Kleider aus Kokosnüssen, Schuhe aus Kaffee

Tragbare Bekleidung aus flüssigen Speiseabfällen und vegane Turnschuhe aus Kaffee könnten für eine Trendwende in der Modebranche sorgen. Innovative Produktionsprozesse werden aufgrund des massiven ökologischen Fußabdrucks der Textilindustrie dringend benötigt. Durch die Abfälle, Umweltverschmutzung, Abholzung, Giftigkeit beim Herstellungsprozess sowie die Nutzung fossiler Brennstoffe in der Lieferkette gehört Mode zu den umweltschädlichsten Industrien. Durch die Textilproduktion werden jährlich 1,2 Mrd. Tonnen CO2 freigesetzt, was mehr Emissionen entspricht als weltweit durch Flugzeuge und Schiffe generiert werden, wie die Ellen MacArthur Foundation in ihrem Bericht A New Textiles Economy dokumentiert. Wenn die Branche weiterhin diesen Weg verfolgt, werde sie mehr als ein Viertel des zugewiesenen CO2-Budgets verbrauchen, das bei Einhaltung des 2°C-Ziels bis 2050 noch emittiert werden darf.

 

Die Wegwerfkultur im Modebereich hat sowohl ökologisch als auch ökonomisch negative Auswirkungen. Jede Sekunde wird eine ganze LKW- Ladung mit Kleidung entsorgt, was global jedes Jahr einem Verlust von 460 Mrd. Dollar entspricht. Einige Kleidungsstücke werden nur sieben- bis zehnmal getragen. Aus weniger als einem Prozent des Materials entsteht neue Kleidung.

 

Der Designerin Stella McCartney reicht es nicht mehr, grüne Modeschauen auf dem roten Teppich zu präsentieren. „Die Klimafrage betrifft uns
alle wie auch unsere Zukunft“, sagt McCartney, die beim COP24 im polnischen Katowice an ihre Kollegen von den anderen Modelabels appellierte, die UN-Charta für nachhaltige Mode zu unter- schreiben. 40 Unterzeichner, darunter Adidas, Burberry, Gap, Hugo Boss and H&M Group haben beschlossen, wichtige Themen anzupacken: die Verwendung von Kohle im Produktionsprozess zu beenden, nachhaltige Materialen und Transportmethoden mit niedrigen Emissionen auszuwählen und bei den Verbrauchern ein Bewusstsein zu schaffen. Das Ziel ist, die CO2-Belastung bis 2030 um 30 % zu reduzieren.

 

Um Änderungen herbeizuführen, ist eine Zusammenarbeit zwischen Pionieren, Faserherstellern, Chemikalien-Lieferanten, Textilfabriken und Markenherstellern erforderlich. Die australische Biotech-Firma Nanollose hat ein umweltfreundliches Verfahren entwickelt, bei dem Kleidung aus einem Garn hergestellt wird, dass aus Kokusnussabfällen gewonnen wird. Die umweltfreundliche baumlose Rayon-Faser Nullarbor ist ein Produkt innovativer Bio-Technology: Flüssigabfälle aus der industriellen Nahrungsmittelproduktion werden auf natürliche Weise von Mikroben fermentiert und in Zellulose umgewandelt. Aus diesem Baumwollähnlichen Rohmaterial wird die Nullarbor-Faser hergestellt.

 

Entwickelt wurde dieses Verfahren von dem Wissenschaftler Gary Cass, der 2014 auf der Weltausstellung in Mailand ein Kleid präsentiert hat, das aus Bier besteht. Inzwischen hat Nanollose einen Pullover aus „veganer Wolle“ kreiert, der die gleichen Eigenschaften wie herkömmliche Fasern besitzt, aber umweltfreundlich produziert wird. Das Börsen-notierte australische Unternehmen Nanollose baut eine Lieferkette auf, für die unter anderem Kokosnussabfälle in Indonesien verarbeitet werden. „Unser Ziel ist es, mit Schlüsselpartnern zusammenzuarbeiten, die aus Speiseresten unsere Nullarbor-Faser herstellen, die sich nahtlos in die Kleidungs-Lieferkette integrieren lässt, ohne bestehende Maschinen umbauen oder Arbeitsprozesse ändern zu müssen“, sagt der Geschäftsführer Alfie Germano.

 

Eine andere Innovation in der Modebranche kommt aus Deutschland. Der Münchener Markenhersteller nat-2 produziert „ vegane Turnschuhe“ aus recyceltem Kaffee, Kaffeebohnen und -pflanzen, aus denen sich über
 50 % der Schuhoberfläche herstellen lässt. Die Luxus-Sneakers werden komplett in Italien per Hand gefertigt – und zwar unter fairen Arbeitsbedingungen.

 

 

Photos: © Nonallose/ nat-2

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