Eine Frage des Lichts

Jedes Team-Mitglied kann durch seine Entscheidungen zur Energiewende am Set beitragen. Eine zentrale Rolle spielt dabei stets der Energiebedarf. Kameramann Maher Maleh spricht im Interview mit Green Film Shooting über Anforderungen und Lösungen.

 

Welchen Input kann ein Kameramann zum grünen Produzieren geben?
Das beginnt mit der Auswahl des Equipments. Es gibt viele Beleuchtungssysteme, die sich mit einem Akku betreiben lassen. Bei der Erstellung der Lichtliste achte ich darauf, Scheinwerfer zu bestellen, die energiesparend sind, um auf einen Dieselgenerator verzichten zu können. In vielen Fällen lässt sich Kunstlicht durch LED ersetzen. Kunstlicht-Scheinwerfer mit 3.200K sind kaum noch gefragt. Als größere Einheiten werden HMIs eingesetzt, da LED ab einer gewissen Lichtstärke nicht mithalten kann. Während HMIs ein sehr starkes und punktuelles Licht erzeugen, produzieren die meisten LEDs als Flächenleuchten ein sehr weiches Licht. Die Hautttöne reagieren schöner auf HMI oder Kunstlicht als auf LED-basierte Lampen, aber das lässt sich mit Filtern oder im Grading anpassen.

 

Welche Rolle spielt dabei der Oberbeleuchter?
Der Kameramann kann entscheiden, eine bestimmte Leuchte einzusetzen. Kameraleute sind aber gut beraten, auf ihren Oberbeleuchter zu hören, denn er besitzt einen großen Anteil an der kreativen Arbeit. Allerdings kommt es oft vor, dass HMIs die Mittagspause durchlaufen, weil es länger dauert sie abzudecken, wenn es regnet. Solange sie brennen, kann der Regen ihnen nichts anhaben. Damit der Generator nicht in eine Schieflast gerät, wenn eine Phase mit einer 18 kW-Leuchte belastet ist, wird auf den anderen beiden Phasen die doppelte Menge angehängt.

 

Wie funktioniert das bei Batteriespeichern?
In den Batteriespeichern steuert das die Elektronik. Am Set wird nur eine Phase benötigt, weil die meisten Lampen auf Single-phase laufen. Die Diesel-Generatoren sind nicht für die Anforderungen der Filmbranche konstruiert, sondern für Einsätze wie dem Baubetrieb, wo drei Phasen eine Vorgabe sind. Bei E-Generatoren ist es unerheblich, auf welcher Phase wie viel Strom gezogen wird, denn das System gleich das automatisch aus.

 

Wie gestaltet sich dieser Transformationsprozess in der Branche?
Das ist stark Länder-abhängig. Einer Studie vom Verband der film- und fernsehtechnischen Betriebe (VTFF) zufolge erfüllen 93 Prozent der Generatoren an den Filmsets in Deutschland nicht die Vorgaben der ökologischen Mindeststandards. Wir haben zuviel Power am Set. In vielen Fällen würden viel kleinere Generatoren oder E-Akkus ausreichen. In den USA wird jedes Set mit dem 5kW Voltstack bestückt. Portable Electrics hat allein dort 900 Stück im Einsatz. Es wird gar nicht mehr nach einem 5 kW Diesel-Honda gefragt, sondern auf Akkus gesetzt. Bei uns ist das noch etwas Besonderes.

 

Fotos: © Mit freundlicher Genehmigung von Maher Maleh

 

 

 

 

 

 

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