Grünes Training und ein Goldener Bär

Anlässslich der 72.Internationalen Filmfestspiele Berlin luden Ecoprod and Green Film Shooting zur Podiumsdiskussion All about green training, die Einblick in verschiedene Fortbildungsprogramme in Europa gewährte. Seit über einem Jahrzehnt bietet die französische Organisation Ecoprod Training, Werkzeuge und grüne Produktionsleitfäden an. „Dieses Jahr starten wie einen fünftägigen Trainingskurs, bei dem drei Haupttthemen auf der Agenda stehen: die Umwelt-Auswirkungen von Produktionen, Strategien, um diese Auswirkungen zu reduzieren und die Berechnung des CO2-Fußabdrucks",erklärt Alissa Aubenque, die bei Ecoprod das operative Geschäft leitet.

 

In Italien ist die Einhaltung des Umweltschutzes gerade in die Verfassung aufgenommen worden. „Wir sind sehr stolz darauf“, unterstreicht Nevina Satta, Leiterin der Sardegna Film Commission, dies seit 2014 Trainingsmaßnahmen für grüne Filmproduktionen anbietet, bei denen der Schwerpunkt auf dem Team hinter der Kamera liegt.  „Nun binden wir auch die Produzenten der Inhalte zunehmend ein und bringen sie mit Wissenschaftlern zusammen.“

 

Der italienische Produzent Giovanni Pompeli, der für die Produktion des Film Alcarràs von Carla Simon den Goldenen Bären auf der Berlinale 2022 gewonnnen hat, legt in Zusammenarbeit mit dem TorinoFilmLab in verschiedenen europäischen Regionen ein Green Lab-Trainingsprogramm auf. „Die Gewohnheiten zu ändern ist das Schwierigste“, versichert der Produzent. "Das Wichtigste ist eine praktischen Ansatz zu besitzen, wie sich eine Nachhaltigkeitsstrategie umsetzen lässt."

 

In Polen hat sich eine Film for Climate-Vereinigung formiert, um Filme auf der Basis grüner Richtlinien nachhaltiger zu produzieren. „Wir planen verschiedene Trainings-Einheiten zu grüner Produktion", sagt Alejandra Leszczyńska, die in Polen die Produktionsfirma Lapolaca Productions gegründet hat.

 

In Südfrika hat das Greenset-Projekt Fahrt aufgenommen, nachdem sich die Service-Firma Film Africa 2019 dazu entschlossen hat, bei sämtlichen Produktionen auf Nachhaltigkeit zu setzen. Die als Startup gegründete Organisation Greenset ist mittlerweile in die südafrikanische Filmakademie eingegliedert. „Wir konzentrieren uns darauf, grüne Consultants für die Arbeit im Filmbereich auszubilden und unterstützen Produzenten dabei den Fußabdruck der Produktionen zu senken, die in Südafrika drehen", erläutert die Greenset-Gründerin Cindy Mkwanazi.

 

Ein sehr beliebter Drehort für große Produktionen der US-Studios ist nach wie vor Ungarn. "Meistens werden wir in der Vorbereitungsphase an Bord geholt", berichtet Julia Tordai, die Mitbegründerin des Unternehmens Green Eyes Production. „Wenn die großen Studios nicht dazu bereit sind für einen grünen Mehrwert Geld auszugeben, werden sich die Lieferketten nicht ändern." Die französische Nachhaltigkeits-Beraterin Anais Mounereau führte aus, dass es schwierig sei, Nachhaltigkeitststrategien am Set umzusetzen. „Bei Secoya setzen wir eine Software ein, die es den Produktionen ermöglicht, ihren CO2-Fußabdruck abzuschätzen und entsprechend zu reduzieren."

 

In der süddeutschen Stadt Freiburg hat der Green Consultant Jakob Reinhart bei einer Produktion kürzlich Lasträder eingesetzt. Der Kameramann hat vom Anhänger aus eine Kamerafahrt gedreht. „So etwas funktioniert allerdings nur, wenn die Crew-Mitglieder dazu bereit sind etwas Neues auszuprobieren“, resümiert Jakob Reinhart. „Innovative Lösungen zu enwickeln erfordert Zeit und Energie. Wir werden nicht die Welt retten, wenn wir nur unseren CO2-Fußabdruck kalkulieren. Ich nutze meine Zeit lieber dafür tatsächlich die Emissionen zu senken.“

 

Photos: © GFS

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