Der Transport von Cast, Crew und Equipment erweist sich bei Filmproduktionen oft als ein schwerer Brocken in der CO2-Bilanz. Nicht nur Autovermietungen sind gefordert, künftig umweltfreundliche Fahrzeuge anzubieten. Im Rahmen des europäischen Grünen Deals werden mit der Euro 7 strengere Emissionsnormen für alle Fahrzeuge entwickelt, um den Ausstoß gesundheitsschädlicher Stickoxide (Nox) zu reduzieren. Ab 2025 schreibt die EU mit der Clean Vehicle-Richtlinie (CVD) Mindestquoten zur Schadstoffreduktion von Pkws, Lkws und Bussen vor. Ob Batterie, Brennstoffzelle oder Verbrennungsmotor – bei allen Antriebskonzepten müssen die Energieträger von ihrem CO2-Rucksack befreit werden. Elektroautos sind keineswegs klimaneutral, sofern sie mit Kohlestrom gespeist werden.
Bei der Energieversorgung der Fahrzeuge spielt die Infrastruktur eine zentrale Rolle. Für Biomethan, das als komprimiertes Erdgas CNG (Compressed Natural Gas) aus der Vergasung von Biomasse gewonnen wird, gibt es zwar eine gut ausgebaute Tankinfrastruktur, für die jedoch überwiegend fossiles Methan vorgehalten wird. Weder für Wasserstoff noch für synthetische Kraftstoffe wie Methanol ist bislang ein flächendeckendes Tankstellennetz vorhanden.
Im Zuge der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) in Deutschland und der EU-Wasserstoffstrategie soll der Wasserstoff primär aus erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne gewon nen werden. Eine der größten Anlagen in Europa ist in Hamburg geplant. Ein Elektrolyseur mit 100 Megawatt Leistung soll künftig zur Energieerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien genutzt werden.
Während batterieelektrische Antriebe (BEV) für leichte Fahrzeuge und kurze Reichweiten bis etwa 300 km eingesetzt und mit Solarstrom vom Hausdach gespeist werden können, eignen sich Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEV) mit Reichweiten von über 500 km für den Schwerlastverkehr. Lkws, Busse, Bahnen, Schiffe und sogar Flugzeuge sollen künftig mit umweltschonenden Brennstoffen wie grünem Wasserstoff betrieben werden. An der 2020 gegründeten Europäischen Allianz für sauberen Wasserstoff sind über 600 internationale Industrieunternehmen sowie öffentliche Institutionen und Forschungseinrichtungen beteiligt. Ziel ist es, bis 2030 innerhalb der EU Elektolyseurkapazitäten von 40 GW aufzubauen und Investitionen in der Größenordnung von 430 Mrd. Euro zu tätigen.
Bislang gibt es in Deutschland knapp 100 Wasserstofftankstellen, die mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums weiter ausgebaut werden. Stationen mit 350 bar-Technologie für H2-Nutzfahrzeuge werden erst in wenigen Städten angeboten. In Bayern sollen dank eines 50 Mio. Euro schweren Förderprogramms bis 2023 100 H2-Tankstellen enstehen. In Norddeutschland, wo die Wasserstoff-Gesellschaft Hamburg seit 1989 Brennstoffzellen im Mobilitätsbereich testet, rüstet das Unternehmen Clean Logistics schwere Diesel-Lkws auf Wasserstoff-Hybrid-Antrieb um. Die ersten HyBat-Trucks mit einer Reichweite von über 500 km starten 2021.
Auf die Umrüstung von Nutzfahrzeugen und Bussen auf Wasserstoff-Antrieb ist die Quantron AG in Süddeutschland spezialisiert. Gemeinsam mit der AE Driven Solutions GmbH werden Bestandsfahrzeuge vom 3,5 t-Kleintransporter bis hin zum 44-Tonnen-Lkw mit Brennstoffzellen ausgestattet. In Ulm baut Iveco gemeinsam mit dem US-Unternehmen Nikola Motor Company eine neue Montagelinie für den Sattelschlepper Nikola Tre auf, um dort Lkws mit Batterie- oder Brennstoffzelle vom Band rollen zu lassen.
Der weltweit erste serienmäßig produzierte Brennstoffzellen-Lkw Hyundai Xcient Fuel Cell Truck ist bereits in der Schweiz unterwegs. Seit ihrer Auslieferung im Oktober 2020 hat die weltweit erste Flotte von serienmäßigen Wasserstoff-Nutzfahrzeugen die Marke von 1 Million Kilometer erreicht. Im Vergleich zu Diesel-Lkws konnten die 36-Tonner bereits 631 Tonnen CO2 einsparen. Bis 2025 soll die Flotte von derzeit knapp 50 Lastkraftwagen auf 1.600 Hyundai XCIENT Fuel Cell Trucks aufgestockt werden.
“Die Medien spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Es ist wichtig, in Filmen, im Fernsehen und all den anderen Auswertungskanälen immer wieder darauf hinzuweisen, dass es Lösungen gibt, die wir heute umsetzen können. Wir müssen die Menschen ansprechen und sie zum Handeln auffordern. Filme wie Avatar, The Day After Tomorrow und Dokus wie Years of Living Dangerously, bei der ich stolz darauf war, dabei sein zu können, sind sehr beliebt; sie erreichen und inspirieren Millionen von Menschen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass vor allem Filme mit ihrer starken Inspirationskraft die Menschen dazu bewegen können, selbst aktiv zu werden. Es ist großartig zu sehen, das einige meiner Freunde aus der Filmbranche mit Klimaschutzorganisationen zusammenarbeiten, um diese Nachrichten weiter zu verbreiten.“
"Es ist höchste Zeit, Dreharbeiten in Deutschland endlich ein wenig ‚grüner‘ und nachhaltiger zu organisieren. Bisher staune ich Bauklötze, wie umweltfeindlich der Großteil unserer Branche arbeitet.
Das fängt mit den bis heute nur einseitig bedruckten Drehbüchern an, geht mit den PET-Flaschen in Produktionsbüros und den Unmengen an Plastikmüll bei jedem Catering weiter und hört bei den dicken Limousinen zwecks Roter-Teppich-Vorfahrten leider nicht auf.
Ich lasse mich seit Jahren gerne belächeln, wenn ich mit meiner eigenen Tasse komme und mich weigere, von Papp- oder Plastiktellern und mit Plastik-Besteck Billigfleisch zu mampfen. Es wäre großartig, wenn der Grüne Drehpass hier etwas verändern könnte."
„Es ist fantastisch, dass sich mittlerweile Filmemacher auf der ganzen Welt zusammenreißen und versuchen, ihre Filme so nachhaltig wie möglich zu drehen. Ich denke, wir sollten die starke Kraft der bewegten Bilder nicht unterschätzen, welche die Herzen und Seelen der Menschen verändern.
Neben dem Versuch, in unserem eigenen Bereich umweltbewusster zu handeln, können wir auch das Bewusstsein dafür schärfen. Denn Kino kann die Welt verändern.Die Filmemacher sollten damit beginnen, diese wirkungsvolle Waffe einzusetzen und ihre Kamera in die Hand nehmen.
Lasst uns nicht nur versuchen, „weniger schlecht“ zu sein. Lasst uns versuchen, das Richtige zu tun, um eine Veränderung zu bewirken, die wir alle dringend benötigen.“
“Wir leben in einer Zeit, in der wir uns nicht mehr verantwortungslos der Natur gegenüber verhalten dürfen. Um so wichtiger ist es, dass auch Filmproduktionen versuchen, so umweltschonend wie möglich zu arbeiten. Ein Filmteam produziert jeden Tag Berge von Müll. Ich selbst versuche beim Dreh auf Plastikbecher zu verzichten, bringe meine eigene Tasse mit, benutze umweltfreundliche Kosmetika und vermeide unnötige Einzelfahrten.”
Foto ® Maddalena Arosio
Darren Aronofsky, Regisseur von Noah / Jurypräsident der 65. Internationalen Filmfestspiele Berlin
“Als wir Noah gefilmt haben, war uns klar, dass wir einen Film über den ersten Steward der Welt drehen, deshalb wollten wir selbst gute Stewards sein. Bei Dreharbeiten fällt in der Regel unglaublich viel Müll an. Durch Organisationen wie die Earth Angel waren wir in der Lage, das ein bisschen einzudämmen.”
„Wir sind grün. Bei einer Filmproduktion fällt sehr viel Müll an, was uns besonders bewusst wird, wenn große Sets abgebaut werden. Wir beteiligen uns deshalb stark an einem Recycling-Programm. Wir unternehmen all diese Anstrengungen, um so nachhaltig wie möglich zu sein.“
Vorsitzende des PGA Green West / Produzentin und Moderatorin von EcoPop TV
„Als Fernseh- und Filmproduzentin versuche ich, möglichst viele umweltfreundliche Handlungen in meine Geschichten einzubauen. Denn das ist genauso wichtig, wenn nicht sogar mehr, wie nachhaltig hinter den Kulissen zu arbeiten!
Zu diesem Zweck beteilige ich mich an PGA Green, der grünen Initiative des Producers Guild of America. Wir unterstützen Produzenten mit praktischen Ratschlägen und einem CO2– Rechner, damit sie nachhaltiger produzieren.
Wir haben in Partnerschaft mit den Hollywoodstudios den kostenlosen www.greenproductionguide.com kreiert, der als grüne Datenbank mit über 2.000 Lieferanten weltweit nachhaltige Produktionslösungen bietet!“
„Ich würde mich sehr freuen, wenn ich die Gelegenheit bekomme, in einem grünen Film mitzuspielen. Unsere Umwelt ist, was uns inspiriert, deshalb müssen wir sie schützen.“
Regisseur (Fraktus, Dorfpunks, Am Tag als Bobby Ewing starb)
„Es ist etwas peinlich, dass das grüne Thema jetzt erst in unserer Branche ankommt, denn es gibt schon lange viele Möglichkeiten, effizienter zu drehen.
Technische Innovationen wie energiesparende Beleuchtungstechnik sind dabei genauso wichtig wie die Sensibilität jedes einzelnen Team-Mitglieds.“
Douglas Trumbull, Produzent, Regisseur und Visual Effects Supervisor (2001: Odyssee im Weltraum, Blade Runner)
„Die Trumbull Studios in Massachusetts versuchen so grün zu sein wie möglich, wozu der Einsatz von LED-Scheinwerfern, Sonnenenergie und Solar-Laptops gehört. Und zwar nicht nur, weil die Stromstärke und der Drehstrom an unserem Standort begrenzt sind, sondern weil wir davon überzeugt sind, dass wir als Branche gegenüber der Allgemeinheit und unserem Planeten die Verantwortung haben, sauber zu produzieren.“
Wir planen, einen digitalen Film in 3D 4K mit 120 Bildern pro Sekunde an entlegenen, unzugänglichen Orten zu drehen, an denen es keinen Strom gibt. Solarstrom ist der Weg, den wir einschlagen müssen.“
Dieter Kosslick, Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin
„Die Berlinale beschäftigt sich schon seit Jahren aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Wir begrüßen es sehr, dass nun eine wachsende Anzahl von Filmemachern, darunter unser diesjähriger Jury-Präsident Darren Aranofsky, am Set grünen Regeln folgt.“
Benoit Delhomme
Kameramann (Theory of Everything, The Most Wanted Man)
„Ich habe nie konkrete Vorgaben erhalten, wie ein grüner Film gedreht werden soll, aber wir versuchen, es umzusetzen. Das ist etwas Neues für mich.
Nachtszenen werden mitunter zu stark ausgeleuchtet. Ich vermeide das. Wenn ich etwas mit bloßem Auge sehen kann, reicht das auch für die Filmaufnahmen. So gesehen bin ich ein grüner Kameramann.“
Oscar-Preisträger Jeremy Irons, der in dem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag Nachtzug nach Lissabon die Hauptrolle spielt, ist ein Fan der Mülltrennung. „Besonders in Deutschland hat sich viel getan. Ihr seid vorbildlich, was die Mülltrennung betrifft.“
Der Hollywoodschauspieler ist um die ganze Welt gereist, um für die Umwelt-Doku Trashed von Candida Brady zu werben, die sich mit der globalen Müllproblematik auseinandersetzt: „Wir kaufen etwas, werfen es weg, verbrennen es und dann ignorieren wir es“ , sagt Brady. „Zusammen mit Jeremy Irons als unseren Reiseführer entdecken wir, was mit den Milliarden Tonnen von Abfall geschieht, die jedes Jahr heimlich entsorgt werden.“
Seit der Weltpremiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2012 hat Trashed diverse Auszeichnungen und Preise auf internationalen Festivals erhalten.
Helen Hunt
Schauspielerin
„Ich arbeite mit der amerikanischen Firma Sungevity zusammen, die Sonnenkollektoren für Privathäuser vermietet. Sie versteht es, innovative ökologische Konzepte zu entwickeln, die auch ökonomisch erfolgreich sind. Das ist mein kleiner, aber kontinuierlicher Beitrag zum Umweltschutz. Ich denke, wenn jeder etwas dazu beiträgt, kann das im Endeffekt sehr viel bewirken.“