Der Produzent und Green Production Consultant Fabian Linder gibt Einblick in verschiedene Lichttests beim Südwestrundfunk (SWR). LED-Lampen besaßen jahrelang keinen guten Ruf, weil ihre Farbwiedergabe nicht perfekt war, was gerade bei Hauttönen zum Problem werden konnte. Inzwischen sind wir etliche Generationen weiter und die meisten LED-Leuchten verfügen über einen hohen CRI-Wert (Color Rendering Index) und vor allem einen hohen TLCI-Wert (Television Lighting Consistency Index), der besonders wichtig für die Hauttöne ist. Weshalb setzen wir dann nicht bereits ganze Fuhren von LED-Leuchten ein?
Die Technik bleibt in den Sendern oft lange im Einsatz, daher wird mit Bedacht investiert. In Sachen grünes Drehen hat der SWR, der zweitgrößte ARD-Sender, allerdings sämtliche Register gezogen. Im Rahmen der Green Inhouse-Initiative des SWR sind in den verschiedenen Fachabteilungen der fiktionalen Produktion zahlreiche Tests von nachhaltigen Technologien vorgenommen und ausgewertet worden.
Zunächst haben wir verschiedene Produkte von unterschiedlichen Herstellern getestet. Eine neue Entdeckung ist die Lightstar LUXED-9, eine Multifunktions-Leuchte mit neun LED-Lampen, welche in einen Rahmen montiert sind. Sie erinnert sehr an das klassische Dino-Light und lässt sich sehr gut einsetzen, um damit draußen vor dem Fenster das Sonnenlicht zu verstärken. Mit einer einigen dieser Leuchten im Hintergrund ließe sich auch der Behind-the-Scenes Look eines 90er Jahre Musikvideos kreieren. Wir haben sie beim Tatort vor allem eingesetzt, um das direkte Sonnenlicht in Räume zu verlängern oder es zu ersetzen und waren mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Dank einer Leistung von 1.620 Watt kann diese Leuchte 2.5K–4K Watt HMIs ersetzen und gehört damit zu den stärksten LED-Filmleuchten, die verfügbar sind. Die Lampen sind recht günstig und damit für alle interessant, die etwas mehr für ihr Geld haben wollen.
Im Vergleich zu klassischen LED-Panels wie dem ARRI Skypanel 360 oder der DMG Lumiére ist diese Lampe ein echtes Schnäppchen; vorausgesetzt, dass die Zweifarbigkeit ausreicht und keine weiteren Lichteffekte nötig sind. Allerdings besitzt diese Lampe auch Nachteile: Der größte davon ist der IP-Code, denn mit IP20 lässt sie sich nur in Innenräumen oder bei trockenem Wetter verwenden, aber ein Regenschutz wird mitgeliefert. Ihre Größe und Gewicht sollten auch nicht unterschätzt werden: Mit 49 Kilo ist sie nicht gerade ein Leichtgewicht und der Koffer mit den Maßen 130cm x 50cm x 130cm benötigt eine Menge Platz im LKW.
Aber wir sind nicht nur von neuen Produkten abhängig. Wir haben den gesamten Beleuchtungsprozess betrachtet, denn der Bedarf von mehr Licht ist den Kamerasensoren mit niedrigem Dynamikumfang geschuldet. Für unsere Langzeit-Serie Die Fallers haben wir deshalb unterschiedliche Kameras aus unserem Inhouse-Kamerapool getestet. Dank dem Einsatz der Sony F5, eine Kamera welche bereits 2013 herausgekommen ist, können wir dank des hohen Dynamikumfangs der Kamera jetzt auf einige große HMI-Lampen verzichten, die wir sonst bei Innen-Außen-Übergängen einsetzen mussten.
Ein weiterer großer Teil des täglichen Arbeitspensums in der Beleuchtungsabteilung entfällt auf Kaffee oder Tee? — ein ARD Magazin, welches ebenfalls vom SWR produziert wird. Die Gärtner-Tipps oder auch ganze Shows werden aus dem Außenbereich der Studios in Baden-Baden gesendet, der früher von einem Scheinwerferturm mit sechs HMIs ausgeleuchtet worden ist. Im Zuge des Wiederbeschaffungszyklus sind die Lampen durch LED-Leuchten ersetzt worden – die Ayrton Wildsun. Das sind leistungsstarke LED Moving Heads, die viele Vorteile gegenüber der HMI-Scheinwerfer besitzen. Sie sind flexibel, voll dimmbar, beweglich und vom Pult aus steuerbar. Das spart Energie und ermöglicht uns eine ganz neue Lichtgestaltung für die Show.
Fotos: @ Fabian Linder, Dieter Streck/SWR
Sehr interessanter Artikel. Die Luxed-9 kannte ich auch noch nicht. Die knapp 50kg sind natürlich erstmal abschreckend.
Ich stelle aber im Moment auch mein eigenes Licht auf LED um und leihe mir nur noch bei größeren Drehs HMIs dazu.
“Die Medien spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Es ist wichtig, in Filmen, im Fernsehen und all den anderen Auswertungskanälen immer wieder darauf hinzuweisen, dass es Lösungen gibt, die wir heute umsetzen können. Wir müssen die Menschen ansprechen und sie zum Handeln auffordern. Filme wie Avatar, The Day After Tomorrow und Dokus wie Years of Living Dangerously, bei der ich stolz darauf war, dabei sein zu können, sind sehr beliebt; sie erreichen und inspirieren Millionen von Menschen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass vor allem Filme mit ihrer starken Inspirationskraft die Menschen dazu bewegen können, selbst aktiv zu werden. Es ist großartig zu sehen, das einige meiner Freunde aus der Filmbranche mit Klimaschutzorganisationen zusammenarbeiten, um diese Nachrichten weiter zu verbreiten.“
"Es ist höchste Zeit, Dreharbeiten in Deutschland endlich ein wenig ‚grüner‘ und nachhaltiger zu organisieren. Bisher staune ich Bauklötze, wie umweltfeindlich der Großteil unserer Branche arbeitet.
Das fängt mit den bis heute nur einseitig bedruckten Drehbüchern an, geht mit den PET-Flaschen in Produktionsbüros und den Unmengen an Plastikmüll bei jedem Catering weiter und hört bei den dicken Limousinen zwecks Roter-Teppich-Vorfahrten leider nicht auf.
Ich lasse mich seit Jahren gerne belächeln, wenn ich mit meiner eigenen Tasse komme und mich weigere, von Papp- oder Plastiktellern und mit Plastik-Besteck Billigfleisch zu mampfen. Es wäre großartig, wenn der Grüne Drehpass hier etwas verändern könnte."
„Es ist fantastisch, dass sich mittlerweile Filmemacher auf der ganzen Welt zusammenreißen und versuchen, ihre Filme so nachhaltig wie möglich zu drehen. Ich denke, wir sollten die starke Kraft der bewegten Bilder nicht unterschätzen, welche die Herzen und Seelen der Menschen verändern.
Neben dem Versuch, in unserem eigenen Bereich umweltbewusster zu handeln, können wir auch das Bewusstsein dafür schärfen. Denn Kino kann die Welt verändern.Die Filmemacher sollten damit beginnen, diese wirkungsvolle Waffe einzusetzen und ihre Kamera in die Hand nehmen.
Lasst uns nicht nur versuchen, „weniger schlecht“ zu sein. Lasst uns versuchen, das Richtige zu tun, um eine Veränderung zu bewirken, die wir alle dringend benötigen.“
“Wir leben in einer Zeit, in der wir uns nicht mehr verantwortungslos der Natur gegenüber verhalten dürfen. Um so wichtiger ist es, dass auch Filmproduktionen versuchen, so umweltschonend wie möglich zu arbeiten. Ein Filmteam produziert jeden Tag Berge von Müll. Ich selbst versuche beim Dreh auf Plastikbecher zu verzichten, bringe meine eigene Tasse mit, benutze umweltfreundliche Kosmetika und vermeide unnötige Einzelfahrten.”
Foto ® Maddalena Arosio
Darren Aronofsky, Regisseur von Noah / Jurypräsident der 65. Internationalen Filmfestspiele Berlin
“Als wir Noah gefilmt haben, war uns klar, dass wir einen Film über den ersten Steward der Welt drehen, deshalb wollten wir selbst gute Stewards sein. Bei Dreharbeiten fällt in der Regel unglaublich viel Müll an. Durch Organisationen wie die Earth Angel waren wir in der Lage, das ein bisschen einzudämmen.”
„Wir sind grün. Bei einer Filmproduktion fällt sehr viel Müll an, was uns besonders bewusst wird, wenn große Sets abgebaut werden. Wir beteiligen uns deshalb stark an einem Recycling-Programm. Wir unternehmen all diese Anstrengungen, um so nachhaltig wie möglich zu sein.“
Vorsitzende des PGA Green West / Produzentin und Moderatorin von EcoPop TV
„Als Fernseh- und Filmproduzentin versuche ich, möglichst viele umweltfreundliche Handlungen in meine Geschichten einzubauen. Denn das ist genauso wichtig, wenn nicht sogar mehr, wie nachhaltig hinter den Kulissen zu arbeiten!
Zu diesem Zweck beteilige ich mich an PGA Green, der grünen Initiative des Producers Guild of America. Wir unterstützen Produzenten mit praktischen Ratschlägen und einem CO2– Rechner, damit sie nachhaltiger produzieren.
Wir haben in Partnerschaft mit den Hollywoodstudios den kostenlosen www.greenproductionguide.com kreiert, der als grüne Datenbank mit über 2.000 Lieferanten weltweit nachhaltige Produktionslösungen bietet!“
„Ich würde mich sehr freuen, wenn ich die Gelegenheit bekomme, in einem grünen Film mitzuspielen. Unsere Umwelt ist, was uns inspiriert, deshalb müssen wir sie schützen.“
Regisseur (Fraktus, Dorfpunks, Am Tag als Bobby Ewing starb)
„Es ist etwas peinlich, dass das grüne Thema jetzt erst in unserer Branche ankommt, denn es gibt schon lange viele Möglichkeiten, effizienter zu drehen.
Technische Innovationen wie energiesparende Beleuchtungstechnik sind dabei genauso wichtig wie die Sensibilität jedes einzelnen Team-Mitglieds.“
Douglas Trumbull, Produzent, Regisseur und Visual Effects Supervisor (2001: Odyssee im Weltraum, Blade Runner)
„Die Trumbull Studios in Massachusetts versuchen so grün zu sein wie möglich, wozu der Einsatz von LED-Scheinwerfern, Sonnenenergie und Solar-Laptops gehört. Und zwar nicht nur, weil die Stromstärke und der Drehstrom an unserem Standort begrenzt sind, sondern weil wir davon überzeugt sind, dass wir als Branche gegenüber der Allgemeinheit und unserem Planeten die Verantwortung haben, sauber zu produzieren.“
Wir planen, einen digitalen Film in 3D 4K mit 120 Bildern pro Sekunde an entlegenen, unzugänglichen Orten zu drehen, an denen es keinen Strom gibt. Solarstrom ist der Weg, den wir einschlagen müssen.“
Dieter Kosslick, Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin
„Die Berlinale beschäftigt sich schon seit Jahren aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Wir begrüßen es sehr, dass nun eine wachsende Anzahl von Filmemachern, darunter unser diesjähriger Jury-Präsident Darren Aranofsky, am Set grünen Regeln folgt.“
Benoit Delhomme
Kameramann (Theory of Everything, The Most Wanted Man)
„Ich habe nie konkrete Vorgaben erhalten, wie ein grüner Film gedreht werden soll, aber wir versuchen, es umzusetzen. Das ist etwas Neues für mich.
Nachtszenen werden mitunter zu stark ausgeleuchtet. Ich vermeide das. Wenn ich etwas mit bloßem Auge sehen kann, reicht das auch für die Filmaufnahmen. So gesehen bin ich ein grüner Kameramann.“
Oscar-Preisträger Jeremy Irons, der in dem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag Nachtzug nach Lissabon die Hauptrolle spielt, ist ein Fan der Mülltrennung. „Besonders in Deutschland hat sich viel getan. Ihr seid vorbildlich, was die Mülltrennung betrifft.“
Der Hollywoodschauspieler ist um die ganze Welt gereist, um für die Umwelt-Doku Trashed von Candida Brady zu werben, die sich mit der globalen Müllproblematik auseinandersetzt: „Wir kaufen etwas, werfen es weg, verbrennen es und dann ignorieren wir es“ , sagt Brady. „Zusammen mit Jeremy Irons als unseren Reiseführer entdecken wir, was mit den Milliarden Tonnen von Abfall geschieht, die jedes Jahr heimlich entsorgt werden.“
Seit der Weltpremiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2012 hat Trashed diverse Auszeichnungen und Preise auf internationalen Festivals erhalten.
Helen Hunt
Schauspielerin
„Ich arbeite mit der amerikanischen Firma Sungevity zusammen, die Sonnenkollektoren für Privathäuser vermietet. Sie versteht es, innovative ökologische Konzepte zu entwickeln, die auch ökonomisch erfolgreich sind. Das ist mein kleiner, aber kontinuierlicher Beitrag zum Umweltschutz. Ich denke, wenn jeder etwas dazu beiträgt, kann das im Endeffekt sehr viel bewirken.“
Sehr interessanter Artikel. Die Luxed-9 kannte ich auch noch nicht. Die knapp 50kg sind natürlich erstmal abschreckend.
Ich stelle aber im Moment auch mein eigenes Licht auf LED um und leihe mir nur noch bei größeren Drehs HMIs dazu.