Doku: Klima – Im Würgegriff der Ölkonzerne

Erstmals in der Menschheitsgeschichte ist die globale Temperatur der Erdoberfläche um mehr als 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter überschritten worden. Am 17. November 2023 lag die Durchschnittstemperatur, die in zwei Meter oberhalb der Erdoberfläche gemessen wird, 2,07 °C über dem vom Weltklimarat defininierten Basiswert aus dem Zeitraum von 1850 bis 1900.

 

Dem aktuellen Report des UN-Umweltprogramms (UNEP) zur Folge, bewegt sich die Erde bis zum Ende dieses Jahrhunderts auf einen Temperaturanstieg von 2,5 bis 2,9 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu. Bis Anfang Oktober 2023 wurden 86 Tage mit Temperaturen über 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau verzeichnet. Der September war mit einer globalen Durchschnittstemperatur von 1,8°C der heißeste jemals aufgezeichnete Monat. Das Jahr 2023 könnte, so befürchten Experten des Copernicus Climate Change Service, das wärmste Jahr in der bisherigen Erdgeschichte werden.

 

In dem Emissions Gap Report 2023 wird festgestellt fest, dass die globalen Treibhausgasemissionen von 2021 bis 2022 um 1,2 Prozent gestiegen sind. Mit dem Ausstoß von 57,4 Gigatonnen Kohlendioxidäquivalent (GtCO2e) haben sie einen neuen Rekord erreicht. Die Treibhausgasemissionen der G20-Staaten sind 2022 um 1,2 Prozent gestiegen. Obwohl die Temperaturen neue Höchstwerte erreichen, schafft die Welt es nicht, die Emissionen zu senken. Um die 2015 in Paris vereinbarten Klimaziele einzuhalten, die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, müssten die Treibhausgasemissionen bis 2030 weltweit um 42 Prozent gesenkt werden. Die Erreichung des 2°C-Pfads würde bis 2030 eine Senkung der Treibhausgasemissionen um 28 Prozent erfordern. Stattdessen steigen die Treibhausgasemissionen durch die Nutzung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Gas und Erdöl weiter an.

 

"Es gibt keinen Menschen und keine Wirtschaft auf der Welt, die nicht vom Klimawandel betroffen ist. Deshalb müssen wir aufhören, unerwünschte Rekorde bei den Treibhausgasemissionen, den globalen Höchsttemperaturen und den Wetterextremen aufzustellen", erklärt Inger Andersen, Exekutivdirektorin des UNEP.  „Es ist immer noch möglich, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen“, versichert Antònio Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen. Dazu müsse die Nutzung fossiler Brennstoffe beendet werden, welche die Klimakrise verursacht haben.

 

In der Dokumentation Klima – Im Würgegriff der Ölkonzerne, die am 21. November auf ARTE ihre Premiere feiert, wird gezeigt, wie Ölkonzerne und ihre Verbündeten in der Politik jahrzehntelang Zweifel an der Ursache des Klimawandels geschürt haben. Die zweiteilige Dokumentation beginnt in den 1980er Jahren, als der Ölkonzern ExxonMobil anfing, den Klimawandel und seine weltweiten Auswirkungen zu erforschen. Um ihr Geschäftsmodell nicht zu gefährden, begannen diie Ölkonzerne und der Interessenverband American Petroleum Institute damit, die öffentliche Meinung zu beeinflussen, um Maßnahmen gegen den Klimawandel zu verhindern.

 

Die Recherche des Autors James Jones basiert auf unlängst veröffentlichten Dokumenten sowie hunderten von Interviews mit Wissenschaftlern, Politikern, Managern und Lobbyisten. Wie bereits Leonardo DiCaprio 2016 in seiner Doku Before the Flood enthüllt hat, manipulierte die Ölbranche die öffentliche Meinungs- und Willensbildung, indem sie sukzessive Zweifel an den wissenschaftlichen Grundlagen säte. Als der US-Vizepräsident Al Gore 1988 eine CO2-Steuer auf fossile Brennstoffe einführen wollte, startete die Global Climate Coalition eine groß angelegte Kampagne, die auf das Prinzip setze, Angst zu schüren. Millionen von Arbeitern wurde der Verlust ihrer Arbeitsplätze angedroht. Die BTU Tax, die unter der Regierung von dem US-Präsidenten Bill Clinton eingeführt werden sollte, wurde daraufhin gekippt.

 

Auch die Versuche von Al Gore, 1995 auf der ersten Klimakonferenz in Berlin ein globales Abkommen zu vereinbaren, scheiterten. Das für den Interessenverband American Petroleum Institute tätige Unternehmen Charles River Associates lancierte Pressemeldungen, dass den USA die Unterzeichnung eines UN-Klimaabkommens teuer zu stehen kommen würde. Während China, Indien und Mexilo keinen Beitrag dazu leisteten, würde der Benzinpreis in den USA um 50 Cent pro Liter und die Strom- und Erdgaspreise um 25 bis 50 Prozent steigen. "Wir lassen nicht zu, dass Sie Eigeninteressen über die Interessen der gesamten Menschhei stellen“, wetterte Al Gore 1997 auf der Klimakonferenz in Kyoto. Zusammen mit 149 anderen Ländern unterzeichnete er das Kyoto-Protokoll, das jedoch nicht von den USA ratifiziert wurde.

 

Fotos: © PBS

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert