Bei der zweiten Ausgabe des Green Tec Day, der in den Berliner Cinegate Studios stattfand, verzeichnete der Verband der film- und fernsehtechnischen Betriebe (VTFF) mehr als 400 Besucher. Ob mobile Stromerzeugung, effiziente Beleuchtung, digitale Workflow-Lösungen oder Aufbau einer LED-Wall – die Branche hatte die Möglichkeit, sich vor Ort nachhaltige Lösungen und Konzepte anzuschauen oder sich bei den Podiumsdiskussionen einen Einblick in verschiedene Bereiche zu bekommen.
In Deutschland ist es für geförderte Film-, Fernseh- und Streamingproduktionen seit 2023 Pflicht, die ökologischen Produktionsstandards einzuhalten. Dennoch beklagen verschiedene Equipmenverleiher, dass die hohen Entwicklungs- und Investitionskosten umweltschonender Produktionsmittel sich bislang nicht auszahlen, da die Nachfrage nach diesen Lösungen nach wie vor relativ gering ist. Die Erwartungen einiger Hersteller, dass durch entsprechende Anforderungen an die Produktionen verstärkt umweltverträglichere Produktionsmittel nachgefragt werden, hat sich in den Zeiten knapper Budgets und internationaler Standortwettbewerbe nicht erfüllt.
Der Einsatz von Dieselgeneratoren zur Stromerzeugung am Set ist allerdings tendenziell rückläufig, da mehr Festnetzstrom genutzt wird und der Energiebedarf von effizienten Beleuchtungslösungen geringer ist. Umweltschonende Lösungen zur Energieversorgung am Set standen im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion „Große Energiesicherheit, kleiner Fußabdruck“. Michael Weis, Business Development Manager Hydrogen bei SFC Energy stellte der Filmbranche beim Green Tec Day einen Brennstoffzellen-basierten H2 Genset vor, der mit grünen Wasserstoff komplett emissionsfreien Strom erzeugt.
Knut Maier, Inhaber des Equipment-Verleihs Maier Bros., präsentierte mit dem Filmhybrid 130 das neue Hybridsystem, bei dessen Entwicklung Maier Bros. und Polyma auf die Erfahrungswerte mit dem FH 100 aufgebaut haben. „Der Filmhybrid 100 arbeitet durch das hybride System im optimalen Wirkungsgrad. Dadurch ist er effizienter, sparsamer und erzeugt 30 Prozent weniger Rußpartikel als ein Diesel-Aggregat“, erklärt Knut Maier. Mit dem von Kemama entwickelten Filmhybrid 30/60 lassen sich die CO2-Emissionen im Vergleich zu einem konventionellen Diesel-Fahrzeug mit Stromerzeuger sogar halbieren.
Auf eine nachhaltige Nutzung seiner Bestandsfahrzeuge setzt Moritz Kromer, Geschäftsführer von Mobilespace, mit der energieeffizienten Umrüstung von Aufenthalts- und Maskenmobile per Photovoltaik und Akku. Um sowohl seinen gesamten Fuhrpark als auch die alten Dieselgeneratoren ohne klimaschädliche Emissionen und Feinstaub zu betreiben, hat Oliver Graff auf dem Gelände seines Kölner Equipment-Verleihs CamCar eine Betriebstankstelle für die Firma und Kunden installiert, die mit HVO 100 gespeist wird. Eine Software-Lösung, mit der sich die Abläufe von der Kommunikation innerhalb des Filmteams bis hin zur Erfasung der CO2-Emissionen effizient gestalten lassen, präsentierte der Green Consultant Roman Russo mit dem Grünen Werkzeugkasten.
Als ein weiterer Schwerpunkt stand das Thema Beleuchtung 2.0: Von LED bis Laser auf der Agenda.Der LED-Entwickler Peter Riedel hat zusammen mit dem dem ARRI Rental-Team das effiziente, modular aufgebaute Briklok entwickelt, das über ein Schuko-Kabel gespeist wird. “Die LED-Technik hilft uns sehr. Früher wurde viel mit Kunstlicht gearbeitet”, sagt der Oberbeleuchter Jürgen Bosse. Allerdings bevorzugten einige Schauspielerinnen immer noch Kunstlicht, weil die Hauttöne dami schöner aussehen. „Kunstlicht ist immer noch ein Mittel, um gute Ergebnisse zu erzielen.”
Beleuchter werden oftmals mit der Anforderung konfrontiert, dass am Set keine Scheinwerfer aufgestellt werden sollen, so dass das Licht von der Decke oder von außen kommen musss. Zudem soll der Lichtaufbau am Set nicht lange dauern, weil die Darsteller Zeit benötigten, etwas zu entwickeln. Das erfordere den Einsatz von Scheinwerfern, die stark genug sind, um von außen hineinzuleuchten. “Mit LED-Leuchten ist es physikalisch nicht möglich, eine Stufenlinse zu bauen, die einen schönen Schatten wirft”, erklärt der Oberbeleuchter. “Die großen Flächen, die draußen aufgebaut werden können, nutzen uns nur bedingt, denn sie besitzen nicht den Punch und die Schattenqualität, die eine Lampe braucht.”
"Die traditionellen Scheinwerfer sind immer noch recht effizient. Wenn wir den großen ARRImax als LED betreiben würde , hätte er statt 56 cm einen vier Meter großen Durchmesser. Den Punch kann ich in der Größe und dem Gewicht noch nicht mit LED umsetzen", betont Dr. Raphael Kiesel, Senior Vice President, Business Unit Lighting der ARRI Group". Wir müssen genau schauen, was möglich ist und was ersetzt werden kann. Drei neue SkyPanelX können von der Funktion her eine M90 ersetzen." Es sei daher wichtig, die Anforderung und den jeweiligen Nutzen zu prüfen.
“Mit LED ist schon sehr viel machbar, aber längst noch nicht alles”, versichert Claas Ernst, Geschäfsführer von VisionTwo. “Wir sind die Diener der Kunst.” Die LED-Scheinwerfer, die vor 25 Jahren auf den Mark gebracht wurden, sind heute hoch qualifizierte Leuchten. Aber es gibt noch andere technologische Entwicklungen wie beispielsweise die Laser-Technologie.
Für Entertainment-Zwecke sind bereits Scheinwerfer konzipiert worden, die über eine Laser Engine als Lichtquelle verfügen. “Sie sind wesentlich effizienter, denn ein 300 Watt-Lasermodul besitzt das Potenzial, einen 4 kW Xenon-Scheinwerfer zu ersetzen, was allerdings nur für die Lichtstärke, aber nicht in Bezug auf die Licht- oder Farbqualität gilt.” Die Laser-Technologie werde oft als besonders gefährlich betrachtet, aber auch andere Lichtquellen wie LED oder Kunstlicht bergen ein Gefahrenpotenzial. Durch einen Arbeitsunfall mit LED-Scheinwerfern sind bei einer Kollegin die Netzhäute verbrannt worden, da sie mit zu geringem Abstand in die LED-Scheinwerfer geschaut hat. „Ein solcher Unfall ist auch bei anderen Scheinwerfensystemen möglich.“
Am Set auf Arbeitsschutz zu achten, ist elementar. Dazu gehört es, die Sicherheitshinweise der Hersteller einzuhalten. Aber auch für Nachhaltigkeit am Set gebe es inzwischen ein größeres Bewusstsein. "Es ist ganz wichtig für die Produktion, dass dabei nicht die Bürokratie überhand nimmt“, unterstreicht Jürgen Bosse, "denn es ist problematisch, wenn jede Kleinigkeit durchrechnet werden soll."
Fotos/ Videos: © GFS/ARRI