
Die Lage der Produktionswirtschaft in Deutschland und die Perspektiven der grünen Film- und Fernsehproduktionen sind die zentralen Themen beim dritten VTFF Green Tec Day am Berlinale-Montag, dem 17.Februar. Zum Auftakt der Podiumsdiskussionen hält Achim Rohnke, Geschäftsführer des Verbandes Technischer Betriebe für Film und Fernsehen (VTFF), eine Keynote. In den vergangenen Jahren sind in diversen europäischen Nachbarländern attraktive Förderbedingungen und Steuervorteile eingeführt worden, was dazu geführt hat, dass viele Film- und Fernsehproduktionen aus Deutschland abgewandert sind.
Länder wie Belgien, Tschechien, Spanien, England oder Italien locken mit Steueranreizen in Höhe von 30 Prozent, wie der europäische Förderatlas des VTFF aufzeigt. Verschiedene öffentlich-rechtliche Großproduktionen sind im Ausland realisiert worden. So fiel die erste Klappe für ZDF-Serie Der Palast von Ui Edel in Polen, während die vierte Staffel der ARD-Kultserie Charité in Portugal gedreht worden ist. In Deutschland beklagen zahlreiche Studios und technisch-kreative Betriebe für Film und Fernsehen dieses Ungleichgewicht, das den Produktionsstandort Deutschland erheblich geschwächt hat.
Um diese Situation zu verbessern, hatte Kulturstaatsministerin Claudia Roth 2023 eine viersäulige Filmförderreform angekündigt, die neben der Reform des Filmfördergesetzes (FFG) auch ein steuerliches Anreizmodell, eine Investitionsverpflichtung für Streamer und Sender sowie eine kulturelle Förderung für kleinere Projekte umfassen soll. Im Rahmen des novellierten Filmförderungsgesetzes (FFG 2025), das am 1. Januar 2025 in Kraft getreten ist, wird die abgabefinanzierte FFA-Film- und Verleihförderung weitgehend nach dem Referenzprinzip vergeben.
Die Anreizförderung durch den Deutschen Filmförderfonds (DFFF) und den German Motion Picture Fund (GMPF) bleibt 2025 bestehen. Die Förderquote ist zum 1. Februar von 20 auf 30 Prozent der deutschen Herstellungskosten angehoben worden. Zudem sind die Höchstfördersummen pro Projekt gestiegen. Seit dem 1. Februar ist die Kappungsgrenze beim DFFF I von 4 Mio. Euro auf 5 Mio. Euro und beim GMPF für Serien von 10 Mio. Euro auf 20 Mio. Euro bzw. für Filme von 2,5 Mio. Euro auf 5 Mio. Euro angehoben worden. „Damit sind wir als Standort für Filmproduktionen endlich wieder konkurrenzfähig im internationalen Wettbewerb und bauen eine Brücke bis zur Einführung eines Steueranreizmodells und einer Investitionsverpflichtung“, erklärt Staatsministerin Claudia Roth. „Beides sind dringend notwendige weitere Schritte."
Bei der Podiumsdiskussion werden Branchenvertreter:innen über den aktuellen Status, die Herausforderungen und Lösungsansätze diskutieren, die angesichts wirtschaftlicher Schwierigkeiten, Investitionsbarrieren und fördertechnischer Defizite erforderlich sind. Zu Gast bei dieser Diskussionsrunde sind der Studio Babelsberg-Chef Jörg Bachmaier, Christina Caspers-Römer, Chefin des Postproduktionsunternehmens Trixter, die Produzenten Philipp Kreuzer (Maze Pictures/Supernix) und Benjamin Benedict (Wiedemann & Berg/Leonine Gruppe), VTFF-Vorstandsmitglied und Theaterkunst-Chefin Andrea Peters, ZDF Studios-Geschäftsführer Dr. Markus Schäfer und der MdB Michael Sacher von Bündnis 90/Die Grünen.
Angesichts der wirtschaftlichen Probleme der Studios und kreativ-technischen Betriebe sind die Anforderungen an die vom Arbeitskreis Green Shooting definierten ökologischen Produktionsstandards bislang nicht verschärft worden. Seit 2023 sind Film- und Fernsehproduktionen in Deutschland verpflichtet, mindestens 17 von 22 sogenannten Muss-Vorgaben einzuhalten, die Bestandteil eines Kriterienkataloges mit insgesamt 39 Anforderungen sind. Perspektivisch ist geplant, verschiedene Soll- in Muss-Vorgaben umzuwandeln.
Die Podiumsdiskussion des Arbeitskreises Green Shooting soll Aufschluss über Perspektiven und Innovationen für eine nachhaltige Film- und Fernsehproduktion in Deutschland geben. In der Diskussionsrunde vertreten sind der MFG-Geschäftsführer Carl Bergengruen vom Arbeitskreis Green Shooting, Kai Habermann von Cinegate , Judith Niemeyer als Vertreterin des Bundesverbandes Green Film & TV Consultants Deutschland, Wiebke Wiesner, von der Produktionsallianz, Jonas Sticherling von der ARD Degeto sowie die Schauspielerin Pheline Roggan. Die Moderation übernimmt Philip Gassmann.
Der dritte Green Tec Day findet ab 15 Uhr in in der Vertretung des Freistaates Bayern beim Bund, in der Behrenstraße 21/22 in Berlin statt. Für den Besuch der Veranstaltung ist eine Anmeldung erforderlich.
Illustration: © VTFF