Zum ersten Mal ist im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) in Berlin der Eisvogel – Preis für nachhaltige Filmproduktion verliehen worden. Um die 20.000 Euro dotierte Auszeichnung konnten sich umweltschonend produzierte Film- und Fernsehproduktionen, Dokumentarfilme, Serien sowie Nachwuchsfilme aus der ganzen Welt bewerben. Der Eisvogel – Preis für nachhaltige Filmproduktion wurde der Unafilm-Produktion Tatort Dortmund – Gier und Angst verliehen, bei welcher der Green Consultant Roman Russo die Teammitglieder in allen Gewerken unterstützt hat, um Energie und Ressourcen zu sparen.
Zu den weiteren Filmen, die vom Vorauswahlkomittee nominert worden sind, gehört der Dokumentarfilm Les Incorrectes über internationale Top-Athlethinnen aus der ganzen Welt, mit denen Interviews per Zoom geführt und von lokalen Filmteams aufgezeichnet wurden, so dass keine Flüge anfielen. Dadurch ist der CO2-Fußabdruck von zwölf auf 2.8 Tonnen CO2 reduziert worden Durch den Verzicht auf Flüge hat die Produktion zudem 15.000 Euro eingespart. Beim Dreh der Doku-Serie SaFahri – Eine Reise zu den Elementen , die an 28 Drehtagen an 33 Schaupätzen enstanden ist, sind kaum Scheinwerfer eingesetzt worden.
Ein weiterer Eisvogel-Kandidat war die Literaturverfilmung Die stillen Trabanten. Bei der Herstellung hat die Sommerhaus Filmproduktion umweltfreundliche Lösungen im Bereich Szenenbild umgesetzt. beim Dreh dens Fernsehfilms Die Luft, die wir atmen wurde Regenwasser aus der Zisterne eines Bauern verwendet, um mit Hife von von Kieselsäure aus Regenwasser Schneeflocken herzustellen. Bei der französischen Produktion Tempête haben die Szenenbildner ihre Malerwerkzeuge und lackierten Materialien mit einer mobilen Waschanlage gereingt, dank der keine schadstoffbelasteten Flüssigkeiten in die Umwelt gelangen. Bei diesem Walzen- und Pinselreinigungssystem wird das Schmutzwasser mittels eines Spaltmittels auf Bentonit-Basis aufbereitet. Ebenfalls für den Eisvogel nominiert waren die Nachwuchsproduktionen Alles Perfekt von Fabian Gataavizadeh und Metanoia von Alina Podschun.
Bei der Produktion des Tatort Dortmund – Gier und Angst sind verschiedene umweltfreundliche Maßnahmen umgesetzt worden. Dank eines energiesparenden Kamera- und Lichtkonzepts musste kein Dieselgenerator eingesetzt werden. Die Nachtaufnahmen wurden mit Sonys lichtempfindlicher Kamera FX6 aufgenommen und mit ARRIs innovativen LED-Scheinwerfer Orbiter aufgenommen, das sich mit wechselbaren Optiken und Lichtformern von einem Punktscheinwerfer in eine Flächenleuchte verwandeln lässt. Statt eines LKWs mit Dieselantrieb mietete die Produktion einen 7.2-Tonner mit CNG-Antrieb (Compressed Natural Gas), so dass der Transport des cheren Equipments nagezu emissionsfrei erfolgen konnte.
“Wir haben auch eine Lösung gefunden, um der Nahrungsmittelverschwendung am Set Einhalt zu gebieten", sagt Roman Russo. "Jedes Teammitglied hat eine Lunchbox erhalten, um am Abend das übrig gebliebene Essen mitnehmen zu können." Bei Drehstart erhielten alle Schauspieler und Teammitglieder als Begrüßungsgeschenk jeweuils eine wiederbefüllbare Wasserflasche sowie eine Lunchbox. Dank der verschiedenen Maßnahmen hat die Produktion rund 50 Tonnen CO2 eingespart.
Der Eisvogel – Preis für nachhaltige Filmproduktion wird vom Bundesumweltministerium und der Heinz Sielmann Stiftung in Kooperation mit der BKM und der Produzentenallianz vergeben. „Das Thema nachhaltige Medienproduktion ist uns seit einigen Jahren ein wichtiges Anliegen", erklärt die Bundesumweltministerin Steffi Lemke. "Die Filmbranche ist ein bedeutender Wirtschaftszweig, der seinen ökologischen Fußabdruck durch die Umstellung auf eine ressourcenschonende, innovative Produktionsweise erheblich verringern kann. Beispielhafte Berechnungen zeigen, dass bei einem durchschnittlichen Fernsehfilm Einsparungen von 40 Prozent möglich sind."
Unter den für den Eisvogel-Wettbewerb eingereichten Produktonen befanden sich auch Filme von Newcomern, für die künftig ein grüner Nachwuchspreis vergeben werden soll. Die nächste Verleihung des Eisvogels ist 2023 im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele Berlin geplant. Der Aufruf für die Eisvogel-Einreichungen erfolgt im Herbst 2022.
Fotos: © GFS, Roman Russo