökostrom beziehen zu können, ließ die Produktion am Hauptmotivs sogar einen eigenen Starkstromanschluss legen. In den kleinen Räumen setzte die Filmcrew energieeffiziente LED-Leuchten ein. „Große LED-Lampeneinheiten sowie die Anmietung von Elektrofahrzeugen kann sich eine kleine Produktion allerdings nicht leisten“, erklärt Jessen. Der damit verbundene Kostenanstieg stehe in keinem Verhältnis zu den erzielten Energie-Einspareffekten, da die Geräte- und Autoverleiher ihre Investitionen in voller Höhe auf die Preise aufschlagen. Mit günstigeren Konditionen ist erst bei einem entsprechend großem Auftragsvolumen zu rechnen. „Wenn die Sender in Deutschland bei ihren Kalkulationsverhandlungen mit den Produzenten die Investitionen in modernere Technologien bei den Geräte- und Autoverleihern anschieben, wird sich die neuere Technik bald amortisieren.“