Coronation Street, die als älteste Langlaufserie der Welt als Vorbild für die Lindenstraße fungiert, verfügt über die modernste Infrastruktur für eine nachhaltige Fernsehproduktion. Seitdem die Produktion der beliebten ITV-Serie von den Granada Studios in die MediaCityUK in Manchester verlagert worden ist, spielt Nachhaltigkeit bei Coronation Street vor und hinter der Kamera eine große Rolle. „Wir haben die gesamte Serie zerlegt, jeden Aspekt unter die Lupe genommen und neu zusammengesetzt,“ erklärt Dan Jackson, Produktionsleiter für den Innovationsbereich bei Coronation Street.
Die hochmodernen Gebäude, die ein Breeam-Zertifikat für umweltfreundliche Bauten erhalten haben, sind per Glasfaserleitungen verkabelt, über die sämtliche Audio-, Video- und Datensignale in Hochgeschwindigkeit zu den verschiedenen Produktionsstätten auf dem Gelände übertragen werden. „Dieses System ermöglicht uns, alle Potentiale voll auszuschöpfen und auf dem gesamten Studiogelände unsere Kameras anzuschließen“, erklärt Jackson. „Das aufgenommene Material wird direkt auf unsere Avid-Server übertragen, was den Dreh schnell und effizient macht. Dank dem digitalen Workflow produzieren wir von der Akquise bis zur Ausspielung komplett bandlos.“
Der gesamte Studiokomplex wird aus einem Ökostrom-Mix aus Biogas, Windenergie, Solarstrom und Wasserkraft gespeist. Bei Coronation Street wird das Ziel verfolgt, die Auswahl, Nutzung und Entsorgung von Material und Ressourcen möglichst umweltfreundlich zu gestalten. Rund 120 Teammitglieder haben den Nachhaltigkeits-Kurs der BAFTA besucht. „Jeder bei
uns versteht, worum es geht und will durch sein Verhalten dazu beitragen“, unterstreicht Jackson. Der nachhaltige Ansatz wirkt sich auf die gesamte Produktionskette aus.
In der Maske wird Bio-Kosmetik eingesetzt, die Reinigung der Kostüme erfolgt mit biologisch abbaubaren Waschmitteln, beim Transport kommen Elektro-Autos zum Einsatz,am Set verwendete Materialien werden recycelt sowie auf Einwegflaschen und -geschirr wird verzichtet. Der anfallende Müll geht zu über 90 Prozent in die Wiederverwertung. Durch den elektronischen Versand von Drehbüchern und Dispos auf Tablets lassen sich pro Jahr rund 300.000 Blatt Papier sparen.
„Die Technologie ändert sich schnell“, sagt Jackson. „LED-Leuchten ließen sich früher nicht im Spielfilmbereich einsetzen, da die Hauttöne nicht natürlich aussahen.” Mittlerweile ist das Studio 1 komplett mit LEDs bestückt. „Die Farbtreue ist heutzutage wesentlich besser“, bestätigt Chris Chrisnall, Oberbeleuchter bei Coronation Street. „Vor vier Jahren konnten wir nur den Farbwiedergabeindex messen (CRI). Inzwischen ist der Television Lighting Consistency Index (TLCI) entwickelt worden, der es uns ermöglicht, den Rotanteil auf der Haut zu messen. Dabei wird das Licht gemessen, das auf den Kamera-Chip fällt”, erklärt Chrisnall.
Coronation Street profitiert von einem effizienten Energiekonzept, durch das Heizung, Kühlung und heißes Wasser im gesamten Gebäudekomplex optimal genutzt werden. Auch in den Serverräumen ist smarte Technologie installiert worden. „Die Server-Racks befinden sich in geschlossenen Einheiten, in denen die gekühlte Luft zirkuliert”, erklärt Jackson. Dank dieses Systems wird nur ein kleiner Bereich und nicht der ganze Raum gekühlt. Grüne Themen werden auch inhaltlich in der Serie aufgegriffen. „Das ist eine gute Gelegenheit, nachhaltige Aktionen im Alltag über unsere Figuren und Geschichten zu vermitteln.”
“Die Medien spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Es ist wichtig, in Filmen, im Fernsehen und all den anderen Auswertungskanälen immer wieder darauf hinzuweisen, dass es Lösungen gibt, die wir heute umsetzen können. Wir müssen die Menschen ansprechen und sie zum Handeln auffordern. Filme wie Avatar, The Day After Tomorrow und Dokus wie Years of Living Dangerously, bei der ich stolz darauf war, dabei sein zu können, sind sehr beliebt; sie erreichen und inspirieren Millionen von Menschen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass vor allem Filme mit ihrer starken Inspirationskraft die Menschen dazu bewegen können, selbst aktiv zu werden. Es ist großartig zu sehen, das einige meiner Freunde aus der Filmbranche mit Klimaschutzorganisationen zusammenarbeiten, um diese Nachrichten weiter zu verbreiten.“
"Es ist höchste Zeit, Dreharbeiten in Deutschland endlich ein wenig ‚grüner‘ und nachhaltiger zu organisieren. Bisher staune ich Bauklötze, wie umweltfeindlich der Großteil unserer Branche arbeitet.
Das fängt mit den bis heute nur einseitig bedruckten Drehbüchern an, geht mit den PET-Flaschen in Produktionsbüros und den Unmengen an Plastikmüll bei jedem Catering weiter und hört bei den dicken Limousinen zwecks Roter-Teppich-Vorfahrten leider nicht auf.
Ich lasse mich seit Jahren gerne belächeln, wenn ich mit meiner eigenen Tasse komme und mich weigere, von Papp- oder Plastiktellern und mit Plastik-Besteck Billigfleisch zu mampfen. Es wäre großartig, wenn der Grüne Drehpass hier etwas verändern könnte."
„Es ist fantastisch, dass sich mittlerweile Filmemacher auf der ganzen Welt zusammenreißen und versuchen, ihre Filme so nachhaltig wie möglich zu drehen. Ich denke, wir sollten die starke Kraft der bewegten Bilder nicht unterschätzen, welche die Herzen und Seelen der Menschen verändern.
Neben dem Versuch, in unserem eigenen Bereich umweltbewusster zu handeln, können wir auch das Bewusstsein dafür schärfen. Denn Kino kann die Welt verändern.Die Filmemacher sollten damit beginnen, diese wirkungsvolle Waffe einzusetzen und ihre Kamera in die Hand nehmen.
Lasst uns nicht nur versuchen, „weniger schlecht“ zu sein. Lasst uns versuchen, das Richtige zu tun, um eine Veränderung zu bewirken, die wir alle dringend benötigen.“
“Wir leben in einer Zeit, in der wir uns nicht mehr verantwortungslos der Natur gegenüber verhalten dürfen. Um so wichtiger ist es, dass auch Filmproduktionen versuchen, so umweltschonend wie möglich zu arbeiten. Ein Filmteam produziert jeden Tag Berge von Müll. Ich selbst versuche beim Dreh auf Plastikbecher zu verzichten, bringe meine eigene Tasse mit, benutze umweltfreundliche Kosmetika und vermeide unnötige Einzelfahrten.”
Foto ® Maddalena Arosio
Darren Aronofsky, Regisseur von Noah / Jurypräsident der 65. Internationalen Filmfestspiele Berlin
“Als wir Noah gefilmt haben, war uns klar, dass wir einen Film über den ersten Steward der Welt drehen, deshalb wollten wir selbst gute Stewards sein. Bei Dreharbeiten fällt in der Regel unglaublich viel Müll an. Durch Organisationen wie die Earth Angel waren wir in der Lage, das ein bisschen einzudämmen.”
„Wir sind grün. Bei einer Filmproduktion fällt sehr viel Müll an, was uns besonders bewusst wird, wenn große Sets abgebaut werden. Wir beteiligen uns deshalb stark an einem Recycling-Programm. Wir unternehmen all diese Anstrengungen, um so nachhaltig wie möglich zu sein.“
Vorsitzende des PGA Green West / Produzentin und Moderatorin von EcoPop TV
„Als Fernseh- und Filmproduzentin versuche ich, möglichst viele umweltfreundliche Handlungen in meine Geschichten einzubauen. Denn das ist genauso wichtig, wenn nicht sogar mehr, wie nachhaltig hinter den Kulissen zu arbeiten!
Zu diesem Zweck beteilige ich mich an PGA Green, der grünen Initiative des Producers Guild of America. Wir unterstützen Produzenten mit praktischen Ratschlägen und einem CO2– Rechner, damit sie nachhaltiger produzieren.
Wir haben in Partnerschaft mit den Hollywoodstudios den kostenlosen www.greenproductionguide.com kreiert, der als grüne Datenbank mit über 2.000 Lieferanten weltweit nachhaltige Produktionslösungen bietet!“
„Ich würde mich sehr freuen, wenn ich die Gelegenheit bekomme, in einem grünen Film mitzuspielen. Unsere Umwelt ist, was uns inspiriert, deshalb müssen wir sie schützen.“
Regisseur (Fraktus, Dorfpunks, Am Tag als Bobby Ewing starb)
„Es ist etwas peinlich, dass das grüne Thema jetzt erst in unserer Branche ankommt, denn es gibt schon lange viele Möglichkeiten, effizienter zu drehen.
Technische Innovationen wie energiesparende Beleuchtungstechnik sind dabei genauso wichtig wie die Sensibilität jedes einzelnen Team-Mitglieds.“
Douglas Trumbull, Produzent, Regisseur und Visual Effects Supervisor (2001: Odyssee im Weltraum, Blade Runner)
„Die Trumbull Studios in Massachusetts versuchen so grün zu sein wie möglich, wozu der Einsatz von LED-Scheinwerfern, Sonnenenergie und Solar-Laptops gehört. Und zwar nicht nur, weil die Stromstärke und der Drehstrom an unserem Standort begrenzt sind, sondern weil wir davon überzeugt sind, dass wir als Branche gegenüber der Allgemeinheit und unserem Planeten die Verantwortung haben, sauber zu produzieren.“
Wir planen, einen digitalen Film in 3D 4K mit 120 Bildern pro Sekunde an entlegenen, unzugänglichen Orten zu drehen, an denen es keinen Strom gibt. Solarstrom ist der Weg, den wir einschlagen müssen.“
Dieter Kosslick, Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin
„Die Berlinale beschäftigt sich schon seit Jahren aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Wir begrüßen es sehr, dass nun eine wachsende Anzahl von Filmemachern, darunter unser diesjähriger Jury-Präsident Darren Aranofsky, am Set grünen Regeln folgt.“
Benoit Delhomme
Kameramann (Theory of Everything, The Most Wanted Man)
„Ich habe nie konkrete Vorgaben erhalten, wie ein grüner Film gedreht werden soll, aber wir versuchen, es umzusetzen. Das ist etwas Neues für mich.
Nachtszenen werden mitunter zu stark ausgeleuchtet. Ich vermeide das. Wenn ich etwas mit bloßem Auge sehen kann, reicht das auch für die Filmaufnahmen. So gesehen bin ich ein grüner Kameramann.“
Oscar-Preisträger Jeremy Irons, der in dem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag Nachtzug nach Lissabon die Hauptrolle spielt, ist ein Fan der Mülltrennung. „Besonders in Deutschland hat sich viel getan. Ihr seid vorbildlich, was die Mülltrennung betrifft.“
Der Hollywoodschauspieler ist um die ganze Welt gereist, um für die Umwelt-Doku Trashed von Candida Brady zu werben, die sich mit der globalen Müllproblematik auseinandersetzt: „Wir kaufen etwas, werfen es weg, verbrennen es und dann ignorieren wir es“ , sagt Brady. „Zusammen mit Jeremy Irons als unseren Reiseführer entdecken wir, was mit den Milliarden Tonnen von Abfall geschieht, die jedes Jahr heimlich entsorgt werden.“
Seit der Weltpremiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2012 hat Trashed diverse Auszeichnungen und Preise auf internationalen Festivals erhalten.
Helen Hunt
Schauspielerin
„Ich arbeite mit der amerikanischen Firma Sungevity zusammen, die Sonnenkollektoren für Privathäuser vermietet. Sie versteht es, innovative ökologische Konzepte zu entwickeln, die auch ökonomisch erfolgreich sind. Das ist mein kleiner, aber kontinuierlicher Beitrag zum Umweltschutz. Ich denke, wenn jeder etwas dazu beiträgt, kann das im Endeffekt sehr viel bewirken.“