
Mit dem Eisvogel – Preis für nachhaltige Filmproduktionen werden zum Auftakt der Berlinale zum vierten Mal deutsche und internationale Film- und Fernsehproduktionen ausgezeichnet, die mit innovativen Maßnahmen ihre Umweltbelastungen reduziert haben. Die begehrte Eisvogel-Trophäe wird vom Bundesumweltministerium (BMUV) und der Heinz Sielmann Stiftung in Kooperation mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) vergeben. Der Eisvogel-Filmpreis ist in der Hauptkategorie mit 20.000 Euro dotiert. In der Nachwuchskategorie wird ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro vergeben.
Für den Eisvogel-Wettbewerb haben sich zahlreiche Produktionen aus dem In- und Ausland beworben, von denen fünf Produktionen für die Hauptkategorie sowie zwei Produktionen für den Nachwuchs-Eisvogel nominiert sind. Die Bandbreite reicht dabei von einer Konzert-Doku über eine deutsche Comedy-Serie bis hin zu einer internationalen Ko-Produktion. In dem irischen Dokumentarfilms The Song Cycle fährt der Musiker Nick Kelly mit dem Fahrrad von Dublin zum Glastonbury Festival und hat dabei seine Gitarre im Gepäck hat. „Der Auslöser für The Song Cycle war, dass wir einen nachhaltigen Ansatz für Livemusik finden wollten.“, sagt Nick Kelly. Wir sind sehr stolz darauf, dass dieses Projekt nicht nur zeigt, dass Musiker ohne Auto auf Tour gehen können, sondern dass auch Filme auf wesentlich umweltfreundlichere Art gedreht werden können.“ Nick Kelly wird im Rahmen der Berlinale auftreten. Der Weltvertrieb von The Song Cycle ist auch auf dem European Film Market präsent.
Bei der Produktion des schwedischen Spielfilms Kevlar Soul hat der Produzent Ronny Fritsche alle Register gezogen, um möglichst ressourcenschonend zu arbeiten. Bei dieser Produktion von Zentropa Schweden waren Umweltrichtlinien für effiziente Logistik, die Nutzung von gebrauchten Materialien, Abfallmanagement, Fahrgemeinschaften und der Einsatz von E-Fahrzeugen waren im Vertrag des Filmteams verankert. „Mit unseren neuen Ideen haben wir aufgezeigt, dass Nachhaltigkeit zur Kreativität anspornen und neue Standards für verantwortliches Filmemachen setzen kann“, erklärt Ronny Fritsche.
Mit Abstand die größte Produktion ist der Kinofilm Mother Mary von dem preisgekrönten, amerikanischen Autors und Regisseurs David Lowery, der mit der Oscar-Preisträgerin Anne Hathaway an fünfzig Tagen in Köln und Umgebung gedreht worden ist. Als Produzenten zeichnen dafür die US-Independent Firma A24 und die Kölner Augenschein Filmproduktion verantwortlich. Durch das sorgfältig geplante Master-Location-Konzept konnte die Produktion einen erheblichen Anteil an CO2-Emissionen einsparen. „A24 und augenschein Filmproduktion haben gemeinsam mit Roman Russo und dem Green Toolkit Team eine bahnbrechende nachhaltige Produktion realisiert, die internationale Maßstäbe setzt“, sagt Auri Jackson, Sustainability Manager bei A24. "Mother Mary ist die erste internationale Filmproduktion, deren CO₂-Fußabdruck gemäß ISO 14067 bilanziert und durch ein unabhängiges Third-Party-Audit geprüft wurde – ein bedeutender Schritt hin zu mehr Transparenz und Verantwortung in der Branche.“
In Brandenburg entstanden ist die ZDF-Auftragsproduktion Für immer Freibad von der good friends Filmproduktion, bei der die Team- und Castmitglieder ihre eigenen Fahrräder per Sammeltransport mit zum Dreh genommen haben. Als Hauptmotiv fungierte ein Freibad, das für Cast und Crew vom Hotel aus per Rad erreichbar war. „Damit konnten wir nicht nur viele Autofahrten einsparen, sondern auch den Teamgeist stärken“, berichtet die Produzentin Ursula Pfriem. Zudem sind sämtliche Schauspielerinnen mit der Bahn zur Dreh-Location gekommen und haben sich einen Trailer geteilt.“
Auf kurze Wege gesetzt hat die im Auftrag von ZDF neo produzierte Comedy Tschappel, für die Lax Entertainment und Apollonia Film beim Dreh in einem Dorf eine studioähnliche Umgebung geschaffen und die Basis direkt gegenüber dem Hauptmotiv eingerichtet wurde. „ Um den hohen Energiebedarf und die Anforderungen zahlreicher Außenmotive umweltfreundlich zu bewältigen, setzten wir auf leistungsstarke Powerstations in Verbindung mit einem 400-Watt-Photovoltaik-Panel“, berichten die Produzenten Charlotte Groth, Maximilian Greil, Paul Beck und Marius Beck.
Für den Nachwuchspreis nominiert ist die Action-Komödie Rein und raus, die als studentische Produktion an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf entstanden. Bei dieser Produktion lag der Fokus darauf, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Dies wurde durch die Nutzung wiederverschließbarer Mehrwegbehälter umgesetzt, in denen das selbstgekochte vegane Essen länger frisch blieb. „Vor meinem Studium habe ich an großen Filmsets gearbeitet und täglich die massive Verschwendung von Ressourcen wie Lebensmitteln erlebt“, beschreibt die Produzentin Licia Flocke ihre Motivation.
Die Einsparung von Ressourcen war ein zentraler Bestandteil bei der studentischen Produktion No More Pool Time, die an der Filmakademie Baden-Württemberg realisiert worden ist. Dabei bestand eine besondere Herausforderung darin, beim Dreh Wasser zu sparen. „Neu für uns war der Umgang mit einem 50.000-Liter-Pool, der im Film verschiedene Füllstände in nicht chronologischer Reihenfolge haben musste“, erläutern Regisseur Jonas Baumann und Produzent Sebastian Sicker. Deshalb suchten wir für unseren konkreten Fall eine Lösung mittels eines Pumpensystems und eines identisch großen Aufstellpools.“
Die Verleihung des Eisvogel – Preis für nachhaltige Filmproduktionen findet am 12. Februar 2025 im Bundesumweltministerium statt.
Fotos: © Nadja Hallström, Frederic Batier /A24, Max Rauer