Mit der ersten nachhaltig produzierten Fernsehserie in Italien, umweltfreundlichen Musikvideos und dem ersten grünen Kino entwickelt sich Sardinien zu einem Mekka für umweltbewusste Film- und Fernsehproduktionen. „Wir haben die mit dem Projekt HEROES 2020 verbundene Unsicherheit dazu genutzt, unsere nationalen und internationalen Partnerschaften in der Film- und Medienbranche weiter auszubauen“, erklärt Nevina Satta, Leiterin der Sardegna Film Commission (SFC).
Im Rahmen des Projekt HEROES 2020 werden Spielfilme, Fernsehserien und Kurzfilme unterstützt, die sich beim Dreh auf Sardinien an den dort aufgelegten grünen Richtlinien orientieren. Die Initiative trägt bereits Früchte. Mommotty Production, die unter dem Label HEROES 2020 vier Kurzfilme produziert hat, zeichnet als Herstellungsleiter für Musikvideos von beliebten Bands wie Placebo verantwortlich. Die britische Band hat ihr Video zu Jesus‘ Son, einer Singleauskopplung aus ihrem 20. Jubiläumsalbum, an den atemberaubenden Stränden Sardiniens gedreht.
„Placebo ist von der Idee begeistert, sich für Nachhaltigkeit einzusetzen“, sagt Satta, die alle Musikgruppen, die in Sardinien drehen, für die grüne Produktionsweise begeistern will. „Wir müssen die Popstars für die nachhaltige Produktion gewinnen. Ihre Musikvideos erreichen ein großes Publikum, wenn sie auf Musiksendern wie MTV laufen. Wir erreichen die Aufmerksamkeit der jungen Generation am ehesten, wenn sich Popstars für Nachhaltigkeit einsetzen.“
Neben den Projekten im Rahmen der HEROES 2020 stellen auch etablierte italienische Filmfirmen auf die grüne Produktion um. Die erfolgreiche Fernsehproduktionsfirma Lux Vide, die ihre Miniserie Die Bibel in 140 Länder verkaufen konnte, hat auf Sardinien mit Doctor Pietro die erste nachhaltig hergestellte Fernsehserie in Italien produziert. „Sie setzen sich auch in der italienischen Fernsehbranche dafür ein, nach grünen Richtlinien zu produzieren“, so Satta. „Die Werbekampagne für die Fernsehserie ist Teil der Marketingstrategie, grün zu drehen und bei der Produktion sowohl finanziell als auch ökologisch auf nachhaltige Maßstäbe zu setzen.“ Zu den nächsten Spielfilmen, die nach dem Green Film Shooting-Protokolll in Sardinien gedreht werden, gehört das neue Werk der Sword Virgin-Regisseurin Laura Bispuri.
Seit 2017 werden auf Sardinien auch nachhaltig betriebene Kinos gefördert. Ein altes Arthouse-Kino im Stadtzentrum von Sassari, der zweitgrößten Stadt der Insel, soll das erste grüne Kino auf der Insel werden. Das in einem Denkmal-geschützten Gebäude befindliche Kino erhält vier Säle und wird mit Ökostrom gespeist. Die Gebäudesanierung erfolgt in Partnerschaft mit dem lokalen Stromversorger, der auch eine Ladestation für Elektroautos auf dem Parkplatz errichtet.
„Damit beginnt ein neues Kapitel in Hinblick auf eine grüne Filmbranche”, sagt Satta. „Wir arbeiten eng mit den Regionalbüros des Umwelt- und Tourismusministeriums zusammen, damit alle Film- und Medienfirmen in der Region unsere grünen Richtlinien adaptieren.“ Darüberhinaus plant die FSC zusammen mit jungen Illustratoren eine App für das Kinderprojekt Mia and Pepe zu entwickeln, um sie zu Öko-bewussten jungen Filmemachern auszubilden. „Wir möchten, dass sie internationale Beachtung bekommen — und vielleicht sogar Fernsehsender auf sie aufmerksam werden.“
“Die Medien spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Es ist wichtig, in Filmen, im Fernsehen und all den anderen Auswertungskanälen immer wieder darauf hinzuweisen, dass es Lösungen gibt, die wir heute umsetzen können. Wir müssen die Menschen ansprechen und sie zum Handeln auffordern. Filme wie Avatar, The Day After Tomorrow und Dokus wie Years of Living Dangerously, bei der ich stolz darauf war, dabei sein zu können, sind sehr beliebt; sie erreichen und inspirieren Millionen von Menschen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass vor allem Filme mit ihrer starken Inspirationskraft die Menschen dazu bewegen können, selbst aktiv zu werden. Es ist großartig zu sehen, das einige meiner Freunde aus der Filmbranche mit Klimaschutzorganisationen zusammenarbeiten, um diese Nachrichten weiter zu verbreiten.“
"Es ist höchste Zeit, Dreharbeiten in Deutschland endlich ein wenig ‚grüner‘ und nachhaltiger zu organisieren. Bisher staune ich Bauklötze, wie umweltfeindlich der Großteil unserer Branche arbeitet.
Das fängt mit den bis heute nur einseitig bedruckten Drehbüchern an, geht mit den PET-Flaschen in Produktionsbüros und den Unmengen an Plastikmüll bei jedem Catering weiter und hört bei den dicken Limousinen zwecks Roter-Teppich-Vorfahrten leider nicht auf.
Ich lasse mich seit Jahren gerne belächeln, wenn ich mit meiner eigenen Tasse komme und mich weigere, von Papp- oder Plastiktellern und mit Plastik-Besteck Billigfleisch zu mampfen. Es wäre großartig, wenn der Grüne Drehpass hier etwas verändern könnte."
„Es ist fantastisch, dass sich mittlerweile Filmemacher auf der ganzen Welt zusammenreißen und versuchen, ihre Filme so nachhaltig wie möglich zu drehen. Ich denke, wir sollten die starke Kraft der bewegten Bilder nicht unterschätzen, welche die Herzen und Seelen der Menschen verändern.
Neben dem Versuch, in unserem eigenen Bereich umweltbewusster zu handeln, können wir auch das Bewusstsein dafür schärfen. Denn Kino kann die Welt verändern.Die Filmemacher sollten damit beginnen, diese wirkungsvolle Waffe einzusetzen und ihre Kamera in die Hand nehmen.
Lasst uns nicht nur versuchen, „weniger schlecht“ zu sein. Lasst uns versuchen, das Richtige zu tun, um eine Veränderung zu bewirken, die wir alle dringend benötigen.“
“Wir leben in einer Zeit, in der wir uns nicht mehr verantwortungslos der Natur gegenüber verhalten dürfen. Um so wichtiger ist es, dass auch Filmproduktionen versuchen, so umweltschonend wie möglich zu arbeiten. Ein Filmteam produziert jeden Tag Berge von Müll. Ich selbst versuche beim Dreh auf Plastikbecher zu verzichten, bringe meine eigene Tasse mit, benutze umweltfreundliche Kosmetika und vermeide unnötige Einzelfahrten.”
Foto ® Maddalena Arosio
Darren Aronofsky, Regisseur von Noah / Jurypräsident der 65. Internationalen Filmfestspiele Berlin
“Als wir Noah gefilmt haben, war uns klar, dass wir einen Film über den ersten Steward der Welt drehen, deshalb wollten wir selbst gute Stewards sein. Bei Dreharbeiten fällt in der Regel unglaublich viel Müll an. Durch Organisationen wie die Earth Angel waren wir in der Lage, das ein bisschen einzudämmen.”
„Wir sind grün. Bei einer Filmproduktion fällt sehr viel Müll an, was uns besonders bewusst wird, wenn große Sets abgebaut werden. Wir beteiligen uns deshalb stark an einem Recycling-Programm. Wir unternehmen all diese Anstrengungen, um so nachhaltig wie möglich zu sein.“
Vorsitzende des PGA Green West / Produzentin und Moderatorin von EcoPop TV
„Als Fernseh- und Filmproduzentin versuche ich, möglichst viele umweltfreundliche Handlungen in meine Geschichten einzubauen. Denn das ist genauso wichtig, wenn nicht sogar mehr, wie nachhaltig hinter den Kulissen zu arbeiten!
Zu diesem Zweck beteilige ich mich an PGA Green, der grünen Initiative des Producers Guild of America. Wir unterstützen Produzenten mit praktischen Ratschlägen und einem CO2– Rechner, damit sie nachhaltiger produzieren.
Wir haben in Partnerschaft mit den Hollywoodstudios den kostenlosen www.greenproductionguide.com kreiert, der als grüne Datenbank mit über 2.000 Lieferanten weltweit nachhaltige Produktionslösungen bietet!“
„Ich würde mich sehr freuen, wenn ich die Gelegenheit bekomme, in einem grünen Film mitzuspielen. Unsere Umwelt ist, was uns inspiriert, deshalb müssen wir sie schützen.“
Regisseur (Fraktus, Dorfpunks, Am Tag als Bobby Ewing starb)
„Es ist etwas peinlich, dass das grüne Thema jetzt erst in unserer Branche ankommt, denn es gibt schon lange viele Möglichkeiten, effizienter zu drehen.
Technische Innovationen wie energiesparende Beleuchtungstechnik sind dabei genauso wichtig wie die Sensibilität jedes einzelnen Team-Mitglieds.“
Douglas Trumbull, Produzent, Regisseur und Visual Effects Supervisor (2001: Odyssee im Weltraum, Blade Runner)
„Die Trumbull Studios in Massachusetts versuchen so grün zu sein wie möglich, wozu der Einsatz von LED-Scheinwerfern, Sonnenenergie und Solar-Laptops gehört. Und zwar nicht nur, weil die Stromstärke und der Drehstrom an unserem Standort begrenzt sind, sondern weil wir davon überzeugt sind, dass wir als Branche gegenüber der Allgemeinheit und unserem Planeten die Verantwortung haben, sauber zu produzieren.“
Wir planen, einen digitalen Film in 3D 4K mit 120 Bildern pro Sekunde an entlegenen, unzugänglichen Orten zu drehen, an denen es keinen Strom gibt. Solarstrom ist der Weg, den wir einschlagen müssen.“
Dieter Kosslick, Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin
„Die Berlinale beschäftigt sich schon seit Jahren aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Wir begrüßen es sehr, dass nun eine wachsende Anzahl von Filmemachern, darunter unser diesjähriger Jury-Präsident Darren Aranofsky, am Set grünen Regeln folgt.“
Benoit Delhomme
Kameramann (Theory of Everything, The Most Wanted Man)
„Ich habe nie konkrete Vorgaben erhalten, wie ein grüner Film gedreht werden soll, aber wir versuchen, es umzusetzen. Das ist etwas Neues für mich.
Nachtszenen werden mitunter zu stark ausgeleuchtet. Ich vermeide das. Wenn ich etwas mit bloßem Auge sehen kann, reicht das auch für die Filmaufnahmen. So gesehen bin ich ein grüner Kameramann.“
Oscar-Preisträger Jeremy Irons, der in dem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag Nachtzug nach Lissabon die Hauptrolle spielt, ist ein Fan der Mülltrennung. „Besonders in Deutschland hat sich viel getan. Ihr seid vorbildlich, was die Mülltrennung betrifft.“
Der Hollywoodschauspieler ist um die ganze Welt gereist, um für die Umwelt-Doku Trashed von Candida Brady zu werben, die sich mit der globalen Müllproblematik auseinandersetzt: „Wir kaufen etwas, werfen es weg, verbrennen es und dann ignorieren wir es“ , sagt Brady. „Zusammen mit Jeremy Irons als unseren Reiseführer entdecken wir, was mit den Milliarden Tonnen von Abfall geschieht, die jedes Jahr heimlich entsorgt werden.“
Seit der Weltpremiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2012 hat Trashed diverse Auszeichnungen und Preise auf internationalen Festivals erhalten.
Helen Hunt
Schauspielerin
„Ich arbeite mit der amerikanischen Firma Sungevity zusammen, die Sonnenkollektoren für Privathäuser vermietet. Sie versteht es, innovative ökologische Konzepte zu entwickeln, die auch ökonomisch erfolgreich sind. Das ist mein kleiner, aber kontinuierlicher Beitrag zum Umweltschutz. Ich denke, wenn jeder etwas dazu beiträgt, kann das im Endeffekt sehr viel bewirken.“