Kreislaufwirtschaft im Kino

Der Convenience-Gedanke hat grundlegend die Art und Weise verändert, wie Lebensmittel zubereitet, aufbewahrt und konsumiert werden. Analog zum unstillbaren Appetit, im 24/7-Takt Informationen digital abrufen zu können, ist der Coffee-to-go-Becher Bestandteil des modernen Lifestyles. Der Konsument will sein Getränk überall mitnehmen, aber den Becher nach der Nutzung schnell loswerden.

 

Millionen von Coffee-to-go-Bechern landen als Wegwerfartikel in der Natur. Weder ein Aufpreis wie eine „Latte Levy“ noch ein Bonus für den mitgebrachten Becher kann die Pappbecher-Flut eindämmen. In den deutschen Fußballstadien, in denen früher jährlich rund zehn Mio. Einwegbecher im Abfall gelandet sind, bewähren sich Mehrwegbecher aus Plastik, die gegen Pfand ausgegeben und nach Gebrauch gespült werden. Der FC Bayern München spart damit in der Allianz Arena jedes Jahr 1,4 Mio. Einwegbecher ein.

 

Die Produktion eines Papierbechers verursacht im Schnitt 110 Gramm CO2. Mehrwegbecher sind schon nach fünf Nutzungen umweltfreundlicher und werden in den Stadien oft mehr als 40 Mal eingesetzt. Für die Becherrückgabe stellen einige Bundesligisten Spendentonnen sowie Pfandannahmestellen im Stadionaußenbereich auf.
Die Einführung von Mehrwegbechersystemen ist auch im Kinobereich ein Thema. „Wir sehen uns in der Verantwortung, wenn es Alternativen zum Einwegsystem gibt“, erklärt Andreas Hufer, Gesamtbetriebsleiter F & B der Kinopolis-Gruppe, die in Deutschland 17 Kinocenter mit 142 Leinwänden betreibt.

 

Als Testkino dafür dient das Dolby Cinema im Mathäser in München, das mit moderner Laserprojektion und einem leistungsstarken Soundsystem zu den Vorreitern der Branche gehört. Für das Mehrwegsystem ist ein IML-Becher eines Concession-Anbieters ausgewählt worden, der bis zu hundert Spülgänge übersteht. Nach längerem Einsatz verformen sich die IML-Becher durch die Hitze. Eine entscheidende Rolle spielt auch die Art der Spülmaschine. „In einer herkömmlichen Gastro-Maschine, in der die Trocknung über die Erhitzung der Produkte erfolgt, nimmt ein Plastikbecher die Wärme nicht auf“, erklärt Hufer. „Das Wasser bleibt in den Kanten der IML-Becher stehen.“

 

 

Besser zur Trocknung von Plastikbechern eignen sich Spülmaschinen mit Wärmerückgewinnung oder Spülmobile, die speziell für Großveranstaltungen
konzeptioniert worden sind. Im Münchener Multiplex sind zwei Spülmaschinen eingebaut worden, welche die Becher innerhalb von 15 Minuten trocknen. Letztendlich steht und fällt das Mehrwegbechermodell im Multiplex mit der Becherrückgabe. Da mitunter rund 1.000 Besucher zur gleichen Zeit aus den Kinosälen strömen, reichen die personellen Kapazitäten für eine Pfandrückgabe nicht aus. Auch eine Automatenlösung rentiert sich nicht.

 

„Das nachhaltige Mehrwegbecherkonzept rechnet sich nur, sofern die Becher im geschlossenen Kreislauf bleiben“, erläutert Hufer, „denn der Einkaufspreis eines wiederverwendbaren Bechers beträgt mehr als das Zehnfache eines Einwegprodukts.“
Im Dolby Cinema wird mit Kino-Spots an die Besucher appelliert, ihren Becher nicht im Abfall zu entsorgen, sondern nach Gebrauch abzugeben. Wenn die Besucher mitspielen,
will die Kinopolis-Gruppe die Tests auf weitere Multiplexkinos ausweiten.

 

Fotos: © Andeas Hufer/Kinopolis Multiplex Management GmbH

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