
Nach dem Kurzfilm Der Kahn hat der deutsche Produzent Thomas Schmelzer nun auch den Studentenfilm Gespräch mit dem Beter nachhaltig produziert. Für diese Leistung ist die Produktion mit Grünen Drehpass der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH) ausgezeichnet worden. Für die Regie bei dem Kurzfilm Gespräch mit dem Beter zeichnet der HfBK-Student Hubert Schmelzer verantwortlich.
Welche Erfahrungen mit der grünen Produktionsweise konnten Sie in das neue Projekt einbringen?
Thomas Schmelzer: Beim Dreh vom Gespräch mit dem Beter hat sich wieder bewahrheitet, dass sich eine reibungslose Produktion im Sinne der Nachhaltigkeit realisieren lässt, wenn zunächst das Umweltbewusstsein geschaffen ist und eine veränderten Arbeitsweise vorgelebt wird. Die grundsätzliche Bereitschaft mitzuziehen, ist definitiv vorhanden. Dabei sind ein harmonierendes Team und ausgiebiges Planen unerlässlich.
Wie haben Sie die Crew auf die nachhaltige Produktionsweise vorbereitet?
Bei konkreten Maßnahmen wie Mülltrennung, oder der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel gab es überhaupt keine Probleme. Die Bereitschaft dazu ist grundsätzlich vorhanden, vor allem, wenn die Crewmitglieder realisieren, dass sie in ihrer Arbeit nicht eingeschränkt werden, sondern sogar feinstes regionales Essen von dem kleinen Dorfladen nebenan erhalten. Wir haben das von Anfang an kommuniziert und durch den Austausch von ständig aktualisierten Informationen das gesamte Team darauf vorbereitet.
Wie gehen Sie dabei konkret vor?
Ich arbeite gerne mit einem kurzen Fragebogen, der dazu dient, der Produktion die Umsetzung ihrer Planung zu ermöglichen. Dadurch bekommt auch die Crew einen guten Einblick, was sie erwartet und wo sie konkret mithelfen kann. Es wird beispielsweise angefragt, ob Fahrkarten für öffentliche Verkehrsmittel benötigt werden, welche Essgewohnheiten es gibt und ob Allergien bestehen. Zudem wird darauf hingewiesen, dass jedes Teammitglied eine eigene nachfüllbare Trinkflasche mitbringen soll.
Wie schwierig ist es, die Gewohnheiten im Team zu ändern?
Das Problem ist meistens der Kostendruck. Deshalb ist es wichtig, Kooperationen zu gründen und Partner und Sponsoren für sein Projekte zu gewinnen. Bei dem Gespräch mit dem Beter war die Zusammenarbeit mit der St. Nicolai Kirche in Lüneburg ein wahrer Segen, denn die wunderschöne Kirche ist nicht nur ein Schauplatz im Film, sondern war auch unser Basislager während der gesamten Drehzeit. Die Kirche und das zugehörige Gemeindehaus wurden uns zur Verfügung gestellt, so dass wir dort Kochen und zu weiteren Drehorten aufbrechen konnten. Das hat die Abläufe immens erleichtert.
Welche grünen Ziele ließen sich realisieren?
Wir haben versucht, eine Reihe von Maßnahmen wie Mülltrennung und -reduzierung, regionale Produkte, Partner beim Catering sowie die generelle Senkung von CO2-Emissionen umzusetzen. Einer der größten Faktoren stellte der Transport dar. Die Zielsetzung war, alles optimal zu planen, damit nur so wenig Autofahrten anfallen. Da sich Technik, Ausstattung und die perfekten Drehorte nur selten am gleichen Platz befinden, haben wir viele Strecken mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt. Für den Transport des Equipments hätten wir gerne Elektro-Autos gemietet, doch es war bei unserer Produktion leider nicht möglich, bezahlbare Elektro-Transporter in Hamburg zu finden. Wir mussten deshalb Kompromisse schließen und konnten durch clevere Planung einige Fahrkilometer einsparen.
Wie gestaltet sich die grüne Produktion in kostentechnischer Hinsicht? Da sich nachhaltige Verpflegung des Teams in den Kosten niederschlägt, haben wir versucht, Partner dafür zu finden. Produktionen, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen, stoßen auf große Offenheit, doch die Anzahl potenzieller Partner ist begrenzt. Andererseits gibt es auch Bereiche, in denen wir Geld gespart haben wie zum Beispiel durch den Einsatz von Mehrweggeschirr. Auch die Stromkosten lassen sich durch die Verwendung von LED-Lichttechnik und Akkus senken.
Wie lassen sich mehr Produktionen dazu zu bewegen, nachhaltiger zu arbeiten?
Ich bin überzeugt, dass sich die Denkweise der Produktionen grundsätzlich ändern kann, wenn sie realisieren, dass grünes Produzieren gar nicht so viele Schwierigkeiten in sich birgt. Allerdings muss eine entsprechende Infrastruktur geschaffen werden, damit die angestrebten Ziele wie ein Fuhrpark mit Elektro-Autos sich auch umsetzen lassen. Wenn diese Optionen bestehen, wird den Produktionen die Umstellung ihrer Arbeitsweise erleichtert.
Fotos: © Hanns Simons