Elektroautos gelten als sauber und umweltfreundlich. Doch mit dem Ressourcenverbrauch, den die Produktion von E-Autos erfordert, sind dramatische Folgen für die Umwelt verbunden. Für die Herstellung von Elektroautos werden große Mengen an Metallen und selteneren mineralischen Rohstoffen wie Graphit, Kobalt oder Lithium benötigt. In der ARTE-Dokumentation Umweltsünder E-Auto zeigen die französischen Filmemacher Jean-Louis Perez und Guillaume Pitron, wie durch den Abbau von Metallen und mineralischen Rohstoffen ganze Landstriche von Asien bis Südamerika kontaminiert werden.
In einem einzigen E-Fahrzeug werden bis zu 80 Kilogramm Kupfer verbaut. Das weltweit größte Kupfervorkommen gibt es im Norden Chile, wo in einer vier Kilometer großen Mine, wo knapp eine halbe Milliarde Tonnen Kupfer im Jahr raffiniert werden. Mit seinen schwermetallhaltigen Abwässern vergiftet der Kupfertagebau Boden und Gewässer, doch die Umweltschäden werden dort ignoriert. Der Abbau und die Veredelung des Minerals erfordern sehr viel Wasser. In der Region von Chuqicamata verschlingt die Kupferverarbeitung bis zu 2.000 Liter pro Sekunde. In dieser Wüstengegend, wo es in einigen Teilen seit 500 Jahren nicht mehr geregnet hat, werden die letzen Feuchtgebiete und Grundwasserreserven ausgebeutet. Zurück bleibt ein kontaminiertes Gebiet, das sich über tausende von Quadratkilometern erstreckt.
Eine ähnliche Situation besteht in China, wo im ganzen Land Graphit, aber auch Metalle wie Indium, Wolfram und Germanium abgebaut werden, um den neuen Zukunftsmarkt zu bedienen. Bereits bis 2023 sollen weltweit 225 Mrd.Euro in Elektroautos investiert werden. In der inneren Mongolei ist ein gigantisches Industriezentrum zur Produktion seltener Erden errichtet worden. Die dort ansässigen Fabriken entsorgen dort illegal ihre Abwasser, die Schwermetalle und Giftstoffe enthalten, durch die Flour und radioaktives Thorium ins Grundwasser gelangen.
Die ARTE-Reportage betrachtet die Schattenseite der Energiewende, für welche die Förderländer mit dem Abbau der begehrten Rohstoffe einen hohen Preis zahlen. Die Dokumentation Umweltsünder E-Auto? nimmt das Publikum auf eine investigative Recherche mit, die vom chinesischen Norden über die Salzseen in Bolivien, die Vereinigten Staaten, Norwegen, die Schweiz und Frankreich bis in die Atacama-Wüste in Chile führt.
Die Erstausstrahlung von Umweltsünder E-Auto erfolgt am 24. November um 20.15 Uhr auf ARTE. Der Film ist bis zum 23. Januar 2021 in der ARTE-Mediathek zu sehen. Direkt im Anschluss daran folgt um 21.45 Uhr mit Es wird Zeit! ein Programmschwerpunkt zum Thema Nachhaltigkeit. ARTE hat im Mai 2020 eine große Online-Umfrage mit 132 Fragen zur Zukunft der modernen Gesellschaft gestartet, an der über 400.000 Deutsche und Franzosen teilgenommen haben. Dabei ging es um die Wahrnehmung junger Menschen von Umwelt- und Klimafragen, aber auch darum, die Wirtschaft und der Demokratie im 21. Jahrhundert zu verstehen. Die Antwort dieser weltweit größten öffentlichen Befragung zum Thema Nachhaltigkeit hat ein deutsch-französisches Soziologenteam ausgewertet.
In Es wird Zeit ! stellen FilmemacherInnen unter 35 Jahren stellvertretend für die neue Generation ihre Sicht auf die Welt dar, die sie erben werden. Den Auftakt bildet der Film Und jetzt wir! – Eine Generation schlägt Alarm, der zeigt, wie der Umgang der jungen Generation mit den Themen Klima, Rassismus und Gender die Gesellschaften Europas verändert. Die sechsteilige Doku-Reihe, die sich auch mit Themen wie Glück, Liebe und Jugendrevolte auseinandersetzt, wird bis zum 26. November täglich ausgestrahlt.
Zum Abschluss läuft am 26. November Die Jahrhundertschlacht, in der die Mobilisierung junger Klimaaktivisten in Frankreich beleuchtet wird, die von ihrem Pariser Hauptquartier La base zu Extinction Rebellion in London und Ende Gelände in Deutschland führt. Beschlossen wird die Programmreihe Es wird Zeit! Mit der Tracks Night, bei der unter anderem die deutsche Fridays For Future-Aktivistin Luisa Neubauer zu Gast ist.
“Die Medien spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Es ist wichtig, in Filmen, im Fernsehen und all den anderen Auswertungskanälen immer wieder darauf hinzuweisen, dass es Lösungen gibt, die wir heute umsetzen können. Wir müssen die Menschen ansprechen und sie zum Handeln auffordern. Filme wie Avatar, The Day After Tomorrow und Dokus wie Years of Living Dangerously, bei der ich stolz darauf war, dabei sein zu können, sind sehr beliebt; sie erreichen und inspirieren Millionen von Menschen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass vor allem Filme mit ihrer starken Inspirationskraft die Menschen dazu bewegen können, selbst aktiv zu werden. Es ist großartig zu sehen, das einige meiner Freunde aus der Filmbranche mit Klimaschutzorganisationen zusammenarbeiten, um diese Nachrichten weiter zu verbreiten.“
"Es ist höchste Zeit, Dreharbeiten in Deutschland endlich ein wenig ‚grüner‘ und nachhaltiger zu organisieren. Bisher staune ich Bauklötze, wie umweltfeindlich der Großteil unserer Branche arbeitet.
Das fängt mit den bis heute nur einseitig bedruckten Drehbüchern an, geht mit den PET-Flaschen in Produktionsbüros und den Unmengen an Plastikmüll bei jedem Catering weiter und hört bei den dicken Limousinen zwecks Roter-Teppich-Vorfahrten leider nicht auf.
Ich lasse mich seit Jahren gerne belächeln, wenn ich mit meiner eigenen Tasse komme und mich weigere, von Papp- oder Plastiktellern und mit Plastik-Besteck Billigfleisch zu mampfen. Es wäre großartig, wenn der Grüne Drehpass hier etwas verändern könnte."
„Es ist fantastisch, dass sich mittlerweile Filmemacher auf der ganzen Welt zusammenreißen und versuchen, ihre Filme so nachhaltig wie möglich zu drehen. Ich denke, wir sollten die starke Kraft der bewegten Bilder nicht unterschätzen, welche die Herzen und Seelen der Menschen verändern.
Neben dem Versuch, in unserem eigenen Bereich umweltbewusster zu handeln, können wir auch das Bewusstsein dafür schärfen. Denn Kino kann die Welt verändern.Die Filmemacher sollten damit beginnen, diese wirkungsvolle Waffe einzusetzen und ihre Kamera in die Hand nehmen.
Lasst uns nicht nur versuchen, „weniger schlecht“ zu sein. Lasst uns versuchen, das Richtige zu tun, um eine Veränderung zu bewirken, die wir alle dringend benötigen.“
“Wir leben in einer Zeit, in der wir uns nicht mehr verantwortungslos der Natur gegenüber verhalten dürfen. Um so wichtiger ist es, dass auch Filmproduktionen versuchen, so umweltschonend wie möglich zu arbeiten. Ein Filmteam produziert jeden Tag Berge von Müll. Ich selbst versuche beim Dreh auf Plastikbecher zu verzichten, bringe meine eigene Tasse mit, benutze umweltfreundliche Kosmetika und vermeide unnötige Einzelfahrten.”
Foto ® Maddalena Arosio
Darren Aronofsky, Regisseur von Noah / Jurypräsident der 65. Internationalen Filmfestspiele Berlin
“Als wir Noah gefilmt haben, war uns klar, dass wir einen Film über den ersten Steward der Welt drehen, deshalb wollten wir selbst gute Stewards sein. Bei Dreharbeiten fällt in der Regel unglaublich viel Müll an. Durch Organisationen wie die Earth Angel waren wir in der Lage, das ein bisschen einzudämmen.”
„Wir sind grün. Bei einer Filmproduktion fällt sehr viel Müll an, was uns besonders bewusst wird, wenn große Sets abgebaut werden. Wir beteiligen uns deshalb stark an einem Recycling-Programm. Wir unternehmen all diese Anstrengungen, um so nachhaltig wie möglich zu sein.“
Vorsitzende des PGA Green West / Produzentin und Moderatorin von EcoPop TV
„Als Fernseh- und Filmproduzentin versuche ich, möglichst viele umweltfreundliche Handlungen in meine Geschichten einzubauen. Denn das ist genauso wichtig, wenn nicht sogar mehr, wie nachhaltig hinter den Kulissen zu arbeiten!
Zu diesem Zweck beteilige ich mich an PGA Green, der grünen Initiative des Producers Guild of America. Wir unterstützen Produzenten mit praktischen Ratschlägen und einem CO2– Rechner, damit sie nachhaltiger produzieren.
Wir haben in Partnerschaft mit den Hollywoodstudios den kostenlosen www.greenproductionguide.com kreiert, der als grüne Datenbank mit über 2.000 Lieferanten weltweit nachhaltige Produktionslösungen bietet!“
„Ich würde mich sehr freuen, wenn ich die Gelegenheit bekomme, in einem grünen Film mitzuspielen. Unsere Umwelt ist, was uns inspiriert, deshalb müssen wir sie schützen.“
Regisseur (Fraktus, Dorfpunks, Am Tag als Bobby Ewing starb)
„Es ist etwas peinlich, dass das grüne Thema jetzt erst in unserer Branche ankommt, denn es gibt schon lange viele Möglichkeiten, effizienter zu drehen.
Technische Innovationen wie energiesparende Beleuchtungstechnik sind dabei genauso wichtig wie die Sensibilität jedes einzelnen Team-Mitglieds.“
Douglas Trumbull, Produzent, Regisseur und Visual Effects Supervisor (2001: Odyssee im Weltraum, Blade Runner)
„Die Trumbull Studios in Massachusetts versuchen so grün zu sein wie möglich, wozu der Einsatz von LED-Scheinwerfern, Sonnenenergie und Solar-Laptops gehört. Und zwar nicht nur, weil die Stromstärke und der Drehstrom an unserem Standort begrenzt sind, sondern weil wir davon überzeugt sind, dass wir als Branche gegenüber der Allgemeinheit und unserem Planeten die Verantwortung haben, sauber zu produzieren.“
Wir planen, einen digitalen Film in 3D 4K mit 120 Bildern pro Sekunde an entlegenen, unzugänglichen Orten zu drehen, an denen es keinen Strom gibt. Solarstrom ist der Weg, den wir einschlagen müssen.“
Dieter Kosslick, Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin
„Die Berlinale beschäftigt sich schon seit Jahren aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Wir begrüßen es sehr, dass nun eine wachsende Anzahl von Filmemachern, darunter unser diesjähriger Jury-Präsident Darren Aranofsky, am Set grünen Regeln folgt.“
Benoit Delhomme
Kameramann (Theory of Everything, The Most Wanted Man)
„Ich habe nie konkrete Vorgaben erhalten, wie ein grüner Film gedreht werden soll, aber wir versuchen, es umzusetzen. Das ist etwas Neues für mich.
Nachtszenen werden mitunter zu stark ausgeleuchtet. Ich vermeide das. Wenn ich etwas mit bloßem Auge sehen kann, reicht das auch für die Filmaufnahmen. So gesehen bin ich ein grüner Kameramann.“
Oscar-Preisträger Jeremy Irons, der in dem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag Nachtzug nach Lissabon die Hauptrolle spielt, ist ein Fan der Mülltrennung. „Besonders in Deutschland hat sich viel getan. Ihr seid vorbildlich, was die Mülltrennung betrifft.“
Der Hollywoodschauspieler ist um die ganze Welt gereist, um für die Umwelt-Doku Trashed von Candida Brady zu werben, die sich mit der globalen Müllproblematik auseinandersetzt: „Wir kaufen etwas, werfen es weg, verbrennen es und dann ignorieren wir es“ , sagt Brady. „Zusammen mit Jeremy Irons als unseren Reiseführer entdecken wir, was mit den Milliarden Tonnen von Abfall geschieht, die jedes Jahr heimlich entsorgt werden.“
Seit der Weltpremiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2012 hat Trashed diverse Auszeichnungen und Preise auf internationalen Festivals erhalten.
Helen Hunt
Schauspielerin
„Ich arbeite mit der amerikanischen Firma Sungevity zusammen, die Sonnenkollektoren für Privathäuser vermietet. Sie versteht es, innovative ökologische Konzepte zu entwickeln, die auch ökonomisch erfolgreich sind. Das ist mein kleiner, aber kontinuierlicher Beitrag zum Umweltschutz. Ich denke, wenn jeder etwas dazu beiträgt, kann das im Endeffekt sehr viel bewirken.“