Die guten Vorsätze für das Neue Jahr sind oft nicht sehr nachhaltig. Doch das ist kein Grund, schon von vorneherein zu resignieren. So ist ein Leben, in dem wir komplett auf Plastik verzichtet, schwer vorstellbar, aber durchaus möglich. Die beiden Buchautorinnen Nadine Schubert und Anneliese Bunk haben das ausprobiert. Mit Erfolg. Seit mehr als zwei Jahren haben Sie den gsundscheitsschädlichen Kunststoff aus ihrem Leben verbannt. Wie das funktioniert, beschreiben Sie in ihrem Sachbuch Besser leben ohne Plastik, das zahreiche Tipps, Ideen und Rezepte für den Alltag enthält.
Nach den Angaben des Umweltbundesamtes produziert jeder Deutsche mehr als 3.000 kg Plastikmüll pro Jahr, wovon nur etwa 40 Prozent recycelt werden. Die Überbleibsel unserer Wegwerfgesellschaft kosten jedes Jahr Zehntausende von Meerestieren das Leben. Die acht Millionen von Tonnen an Plastikmüll, die jedes Jahr in die Ozeane gelangen, führen dazu, dass Seevögel qualvoll mit vollen Mägen verhungern, während sich Wale und Delfine sich in Plastiknetzen verfangen. Aber es schädigt auch den menschlichen Organismus, wenn wir uns Honig auf das Brot schmieren, der mit Mikroplastik belastet ist. Die Liste der schweren Krankheiten, die aus der Störung unseres Hormonhaushaltes durch Weichmacher und Kunststoffprodukte wie Bisphenol A (BPA) resultieren können, reicht von Allergien bis hin zu Krebserkrankungen.
Trotz Untersuchungen, die gezeigt haben, dass BPA Auswirkungen auf das Immunsystem und die Entwicklung von Tumoren haben könnte, ist der Stoff in Europa bisher nur aus Babyflaschen verbannt. In anderen Kunststoffartikeln aus Polycarbonat sowie den Innenbeschichtungen von Gemüse- oder Obst-Dosen, in Getränkedosen und -flaschen ist BPA nach wie vor erlaubt. Insbesondere wenn heiße Flüssigkeiten in eine Flasche abgefüllt werden, verlässt die Chemikalie das Plastik. Eindrucksvoll vor Augen geführt hat uns das Werner Boote in der preisgekrönten Kino-Doku Plastic Planet.
Auch die beiden Buchautorinen sind der Frage nachgegangen, welche Gefahren im Alltag lauern. Auf der schwarzen Liste stehen beispielsweise Brötchentüten mit Sichtfenster, da das darin enthaltene PET zu Leberschäden führen kann. PET ist aber auch in Kaugummi, Konservendosen und Pfannenbeschichtungen zu finden. Bereits beim Einkauf wird empfohlen, auf Plastikverpackungen zu verzichten und stattdessen Obst und Gemüse lose einzukaufen und Milchprodukte, die im Glas angeboten werden. Die leeren Gläser können im Haushalt wiederverwendet werden. Kunststoffbehälter sollten nicht mehr in der Küche zum Einsatz kommen, lassen sich aber noch zur Aufbewahrung von Näh-,Werkzeug und Waschmitteln verwenden.
Viele der angebotenen Wasch- und Putzmittel, die in der Werbung angepriesen werden, sind gar nicht nötig. Für die Reinigung im Haushalt reicht eine Grundausstattung zu der Kernseife, Soda, Zitronensäure und Natron und Schlämmkreide gehören. Der Verzicht auf Plastik ist ein Prozess, der nur Schritt für Schritt erfolgen kann. Doch ein Umdenken und Handeln ist dringend nötig, denn es werden jedes Jahr rund acht Milionen Tonnen Plastikmüll produziert, von dem rund 80 Prozent in den Ozeanen landen. Und es dauert etwa 500 Jahre, bis sich Plastik zersetzt.
Es gibt viele Alternativen zum Einsatz von umweltschädlichem Plastik. Jeder Verbraucher kann durch sein eigenes Verhalten dazu beitragen, Müll zu vermeiden und zum Beispiel seine Einkaufstüte mitzubringen. Weltweit werden jährlich eine Trillion Plastiktüten verwendet, was über einer Million Tüten pro Minute entspricht. Und die meisten davon landen auf dem Müll. Um bei den Konsumenten ein Bewuisstsin dafür zu schaffen, hat die amerikanische Dokumentarfilmemacherin und Unterwasser-Künstlerin Christine Ren das Projekt Blind Spots realisiert. Zudem stellt sie gerade ihre neue Doku The Red Road fertig, die das ausgeblichene Korallenriff im thailändischen Phuket zeigt.
“Die Medien spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Es ist wichtig, in Filmen, im Fernsehen und all den anderen Auswertungskanälen immer wieder darauf hinzuweisen, dass es Lösungen gibt, die wir heute umsetzen können. Wir müssen die Menschen ansprechen und sie zum Handeln auffordern. Filme wie Avatar, The Day After Tomorrow und Dokus wie Years of Living Dangerously, bei der ich stolz darauf war, dabei sein zu können, sind sehr beliebt; sie erreichen und inspirieren Millionen von Menschen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass vor allem Filme mit ihrer starken Inspirationskraft die Menschen dazu bewegen können, selbst aktiv zu werden. Es ist großartig zu sehen, das einige meiner Freunde aus der Filmbranche mit Klimaschutzorganisationen zusammenarbeiten, um diese Nachrichten weiter zu verbreiten.“
"Es ist höchste Zeit, Dreharbeiten in Deutschland endlich ein wenig ‚grüner‘ und nachhaltiger zu organisieren. Bisher staune ich Bauklötze, wie umweltfeindlich der Großteil unserer Branche arbeitet.
Das fängt mit den bis heute nur einseitig bedruckten Drehbüchern an, geht mit den PET-Flaschen in Produktionsbüros und den Unmengen an Plastikmüll bei jedem Catering weiter und hört bei den dicken Limousinen zwecks Roter-Teppich-Vorfahrten leider nicht auf.
Ich lasse mich seit Jahren gerne belächeln, wenn ich mit meiner eigenen Tasse komme und mich weigere, von Papp- oder Plastiktellern und mit Plastik-Besteck Billigfleisch zu mampfen. Es wäre großartig, wenn der Grüne Drehpass hier etwas verändern könnte."
„Es ist fantastisch, dass sich mittlerweile Filmemacher auf der ganzen Welt zusammenreißen und versuchen, ihre Filme so nachhaltig wie möglich zu drehen. Ich denke, wir sollten die starke Kraft der bewegten Bilder nicht unterschätzen, welche die Herzen und Seelen der Menschen verändern.
Neben dem Versuch, in unserem eigenen Bereich umweltbewusster zu handeln, können wir auch das Bewusstsein dafür schärfen. Denn Kino kann die Welt verändern.Die Filmemacher sollten damit beginnen, diese wirkungsvolle Waffe einzusetzen und ihre Kamera in die Hand nehmen.
Lasst uns nicht nur versuchen, „weniger schlecht“ zu sein. Lasst uns versuchen, das Richtige zu tun, um eine Veränderung zu bewirken, die wir alle dringend benötigen.“
“Wir leben in einer Zeit, in der wir uns nicht mehr verantwortungslos der Natur gegenüber verhalten dürfen. Um so wichtiger ist es, dass auch Filmproduktionen versuchen, so umweltschonend wie möglich zu arbeiten. Ein Filmteam produziert jeden Tag Berge von Müll. Ich selbst versuche beim Dreh auf Plastikbecher zu verzichten, bringe meine eigene Tasse mit, benutze umweltfreundliche Kosmetika und vermeide unnötige Einzelfahrten.”
Foto ® Maddalena Arosio
Darren Aronofsky, Regisseur von Noah / Jurypräsident der 65. Internationalen Filmfestspiele Berlin
“Als wir Noah gefilmt haben, war uns klar, dass wir einen Film über den ersten Steward der Welt drehen, deshalb wollten wir selbst gute Stewards sein. Bei Dreharbeiten fällt in der Regel unglaublich viel Müll an. Durch Organisationen wie die Earth Angel waren wir in der Lage, das ein bisschen einzudämmen.”
„Wir sind grün. Bei einer Filmproduktion fällt sehr viel Müll an, was uns besonders bewusst wird, wenn große Sets abgebaut werden. Wir beteiligen uns deshalb stark an einem Recycling-Programm. Wir unternehmen all diese Anstrengungen, um so nachhaltig wie möglich zu sein.“
Vorsitzende des PGA Green West / Produzentin und Moderatorin von EcoPop TV
„Als Fernseh- und Filmproduzentin versuche ich, möglichst viele umweltfreundliche Handlungen in meine Geschichten einzubauen. Denn das ist genauso wichtig, wenn nicht sogar mehr, wie nachhaltig hinter den Kulissen zu arbeiten!
Zu diesem Zweck beteilige ich mich an PGA Green, der grünen Initiative des Producers Guild of America. Wir unterstützen Produzenten mit praktischen Ratschlägen und einem CO2– Rechner, damit sie nachhaltiger produzieren.
Wir haben in Partnerschaft mit den Hollywoodstudios den kostenlosen www.greenproductionguide.com kreiert, der als grüne Datenbank mit über 2.000 Lieferanten weltweit nachhaltige Produktionslösungen bietet!“
„Ich würde mich sehr freuen, wenn ich die Gelegenheit bekomme, in einem grünen Film mitzuspielen. Unsere Umwelt ist, was uns inspiriert, deshalb müssen wir sie schützen.“
Regisseur (Fraktus, Dorfpunks, Am Tag als Bobby Ewing starb)
„Es ist etwas peinlich, dass das grüne Thema jetzt erst in unserer Branche ankommt, denn es gibt schon lange viele Möglichkeiten, effizienter zu drehen.
Technische Innovationen wie energiesparende Beleuchtungstechnik sind dabei genauso wichtig wie die Sensibilität jedes einzelnen Team-Mitglieds.“
Douglas Trumbull, Produzent, Regisseur und Visual Effects Supervisor (2001: Odyssee im Weltraum, Blade Runner)
„Die Trumbull Studios in Massachusetts versuchen so grün zu sein wie möglich, wozu der Einsatz von LED-Scheinwerfern, Sonnenenergie und Solar-Laptops gehört. Und zwar nicht nur, weil die Stromstärke und der Drehstrom an unserem Standort begrenzt sind, sondern weil wir davon überzeugt sind, dass wir als Branche gegenüber der Allgemeinheit und unserem Planeten die Verantwortung haben, sauber zu produzieren.“
Wir planen, einen digitalen Film in 3D 4K mit 120 Bildern pro Sekunde an entlegenen, unzugänglichen Orten zu drehen, an denen es keinen Strom gibt. Solarstrom ist der Weg, den wir einschlagen müssen.“
Dieter Kosslick, Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin
„Die Berlinale beschäftigt sich schon seit Jahren aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Wir begrüßen es sehr, dass nun eine wachsende Anzahl von Filmemachern, darunter unser diesjähriger Jury-Präsident Darren Aranofsky, am Set grünen Regeln folgt.“
Benoit Delhomme
Kameramann (Theory of Everything, The Most Wanted Man)
„Ich habe nie konkrete Vorgaben erhalten, wie ein grüner Film gedreht werden soll, aber wir versuchen, es umzusetzen. Das ist etwas Neues für mich.
Nachtszenen werden mitunter zu stark ausgeleuchtet. Ich vermeide das. Wenn ich etwas mit bloßem Auge sehen kann, reicht das auch für die Filmaufnahmen. So gesehen bin ich ein grüner Kameramann.“
Oscar-Preisträger Jeremy Irons, der in dem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag Nachtzug nach Lissabon die Hauptrolle spielt, ist ein Fan der Mülltrennung. „Besonders in Deutschland hat sich viel getan. Ihr seid vorbildlich, was die Mülltrennung betrifft.“
Der Hollywoodschauspieler ist um die ganze Welt gereist, um für die Umwelt-Doku Trashed von Candida Brady zu werben, die sich mit der globalen Müllproblematik auseinandersetzt: „Wir kaufen etwas, werfen es weg, verbrennen es und dann ignorieren wir es“ , sagt Brady. „Zusammen mit Jeremy Irons als unseren Reiseführer entdecken wir, was mit den Milliarden Tonnen von Abfall geschieht, die jedes Jahr heimlich entsorgt werden.“
Seit der Weltpremiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2012 hat Trashed diverse Auszeichnungen und Preise auf internationalen Festivals erhalten.
Helen Hunt
Schauspielerin
„Ich arbeite mit der amerikanischen Firma Sungevity zusammen, die Sonnenkollektoren für Privathäuser vermietet. Sie versteht es, innovative ökologische Konzepte zu entwickeln, die auch ökonomisch erfolgreich sind. Das ist mein kleiner, aber kontinuierlicher Beitrag zum Umweltschutz. Ich denke, wenn jeder etwas dazu beiträgt, kann das im Endeffekt sehr viel bewirken.“