Eine grüne Vision für Europa

Im Rahmen der 16. Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung in Berlin, an der rund 1.000 Vertreter aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft sowie Umweltverbänden teilnahmen, hat Kanzlerin Merkel einen Entwurf zur Fortschreibung der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie vorgelegt, der sich an den 17 Sustainable Development Goals (SDGs) orientiert, die von 193 Staaten der Vereinten Nationen beschlossen worden sind.

 

ThiemeMerkelDas Kanzleramt hat diesen 250 Seiten langen Entwurf,zu dem bis zum 31. Juli 2016 Stellungnahmen abgegeben werden können, ins Netz gestellt. “Der Entwurf ist eine gute Basis für die weitere Diskussion”, kommentierte Marlehn Thieme, Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung . “Der ökologische Fußabdruck muss international bewertet werden.”
“Die Nachhaltigkeitsstrategie muss messbare Ziele erreichen”, erklärte Olaf Tschirpke, Präsident des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) , der Defizite im ökologischen Bereich sieht. Die 17 definierten Nachhaltigkeitsziele seien allerdings nicht alle miteinander vereinbar, da sich beispielsweise Armutsbekämpfung und Biodiversität widersprächen. Die Politik sei gefordert, ein gemeinsames Leitbild für Nachhaltigkeit zu entwickeln. “Die 17 Leitlinien müssen in allen Parteiprogrammen auftauchen”, erklärte der NaBu-Präsident. “Das wird eine große Herausforderung.”

 

csm_RNE-Jahreskonferenz-2016-1847_15ab9eb8d8Die soziale Marktwirtschaft stoße an die Grenzen unseres Planeten, erklärte Karl Friedrich Falkenberg, Sonderberater der EU-Kommission für Nachhaltigkeit, der für eine Zusammenführung von sozialen und umweltpolitischen Zielen plädiert. “Wir müssen eine neue Vision für Europa aufbauen, für die es sich lohnt, sich einzusetzen.” Europa benötige eine Nachhaltigkeitsstrategie, die in allen Mitgliedsländern umgesetzt wird. Dazu seien Innovationen und dynamische Gesellschaften erforderlich. “Wir brauchen Verordnungen, die der Nachhaltigkeitsstrategie einen Rechtsstatus geben”, betonte der EU-Sonderberater.

 

Ein akuelles Beispiel dafür ist die slowenische Stadt Llubiljana, die zur europäischen Umwelthauptstadt 2016 ernannt worden ist. Der Bürgermeister stieß dort mit seinem Konzept, die Innenstadt autofrei zu halten, zunächst auf große Widerstände in der Bevölkerung. Durch die sukzessive Sperrung von Straßen durch Bauarbeiten, die nach der Fertigstellung nicht mehr für den Autoverkehr frei gegeben wurden, gelang es ihm, das autofreie Verkehrskonzept umzusetzen. Inzwischen profitierten die Bürger von der belebten Innenstadt mit zahlreichen Cafés, Restaurants und Geschäften, in die es viele Slowenen am Wochenende ziehe.

 

“Wir habem eine Resistenz gegen Veränderungen”, resümierte Karl Friedrich Falkenberg, “aber wir können Menschen mitnehmen und überzeugen.” Eine zentrale Anforderung sei, eine neue Ökonomie zu entwickeln, bei der Nachhaltigkeit belohnt wird. Zu den strategischen Zielen gehöre es, Nachhaltigkeit im Grundgesetz zu verankern.

Fotos: Svea Pietschmann, © Rat für Nachhaltige Entwicklung

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