Nachhaltige Produktion von Dokumentarfilmen

Im Rahmen des NaturVision Filmfestivals in Ludwigsburg fand in enger Zusammenarbeit mit der MFG Filmförderung der Workshop „Green Film Shooting bei Dokumentarfilmen“ statt, der einen intensiven Überblick über die aktuelle Entwicklung und Perspektiven einer nachhaltigen Filmproduktion bot. Bisher wird dies vor allem für die Spiel- und Werbefilmproduktion diskutiert, weniger für dokumentarische Formen.

Michael Geidel stellte das Konzept der Green Film Initiative vor. Er konstatierte, dass beim Fernsehen ein wesentliches größeres Einsparpotential bestehe als bei der Spiel- und Dokumentarfilmproduktion. 2011 wurden in Deutschland 130 Kinofilme und 310 Fernseh-Koproduktionen produziert, aber allein bei ARD und ZDFmehr als 10.000 Stunden aktuell produzierte Sendungen. Im Dokumentarfilm wird mit kleinen Teams sehr effizient produziert; Transport und Reisen stellen dabei den größten Belastungsfaktor dar.

Robert Müller von der MFG ging auf die Position der Filmförderung ein, die an einer Nachhaltigkeit interessiert sei, sie aber zunächst nicht verpflichtend einführen will. Auf der Ebene der europäischen Filmförderungen und der Film Commissions gibt es intensive Überlegungen dazu. Andere Länder wie England, Frankreich, die USA oder Belgien sind mit der nachhaltigen Filmproduktion wesentlich weiter. Es müsse vermieden werden, dass durch eine nachhaltige Produktion zusätzliche Kosten entständen, da eine nachhaltige Produktion bei den Abnehmern und Auftraggebern nicht zusätzlich honoriert werde. Auf die Qualität des Endprodukts dürfe die Nachhaltigkeit keinen Einfluss haben.

Die Produzentin Nicole Ackermann von der Stuttgarter Filmproduktion Mouna GmbH stellte ihre Produktion „Slow“ vor. Der Film von Sascha Seifert wurde als CO2-neutral zertifiziert. Sie bezeichnete das Verfahren als keinen großen Aufwand; Nachhaltigkeit sei eine Haltung.

Der Produzent Carl-A. Fechner (Die 4. Revolution, Ein deutsches Energiemärchen) stellte sein umfassendes Konzept einer nachhaltigen Produktionsfirma vor. Er ist davon überzeugt, dass eine solche Produktionsweise keineswegs teurer ist als eine klassische und zum Teil sogar Kosten sparen kann.

Katja Schwarz von der Agentur Tolle Idee! in München, die Nachhaltigkeitsbeauftragte der Odeon Film war und u.a. bei der TV-Serie Der Landarzt grüne Produktionsweisen initiierte, stellte den von ihr ausgearbeiteten Maßnahmenkatalog vor. Sie ist davon überzeugt, dass eine nachhaltige Filmproduktion leicht zu verwirklichen ist. Wie im Privatleben beginne diese mit kleinen Schritten. Green Shooting wurde als ein Erkenntnis-. Lern- und Umsetzungsprozess gesehen, der angestoßen werden muss. Nur so können die politischen Verpflichtungen hinsichtlich des Klimaschutzes erreicht werden.

Kay Hoffmann, NaturVision Filmfestival