Die Kreislaufwirtschaft der Kompostierung

Die Tage von Einwegkunststoffprodukten sind gezählt. Um der weltweiten Plastikflut in den Meeren ein Ende zu setzen, gilt seit Juli 2021 EU-weit ein Verbot für Wegwerfgeschirr aus Plastik. Beim Catering am Set dürfen künftig keine Teller und Bestecke aus Kunststoff mehr verwendet werden. Aber auch Einweggeschirr aus biologisch abbaubaren oder biobasierten Kunststoffen, das als umweltfreundlich, nachhaltig oder hundertprozentig kompostierbar beworben wird, besitzt oft keine bessere Ökobilanz als erdölbasierte Kunststoffe.

 

Als kompostierbar gelten nach der Norm DIN EN 13432 Produkte, die innerhalb von zwölf Wochen zu mindestens 90 Prozent in Teile zerfallen, die kleiner als zwei Millimeter sind. Das heißt allerdings nicht, dass diese Kunststoffe in der Umwelt oder im heimischen Kompost biologisch abbaubar sind. Oxo-abbaubare Kunststoffe zersetzen sich nur in Fragmente und verbleiben als Mikroplastik in der Umwelt. Zu den biologisch abbaubaren Kunststoffen
zählen PLA, aber auch biobasierte Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Bambus, Palmblättern oder Zuckerrohr, deren Anbau und Verarbeitung
mit großem Flächen- und Wasserverbrauch, Pestizideinsatz sowie einem hohen CO2-Fußabdruck durch den Transport verbunden ist.

 

Zu den Zielen der Einwegkunststoff-Verbotsverordnung gehört, nachhaltigere Geschäftsmodelle, Wiederverwendungsmöglichkeiten und Ersatzwerkstoffe zu fördern. Eine innovative Lösung hat das Hamburger Unternehmen Bio-Lutions entwickelt, das mit ungenutzten Pflanzenresten aus der Landwirtschaft umweltfreundliche Einwegprodukte ohne chemische Zusätze und Bindemittel herstellt. Nach Eröffnung der ersten Fabrik in Indien wird das patentierte Verfahren nun auch in Deutschland eingesetzt. In der 1.800 m2 großen Produktionsstätte in Brandenburg sollen kompostierbare Verpackungen aus regionalen Agrarabfällen wie Raps- und Weizenstroh, Schilf, Hanf und Hopfen vom Band laufen.

 

Bei diesem Up-Cycling- Verfahren werden die Pflanzenteile mit einer Maschine zu extrem feinen Faserstückchen verarbeitet. Dabei entstehen selbstbindende mikrofibrillierte Fasern, die sich durch Zugabe von Wasser zu einem Faserbrei verdichten, der sich durch den Einsatz von Hitze in vielfältige Formen pressen lässt. „Da wir keine Chemikalien und Zusätze für die Herstellung des Fasermaterials einsetzen, wie etwa in der Zellstoffindustrie üblich, sparen wir wertvolle Ressourcen und erreichen einen ökologisch schonenden Herstellungsprozess.”, erklärt der Bio-Lutions-Chef Eduardo Gordillo. Dank einem speziellen Coating ist das Material flüssigkeits- und hitzeresistent.

 

„Wir starten am Standort Schwedt in Brandenburg vorerst mit einer Produktlinie.“ Die Kapazitäten für rund 6.000 Tonnen Produkte pro Jahr werden zunächst nur zur Hälfte ausgeschöpft, was einer Produktion von 140 Millionen Gemüse- und Obstverpackungen im Jahr entspricht. Künftig ist geplant, kompostierbares Einweggeschirr zu produzieren, das für Veranstaltungen oder Filmdrehs verwendet werden könnte. Kompostierung bedeutet im Fall von Bio-Lutions Eigenkompostierung. „Das ist die Königsdisziplin“, betont Gordillo, „denn dabei muss sich das Material ohne Erhitzung oder Zugabe von Bakterien binnen sechs Monaten zersetzen.”

 

Fotos: © Bio-lutions

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