Das papierlose Büro ist am Filmset auf dem Vormarsch. Drehbücher und Dispos werden nicht mehr massenhaft ausgedruckt. Allerdings ist auch der digitale Datentransfer nicht klimaneutral, denn Smartphones und Tablets konsumieren weitaus mehr Strom als nur zur Aufladung ihres Akkus. Die wachsenden Datenmengen, die in der Cloud gespeichert werden, führen zu einem steigenden Strombedarf in den Rechenzentren. „Eine einzige Google-Suche entspricht einer Autofahrt von 60 Metern“, erklärt Helge Gallefoss, Chef der norwegischen Firma Fjord IT, deren grüne Rechenzentren zu über 98 % mit Energie aus Wasser- und Windkraftwerken gespeist werden.
In den meisten Ländern wird der Strommix, der aus der Steckdose kommt, hauptsächlich in Kohle- und Atomkraftwerken erzeugt. In Deutschland ist der Anteil der erneuerbaren Energien 2019 auf 46 % angestiegen, über 30 % des Stroms stammten aus Kohlekraft. Weltweit verbrauchen die Rechenzentren zwischen 200 und 500 Milliarden kWh. Nach den Berechnungen des Institute for Future Energy Consumer Needs and Behavior sind die Datencenter für 3,7 % aller Treibhausgasemissionen verantwortlich und haben damit einen höheren CO2-Fußabdruck als der gesamte Flugverkehr. Der Löwenanteil von rund 80 % entfällt auf das Video-Streaming. Durch Video-on-De-mand-Dienste werden jährlich mehr als 100 Megatonnen CO2 erzeugt, was dem ökologischen Fußabdruck von ganz Chile entspricht.
Durch die Einführung des Mobilfunkstandards 5G, der mit Highspeed-Datenverbindungen von 10 Gbit/s-und Latenzen unter eine Milli- sekunde Video-Streaming in Echtzeit auf mobilen Geräten ermöglicht, wird der Energiebedarf von Rechenzentren extrem ansteigen. Nach den Hochrechnungen der französischen Denkfabrik The Shift Project könnte sich der CO2-Fußabdruck der IKT-Branche (Informations- und Kommunikationstechnologie) bis 2025 auf 8 % verdoppeln. Bis 2030 wird für die Rechenzentren ein Jahresstromverbrauch von 2.000 Mrd. kWh prognostiziert.
Die Branche arbeitet an Lösungen zur Erhöhung der Energieeffizienz. Als Indikator dient dabei der PUE-Wert (Power Usage Effectiveness), der das Verhältnis zwischen dem IT-Energiebedarf und dem Gesamtenergiebedarf des Rechenzentrums bezeichnet. Neben dem Strom für die IT wird Energie für die Kühlung, Lüftung, Stromversorgung, Beleuchtung, Sensoren und Sicherheitstechnik benötigt. Mehr als ein Drittel des Strombedarfs verschlingt allein die Kühlung auf 21 und 25 Grad. Die amerikanische Standardisierungs-Organisation ASHRAE hat Modelle entworfen, die Zuluft-Temperaturen auf 27 bis 30 Grad zu erhöhen, um substantiell Kälte- energie zu sparen. „Die Bereitschaft, höhere Zuluft-Temperaturen zu akzeptieren, ist limitiert“, weiß Günter Eggers, stellvertretender Leiter des Branchenarbeitskreises Datacenter & Hosting, „weil es dann wenig Puffer gibt, wenn der Strom oder die Kühlung ausfällt.“
Branchenriesen wie Google und Amazon bauen ihre Rechenzentren an Standorten mit niedrigen Außentemperaturen, Microsoft experimentiert mit der Stromversorgung per Brennstoffzellen sowie Datencentern unter Wasser. Auch das norwegische Rechenzentrum setzt auf natürliche, passive Kühlsysteme. Für das AM3 Datencenter in Amsterdam wird das Kühlwasser 170 Meter aus der Tiefe gepumpt und für die Isolierung des Gebäudes sorgt ein Gründach mit Pflanzen. Ein großes Potential liegt in der Nutzung von Abwärme. Allein in Deutschland sind in den Rechenzentren 14 TWh Wärme verfügbar. „Mit der Hälfte dieser Sekundärwärme könnten mehrere 10.000 Gebäude beheizt werden“, bilanziert Eggers, „aber dafür fehlt die Infrastruktur.“
“Die Medien spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Es ist wichtig, in Filmen, im Fernsehen und all den anderen Auswertungskanälen immer wieder darauf hinzuweisen, dass es Lösungen gibt, die wir heute umsetzen können. Wir müssen die Menschen ansprechen und sie zum Handeln auffordern. Filme wie Avatar, The Day After Tomorrow und Dokus wie Years of Living Dangerously, bei der ich stolz darauf war, dabei sein zu können, sind sehr beliebt; sie erreichen und inspirieren Millionen von Menschen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass vor allem Filme mit ihrer starken Inspirationskraft die Menschen dazu bewegen können, selbst aktiv zu werden. Es ist großartig zu sehen, das einige meiner Freunde aus der Filmbranche mit Klimaschutzorganisationen zusammenarbeiten, um diese Nachrichten weiter zu verbreiten.“
"Es ist höchste Zeit, Dreharbeiten in Deutschland endlich ein wenig ‚grüner‘ und nachhaltiger zu organisieren. Bisher staune ich Bauklötze, wie umweltfeindlich der Großteil unserer Branche arbeitet.
Das fängt mit den bis heute nur einseitig bedruckten Drehbüchern an, geht mit den PET-Flaschen in Produktionsbüros und den Unmengen an Plastikmüll bei jedem Catering weiter und hört bei den dicken Limousinen zwecks Roter-Teppich-Vorfahrten leider nicht auf.
Ich lasse mich seit Jahren gerne belächeln, wenn ich mit meiner eigenen Tasse komme und mich weigere, von Papp- oder Plastiktellern und mit Plastik-Besteck Billigfleisch zu mampfen. Es wäre großartig, wenn der Grüne Drehpass hier etwas verändern könnte."
„Es ist fantastisch, dass sich mittlerweile Filmemacher auf der ganzen Welt zusammenreißen und versuchen, ihre Filme so nachhaltig wie möglich zu drehen. Ich denke, wir sollten die starke Kraft der bewegten Bilder nicht unterschätzen, welche die Herzen und Seelen der Menschen verändern.
Neben dem Versuch, in unserem eigenen Bereich umweltbewusster zu handeln, können wir auch das Bewusstsein dafür schärfen. Denn Kino kann die Welt verändern.Die Filmemacher sollten damit beginnen, diese wirkungsvolle Waffe einzusetzen und ihre Kamera in die Hand nehmen.
Lasst uns nicht nur versuchen, „weniger schlecht“ zu sein. Lasst uns versuchen, das Richtige zu tun, um eine Veränderung zu bewirken, die wir alle dringend benötigen.“
“Wir leben in einer Zeit, in der wir uns nicht mehr verantwortungslos der Natur gegenüber verhalten dürfen. Um so wichtiger ist es, dass auch Filmproduktionen versuchen, so umweltschonend wie möglich zu arbeiten. Ein Filmteam produziert jeden Tag Berge von Müll. Ich selbst versuche beim Dreh auf Plastikbecher zu verzichten, bringe meine eigene Tasse mit, benutze umweltfreundliche Kosmetika und vermeide unnötige Einzelfahrten.”
Foto ® Maddalena Arosio
Darren Aronofsky, Regisseur von Noah / Jurypräsident der 65. Internationalen Filmfestspiele Berlin
“Als wir Noah gefilmt haben, war uns klar, dass wir einen Film über den ersten Steward der Welt drehen, deshalb wollten wir selbst gute Stewards sein. Bei Dreharbeiten fällt in der Regel unglaublich viel Müll an. Durch Organisationen wie die Earth Angel waren wir in der Lage, das ein bisschen einzudämmen.”
„Wir sind grün. Bei einer Filmproduktion fällt sehr viel Müll an, was uns besonders bewusst wird, wenn große Sets abgebaut werden. Wir beteiligen uns deshalb stark an einem Recycling-Programm. Wir unternehmen all diese Anstrengungen, um so nachhaltig wie möglich zu sein.“
Vorsitzende des PGA Green West / Produzentin und Moderatorin von EcoPop TV
„Als Fernseh- und Filmproduzentin versuche ich, möglichst viele umweltfreundliche Handlungen in meine Geschichten einzubauen. Denn das ist genauso wichtig, wenn nicht sogar mehr, wie nachhaltig hinter den Kulissen zu arbeiten!
Zu diesem Zweck beteilige ich mich an PGA Green, der grünen Initiative des Producers Guild of America. Wir unterstützen Produzenten mit praktischen Ratschlägen und einem CO2– Rechner, damit sie nachhaltiger produzieren.
Wir haben in Partnerschaft mit den Hollywoodstudios den kostenlosen www.greenproductionguide.com kreiert, der als grüne Datenbank mit über 2.000 Lieferanten weltweit nachhaltige Produktionslösungen bietet!“
„Ich würde mich sehr freuen, wenn ich die Gelegenheit bekomme, in einem grünen Film mitzuspielen. Unsere Umwelt ist, was uns inspiriert, deshalb müssen wir sie schützen.“
Regisseur (Fraktus, Dorfpunks, Am Tag als Bobby Ewing starb)
„Es ist etwas peinlich, dass das grüne Thema jetzt erst in unserer Branche ankommt, denn es gibt schon lange viele Möglichkeiten, effizienter zu drehen.
Technische Innovationen wie energiesparende Beleuchtungstechnik sind dabei genauso wichtig wie die Sensibilität jedes einzelnen Team-Mitglieds.“
Douglas Trumbull, Produzent, Regisseur und Visual Effects Supervisor (2001: Odyssee im Weltraum, Blade Runner)
„Die Trumbull Studios in Massachusetts versuchen so grün zu sein wie möglich, wozu der Einsatz von LED-Scheinwerfern, Sonnenenergie und Solar-Laptops gehört. Und zwar nicht nur, weil die Stromstärke und der Drehstrom an unserem Standort begrenzt sind, sondern weil wir davon überzeugt sind, dass wir als Branche gegenüber der Allgemeinheit und unserem Planeten die Verantwortung haben, sauber zu produzieren.“
Wir planen, einen digitalen Film in 3D 4K mit 120 Bildern pro Sekunde an entlegenen, unzugänglichen Orten zu drehen, an denen es keinen Strom gibt. Solarstrom ist der Weg, den wir einschlagen müssen.“
Dieter Kosslick, Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin
„Die Berlinale beschäftigt sich schon seit Jahren aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Wir begrüßen es sehr, dass nun eine wachsende Anzahl von Filmemachern, darunter unser diesjähriger Jury-Präsident Darren Aranofsky, am Set grünen Regeln folgt.“
Benoit Delhomme
Kameramann (Theory of Everything, The Most Wanted Man)
„Ich habe nie konkrete Vorgaben erhalten, wie ein grüner Film gedreht werden soll, aber wir versuchen, es umzusetzen. Das ist etwas Neues für mich.
Nachtszenen werden mitunter zu stark ausgeleuchtet. Ich vermeide das. Wenn ich etwas mit bloßem Auge sehen kann, reicht das auch für die Filmaufnahmen. So gesehen bin ich ein grüner Kameramann.“
Oscar-Preisträger Jeremy Irons, der in dem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag Nachtzug nach Lissabon die Hauptrolle spielt, ist ein Fan der Mülltrennung. „Besonders in Deutschland hat sich viel getan. Ihr seid vorbildlich, was die Mülltrennung betrifft.“
Der Hollywoodschauspieler ist um die ganze Welt gereist, um für die Umwelt-Doku Trashed von Candida Brady zu werben, die sich mit der globalen Müllproblematik auseinandersetzt: „Wir kaufen etwas, werfen es weg, verbrennen es und dann ignorieren wir es“ , sagt Brady. „Zusammen mit Jeremy Irons als unseren Reiseführer entdecken wir, was mit den Milliarden Tonnen von Abfall geschieht, die jedes Jahr heimlich entsorgt werden.“
Seit der Weltpremiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2012 hat Trashed diverse Auszeichnungen und Preise auf internationalen Festivals erhalten.
Helen Hunt
Schauspielerin
„Ich arbeite mit der amerikanischen Firma Sungevity zusammen, die Sonnenkollektoren für Privathäuser vermietet. Sie versteht es, innovative ökologische Konzepte zu entwickeln, die auch ökonomisch erfolgreich sind. Das ist mein kleiner, aber kontinuierlicher Beitrag zum Umweltschutz. Ich denke, wenn jeder etwas dazu beiträgt, kann das im Endeffekt sehr viel bewirken.“