LED-Workshop: Das Licht neu denken

Der Einsatz von energiesparender Beleuchtungstechnik und LED-Technologien stand im Mittelpunkt des Workshops „Licht und Technik“, zu dem die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH) ins Lichtwerk Altona Studio Ende Februar Kameramänner und Beleuchter einlud. Philip Gassmann, Regisseur und Experte für stromsparende Lichttechniken, gab einen Überblick über alternative Lichtkonzepte für Studio und Set sowie die neuesten Entwicklungen im Bereich LED. Im praktischen Teil dieses Hands-On-Workshop wurden Messverfahren von Farbspektren und CRI demonstriert.

 

Workshop„Das Tageslicht ist die Lichtquelle, heutzutage am meisten unterschätzt wird”, konstatiert Gassmann. „Der technokratische Ansatz sieht vor, dass wir heute alles kontrollieren möchten.“ Natürlich lasse sich ein Scheinwerfer besser kontrollieren als das Tageslicht, welches sich durch die Wolkenbewegungen verändert. „Alles, was Zeit kostet oder unbeständig ist, macht uns Angst.“ Der Blick auf die historische Entwicklung zeige, dass die ersten Studios in den Anfängen der Filmgeschichte Glasstudios waren, damit sich das Tageslicht optimal nutzen ließ. „Es gab damals noch keine Scheinwerfer“, unterstreicht Gassmann. „Deshalb wurden Technologien wie Reflektoren und Klappensysteme entwickelt, um das Licht zu steuern.“

 

Dies sei heute in der Filmindustrie kein Thema mehr. Der Licht-Experte hatte gehofft hatte, dass der Einsatz von lichtempfindlichen Kameras zu einem sparsameren Umgang mit Licht führe. Doch die Teams seien es gewohnt, den LKW mit dem klassischen Equipment voll zu packen. Am Set werde oftmals eine ganze Batterie von Scheinwerfern aufgebaut, um auf Nummer sicher zu gehen. „Die Beleuchter scheuen sich, mit anderen Methoden zu arbeiten. Deshalb bleiben bestimmte Technologien im Verborgenen.“

 

Der Ansatz von Philip Gassmann sieht vor, „das Licht neu zu denken“. Dabei geht es für ihn nicht darum, einen alten Scheinwerfer durch einen neuen zu ersetzen, sondern die technologische SpektrumEntwicklung kreativ zu nutzen. „Wir müssen lernen, mit wenig Licht genauso umzugehen und Wege finden, trotzdem gute Ergebnisse zu generieren.“ Für den Außendreh gebe es allerdings derzeit kaum LED-Scheinwerfer auf dem Markt, die wirklich wetterfest sind. Daher sei es wichtig, Abdeckungen zu entwickeln, um auch bei Regen sicher mit den Scheinwerfern arbeiten zu können. Eine weitere Problematik sei die Intensität, denn beim Tageslichtdreh müssen die Scheinwerfer mit Stärken aufwarten, welche die LEDs derzeit noch nicht generieren.

Eine Entwicklung aus der Gebäudetechnik, die sich auch am Filmset verwenden lasse, sind Heliostaten. Damit wird versucht, das direkte Sonnenlicht zu bündeln und immer auf dieselbe Stelle zu richten. „Wenn das technisch weiter ausgefeilt wird, lassen sich damit große Lichtintensitäten erzeugen und gigantische Mengen an Strom sparen.“ Ebenfalls beim Dreh einsetzbar sind lichtumleitende Folien, die das Tageslicht in eine andere Richtung dirigieren. „Es gibt auch feine Reflektoren, die das Licht in sehr feinen Abstufungen bündeln oder streuen. Damit kann das Licht gestaltet werden, was aber einen anderen Denkprozess erfordert und die Beleuchter zwingt, sich kreativ mit ihrem Gewerbe auseinander zu setzen.“

 

GassmannDie Beleuchter und Kameraleute sollen durch den Workshop Lust bekommen, zu Experimentieren.
„Ich kann nicht erwarten, das sie sofort auf LED umstellen, das wäre eine große Überforderung“, sagt Gassmann. „Ich wünsche mir, dass sie mutiger werden, etwas Neues auszuprobieren.“
Im Bereich LED seien in den vergangenen Jahren einige Produkte auf den Markt gekommen, die noch nicht ausgereift waren, wodurch in der Branche der Eindruck entstanden sei, dass LED keine ernste Alternative sei. Doch mittlerweile können die LEDs es mit dem Glühlicht oder dem klassischen Filmlicht aufnehmen.

 

„Das LED-Licht ist von der Handhabung her einfacher als das klassische Filmlicht, denn dafür sich keine Vorschaltgeräte erforderlich, sie sind leichter, werden nicht so heiß, lassen sich besser dimmen und es gibt keine Farbtemperatur-Probleme. Insofern hat LED nur Vorteile im Umgang mit den Geräten.“ Der nächste Schritt sei, die Teilnehmer die Equipment-Verleiher bitten, LED in ihr Sortiment aufzunehmen. „Das ist die wichtigste Forderung“, resümiert Gassmann, „denn derzeit gibt es in Deutschland kaum Equipment-Verleiher, die diese Scheinwerfer führen.“

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