Nachhaltigkeit in Mode

Mit der Farbe Pink versucht ein kleiner Junge in dem Berlinale 2016 Generation-Beitrag Rauf, die Aufmerksamkeit eines Mädchens zu gewinnen. Aber er weiß nicht genau, wie Pink aussieht – noch hat er eine Ahnung, wie Stoffe hergestellt werden. “Wenn wir uns die Label unserer Kleidungsstücke anschauen, ist vieles ‘Made in China’ oder kommt aus Bangladesch oder Vietnam. Das ist sogar bei sehr teurer Mode der Fall”, sagt die Oscar©-nominierte Kostümbildnerin Lisy Christl, die den Schauspielern sowohl für Blockbuster wie Independence Day und Point Break als auch für unabhängige Produktionen die passenden Outfits kreiert.

 

Im Zeitalter der Globalisierung und der “Fast Fashion” ist es für Kostümdesigner schwieriger denn je, lokal hergestellte Produkte zu bekommen. Anstatt Stoffe aus China zu importieren, in Kalifornien zu färben und die fertigen Kleidungsstücke nach New Mexico zu schicken, können Kostüme aber auch ohne großen ökologischen Fußabdruck produziert werden. „In der Kostümwelt bedeutet eine nachhaltige Produktionskette, ein Kostüm in seinem eigenen Atelier herzustellen oder in einem Kostümhaus, mit dem ein ‘Made-to-hire’-Vertrag geschlossen wird”, erläutert Lisy Christl. “Dabei fertigen sie ein Kleid für einen Film an, das in ihrem Besitz bleibt. Wenn der Film abgedreht ist, wird das Kleid gereinigt und kommt in den Fundus. Es kann an eine andere Produktion ausgeliehen werden, die vielleicht Accessoires verändert. Doch das Kostüm bleibt im Kreislauf.”

 

Bei der Produktion des historischen Dramas Anonymous von Roland Emmerich im Studio Babelsberg wurden viele Kostüme aus der Renaissance-Zeit angefertigt oder per Lastwagen aus den reichhaltigen Fundi in Rom and London angeliefert. “Das Made-to-hire-Kozept ist sowohl ökologisch als auch ökonomisch am effizientesten”, sagt die Kostümbildnerin. “Kleidung aus einem Second-Hand-Laden oder Kostümfundus ist nicht nur rund 30 Prozent günstiger. Wenn wir über Nachhaltigkeit in der Mode sprechen, müssen wir auch den ökologischen Fußabdruck berücksichtigen.”

 

Die Schattenseiten des “Fast Fashion”-Phänomens bleiben für die meisten Menschen abstrakt. Als Livia Firth, Produzentin und Ehefrau des britischen Schauspielers Colin Firth, die schädlichen Auswirkungen der Textil- und Kleidungsproduktion in Bangladesch sah, beschloss sie, aktiv zu werden. Bei der Golden Globes-Verleihung startete sie die Green Carpet Challenge-Kampagne und trug ausschließlich umweltfreundliche Kleidung. Unterstützung bekam sie von der Oscar©-Gewinnerin Meryl Streep. Als die Eiserne Lady-Darstellerin ihren dritten Oscar© als beste Schauspielerin erhielt, trug Streep ein glamouröses goldenes Abendkleid von Lanvin, das aus ökologisch zertifizierten Material gefertigt worden war.

 

Die Hollywood-Ikone, die bei der diesjährigen Berlinale als Präsidentin die internationale Jury leitet, hat sich schon Ende der 80er als Umweltaktivistin für eine Reduzierung von CO2-Emissionen, gesunde Nahrung und gegen den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft eingesetzt. Mittlerweile ist sie damit in Hollywood nicht mehr allein. Die Green Carpet Challenge-Initiative schaffte den Durchbruch, als Stella McCartney eine Kollektion mit nachhaltiger Kleidung entwarf. Zu den Stars, die sich für nachhaltig produzierte Mode auf dem roten Teppich einsetzen, gehört Emma Watson. Die Schauspielerin nutzt ihre Berühmtheit, um für einen positiven Wechsel zu werben. Sie hat das faire und nachhaltige Mode-Label People Tree gestartet und fährt sogar nach Bangladesch, um zu sehen, wie dort die Kleidung produziert wird.

 

Fotos:  Baris Kaya/ Berlinale / Claudettte Baris

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