Anlässlich des 77. Cannes Film Festivals hat die französische Organisation Ecoprod die Gewinner des Ecoprod-Preises 2024 präsentiert, mit dem die Filme und ihre Crews für ihre nachhaltigen Maßnahmen bei der Produktionausgezeichnet werden. Der Preis dient als Anreiz, um umwelt- und resourcenschonende Produktionspraktiken in der Branche hervorzuheben. Die Preisträger sind von einer Jury ausgewählt worden, die mitdem Filmeacher und Aktivisten Cyril Dion, dem Regisseur Antoine Barraud, der Produzentin Christine de Jekel und Green Consultant Pauline Gil besetzt war.
Der Ecoprod-Preis ist zu gleichen Teile an drei Filmse vergeben worden, die in Cannes ihre Premiere feiern. Bei der Produktion von Jim’s story von Arnaud and Jean-Marie Larrieu wurde in jeder Phase der Herstellung auf Nachhaltigkeit geachtet. Die Dreharbeiten erfolgten in einer Region, in der eine Schulung für nachhaltiges Produktionsmanagement erfolgte. Das Team stellte zudem die nachhaltige Wirkung dieses Filmprojektes sicher. Ein Haus, das für den Film errichtet worden war, fungiert nun in der Kommune Saint-Roman als Gemeindezentrum.
Die Zulieferer unterstützen das nachhaltige Engagement. Daraus erwachsen ist eine Partnerschaft mit Esat Prestige in Saint Claude, einem Heim für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, das einen Schreiner-Workshop anbietet. Im Rahmen dieser Kooperation haben die Szenenbildner mit einige der Bewohner in die Fillmroduktion eingezogen. Sie haben beispielsweise Materialien wie Holz bearbeiten. Der alte Clio-Wagen, der im Film zusehen ist, wurde eigesetzt, um die Schauspieler zum Set zu fahren, so dass weniger Autos gemietet werden mussten.
“Wir freuen uns sehr, den Ecoprod-Pteis zu erhalten, mit dem die herausragende Arbeit unseres Green Consultants Mathieu Thill und das Team gewürdigt wird, deren Engagement es uns ermöglicht hat, die Umweltbelange Tag für Tag während der Produktio von Jim’s Story anzugehen. Dank dieser Maßnahmen konnten wir unsere Ziele umsetzen, ohne das die Effizienz beim Dreh gelitten hat. Der Ecoprod-Preis spornt uns an, diesen Weg weiter zu beschreiten und unsere Anstrengungen zu verstärken", erklärt der Produzent Kevin Chneiweiss.
Der Spielfilm Being Maria von Jessica Palud beeindruckte die Jury vor allem durch die ökologischen Maßnahmen im technischen Bereich. Im Zentrum dieses in den 1970er und 1980er Jahren angesiedelten Dramas steht die junge, austrebende Schauspielerin Maria, die glaubt, dass ihr Traum wahr wird, als ein italienischer Regisseur sie neben einem amerikanischen Superstar für die Hauptrolle in The Last Tango in Paris engagiert. Aber das, was ihr großer Durchbruch sein soll, erweist sich für sie als die reinste Hölle.
Da es sich bei Maria um einen historischen Film handelt, bestand eine Herausforderung darin, das Set möglichst umweltschonend zu errichten. Für das Produktions-Design verantworlich waren der Szenenbildner Valérie Valéro, die Malerin Sabine Barthelemy und der Chefkonstrukteur Théo de Montalivet, die auf striktes Öko-Design setzten. 90 Prozent der Sets bestanden aus recycelten Materialien und Elementen. Das galt auch für die Kostüme aus dieser Zeit, die zu über 80 Prozent aus Second-Hand-Läden stammten.
“Mit dem Ecoprod-Preis ausgezeichnet zu werden, bedeutet dass die Anstrengungen des Produzenten und der Szenenbildner-Abteilung anerkannt werden. Diese Würdigung beweist, dass grünes Produzieren funktioniert und das es genauso viel oder sogar weniger als die herkömmliche Produktionsweise kostet. Der Preis zeigt auch, dass sich der CO2-Fußabdruck von Filmen senken lässt und es einfach keinen Grund gibt, Filme nicht nachhaltiger zu produzieren", betont die Produzentin Marielle Duigou.
Den Spezialpreis der Jury erhielt Niki, der erste Spielfilm von Céline Sallette, die dabei eng mit dem Produktionsleiter zuammengearbeitet hat, um die Umweltauswirkungen in jeder Phase der Produktion so gering wie möglich zu halten. Dabei wurden die künstlerische Zielsetzungen und wirtschaftlichen Erfordenisse stets miteinander abgewogen. Die Produktion entschied an bestehenden Motiven zu drehen, um keine Kulissen bauen zu müssen und möglichst wenig Abfall zu produzieren. Die akribische technische Vorbereitung erlaubte es dem Team, ausschließlich mit vorhandenem Licht zu drehen. Die Crew verzichtete auf den Einsatz großer Autos und schwerer Latfahrzeuge. Stattdessen verwendet das Teeam Lasträder, die auch beim Außendreh als Dolly eingesetzt wurden. Die ausgewählten Drehorte waren mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, die das gesamte Team einschließlich dem Regisseur und den Schauspielern für die Fahrten zum Set nutzen.
“Der Ecoprod-Preis ist eine große Ermutigung für die gesamte Film-Crew und unser Umwelt-Team der Cinéfrance Studios", erklärt Géraldine Toitot, Produktionsleiterin der Cinéfrance Studios. Die Produktionsfirma hat sich zum Ziel gesetzt, 2024 die Hälfte ihrer Produktionen mit dem Ecoprod-Label zu zertifizieren.
Die Ecoprod-Preise wurden am Stand des französischen Technik-Verbands CST in Cannes vergeben. Baptiste Heynemann, Chef der CST, und sein Team feierten in diesem Jahr in Cannes das 80. Jubiläum der La Commission supérieure technique de l’image.
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