Mehr Klimaschutz in der Filmproduktion

Bei dem Polit-Talk Die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele in der nächsten Legislaturperiode des Bundestages mit Hamburger MdBs im Wälderhaus , der auf Einladung der Regionalen Netzstelle Nachhaltigkeitsstrategie (RENN.nord) erfolgte, waren sich die Politiker darüber einig, dass die Vergabe von öffentlichen Mitteln in der Film- Fernseh- und Medienproduktion künftig an die Einhaltung von Klima- und Umweltstandards geknüpft werden soll. In Europa werden jährlich mehr als 1.200 Kinospielfilme produziert, die im Schnitt jeweils zwischen 650 und 1.000 Tonnen CO2 emittieren. In Deutschland entstehen mit Hilfe von Fördermitteln über 160 Kinofilme pro Jahr. Die Green Film Shooting-Herausgeberin Birgit Heidsiek befragte die Politiker, ob sie Umweltauflagen in der Film- und Fernsehproduktion befürworten.

 

 

„Ich bin im Haushaltszuschuss für den Bereich Kultur zuständig und ich habe mir angewöhnt, die Ziele, die wir verfolgen, in den Förderbescheid integrieren zu wollen“, erklärte der CDU-Politiker Rüdiger Kruse, der sich als Mitglied im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung mit grüner Film- und Fernsehproduktion auseinandersetzt. „Wir können unsere Förderkriterien so gestalten, dass jeder, der die Zuschüsse in Anspruch nimmt, nachweisen muss, dass er die umweltfreundlichste Variante gewählt hat“, sagte Kruse. Bisher halten die Equipment-Verleiher keine Alternativen zu Dieselgeneratoren vor, weil es noch keine Nachfrage danach gibt.

 

 

Sein Ziel für die Haushaltsberatung 2018: "Es bleibt bei der Filmförderung in der gleichen Höhe, aber wir koppeln sie daran, dass die umweltfreundlichste Variante gewählt werden muss.“ Dies sei eine „Conditio-sine-qua-non“. Durch diese Auflage sei die Wettbewerbssituation für alle gleich. Wenn der Strom am Set beispielsweise aus mit Ökostrom gespeisten Akkus bezogen werde, sei das etwas aufwändiger, aber es funktioniere. „Die Filmförderungen werden gefordert sein, diese Ziele umsetzen muss, sonst fließen keine Gelder“, bekräftigte Kruse.

 

„Wir brauchen verlässliche Informationen darüber, wie nachhaltig die Film- und Medienproduktion in Deutschland ist“, erklärte Anja Hajduk, Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen. „Wir müssen das stärker evaluieren, um in der Umsetzung wirksam zu sein.“ Bisher gebe es im Parlamentarische Beirat für Nachhaltigkeit erst ein Impulspapier, das sich mit diesem Thema befasse. „Wichtig wäre, das wir gemeinsam an einem Strang ziehen.“

 

Aufgrund der komplexen Anforderungen in der Film- und Fernsehproduktion werden die Produkte und Dienstleistungen verschiedener Branchen wie Energie, Transport, IT, Technik, Gebäude, Textil, Nahrungsmittel und Müllmanagement in Anspruch genommen. Um nachhaltig zu produzieren, müssten im gesamten Produktions- und Vertriebsbereich entsprechende Weichen gestellt werden. Ein Steuerungsinstrument, um die Nachhaltigkeitsziele umzusetzen, könnte eine CO2-Steuer sein.

 

„Wir müssen einen Anstoß geben, damit sich die Menschen damit auseinandersetzen. Das Instrumentarium ist vorhanden und wird in diversen Branchen der Wirtschaft auch genutzt“, sagte Rainer Behrens, der Die Linke im Bundestag vertritt. „Die Linke ist nicht generell gegen eine CO2-Steuer, wo sie einen vernünftigen Steuerungseffekt haben könnte“, sagt Behrens. „Wir sind aber der Meinung, dass im Energiebereich eine institutionelle Steuerung des Ganzen wirkungsvoller ist.“

 

 

Der SPD-Abgeordnete Metin Hakverdi befürwortet „eine CO2-Steuer als ultimatives stärkstes Steuerungsargument für eine nachhaltige Klimapolitik“. Allerdings sieht er erhebliche Probleme bei der Umsetzung. „Wir müssten im europäischen Kontext den ersten Schritt machen. Das wird ziemlich haarig.“ Schon in der Strom- und Energieproduktion Deutschland gebe es durchaus unterschiedliche Vorstellungen darüber, welche Anteile im Energiemix aus welchen Quelle berücksichtigt werden sollen. „Wer aus einer Regierung stammt, in der die ganzen Arbeitsplätze an Braunkohle hängen, hat eine andere Meinung dazu“, sagte Hakverdi. „Das Ziel muss sein, das der Wettbewerb insgesamt – global und in der Filmbranche – nicht zu Lasten der Nachhaltigkeit erfolgt. Das geht nur, wenn es gleiche Regeln für alle gibt.“

 

Mit Blick auf ihre Erfahrungen in diesem Bundestagswahlkapmf erklärte Anja Hajduk: „Wir schelten den Herrn Trump ordentlich dafür, dass er aus dem Pariser Klimaschutzabkommen aussteigen will. Aber im Wettbewerb der Parteien reden wir zu wenig darüber, wie – und dass – wir unsere eigenen Klimaschutzziele verbindlich einhalten wollen. „Wir müssen den Strukturwandel entschlossen angehen. Es ist nicht zu tolerieren, dass wir mit ineffizienten Kraftwerken im hohen Ausmaß Kohle verbrennen, wenn wir gleichzeitig das Pariser Klimaabkommen für Deutschland als verbindlich ansehen.“Beim CO2-Ausstoss sei Deutschland gefordert, wirksame Instrumente wirklich einzusetzen. Dies könne ein wirksamer Emissionshandel sein oder ein Ersatz der Stromsteuer, um sie an den CO2-Ausstoss zu koppeln. „Wir müssen Instrumente, die effizient sind, zum Einsatz bringen.“

 

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