Energieeffiziente Alternativen am Set

Bei der Green Production Conference der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein stellte der Kameramann und Consultant Philip Gassmann technische Lösungen vor, mit denen sich die Bereiche Energie und Licht bei Film- oder Fernsehproduktionen umweltfreundlicher gestalten lassen und Kosten gespart werden können. Green Film Shooting-Redakteur Bernd Jetschin verschaffte sich einen aktuellen Überblick, welche neuen Technologien und Workflows es für Licht, Akkus und Generatoren gibt.

 

Licht ist stets der größte Energiefaktor am Set. Das ist  vor allem der Fall, wenn klassische Filmleuchten mit dem Glühlicht im Einsatz sind. Stromsparende Varianten sind Halogen- und HMI-Tageslichtlampen, die über eine hohe Lichtleistung verfügen und vom Farbspektrum her dem Tageslicht sehr nahe kommen, jedoch Vorschaltgeräte benötigen. Aus diesem Grunde sind HMI-Lampen keine kompakte Lösung. Leuchtstoffröhren verfügen mit 50 Lumen pro Watt zwar über eine gute Lichtausbeute und verbrauchen wenig Strom,  besitzen aber kein harmonisches Farbspektrum.

 

Die energiesparendste Lösung mit großer Lichtleistung stellen die LED-Lampen dar, die bis zu 90 Prozent weniger Strom verbrauchen als herkömmliche Leuchten. Zudem verfügen die Leuchtmittel über eine extrem lange Lebensdauer von bis zu 50 000 Stunden. Als weiterer Vorteil erweist sich, dass sich LED-Leuchten am Set von kleineren, mit Gas oder Akkus betriebenen Generatoren speisen lassen. Da LEDs wenig Wärme erzeugen und entsprechend wenig Kühlung benötigen, eignen sie sich auch hervorragend für den Studiobetrieb.

 

 

Ein Problem beim Einsatz von LED war bisher, dass die Leuchten nicht das Farbspektrum wiedergegeben haben, das dem Tageslicht entspricht. Dies war vor allem im Rot-Bereich der Fall. „Die neusten Entwicklungen sind in den gemessenen CRI-Werten (Color Rendering Index) deutlich besser geworden“, berichtet Gassmann mit Verweis auf die Dedolight Ledzilla2. Die Dedolight Doppel-Asphärenoptik biete eine erstaunliche Licht-Leistung und erzeuge ein weiches Licht. Auch im Bereich der Flächen- und Stufenlichtlampen gibt es Alternativen auf LED-Basis. Die DeSisti SuperLED verfügt als Stufenscheinwerfer über stark verbesserte CRI-Werte. Zudem ist die Lampe wasserdicht, so dass sie auch bei Feuchtigkeit und regnerischem Wetter für Außendrehs einsetzbar ist.

 

Ein flexibles Lichtsystem hat die Hamburger Firma Carpetlight mit einer faltbaren Lampe entwickelt, die LEDs der neusten Generation und smarte Textiltechnologie miteinander kombiniert. Diese flexible Lampe ist in jeder Größe und Form erhältlich und sowohl als punktuelle Leuchtlösung wie auch als Flächenlicht einsetzbar. Die Leuchten sind hell genug, um jede herkömmliche Flächenleuchte zu ersetzen. Dank ihrer extrem gleichmäßigen Lichtausbeute lassen sie sich an alle Tages-, Kunst und Mischlichtsituationen anpassen. Auch bei der Farbwiedergabe punktet das Carpetlight-System im Tageslichtbereich mit einem CRI Wert von 96. Die Entwicklung stammt aus der Medizin-Technologie: Bei dieser Konstruktion dienen Textilfäden dank einer Silberbeschichtung als Leiter, welche die LED-Leuchten versorgen. Da diese LED-Leuchte in Stoff eingearbeitet ist, der aus biegsamen Textilfäden besteht, kann sie gerollt, zusammengefaltet oder geknautscht werden.
Für die kleineren Lichteinheiten werden zunehmend Alternativen angeboten. Nach der Einschätzung einer Hamburger Rental-Firma geht der Trend zu kleineren Einheiten, denn größere 18 KW-Leuchten werden kaum noch ans Set mitgenommen. Stattdessen werden 12 KW-Scheinwerfer und mehrere kleinere Einheiten verwendet.

 

Bei ihrer Energieversorgung setzen die Filmteams in der Regel auf Generatoren, da sich ein Baustromanschluss erst ab drei Drehtagen an einem Motiv rechnet. Am Set werden oftmals zwei große Generatoren eingesetzt, um die gesamte Produktion vom Licht bis zum Catering-Wagen zu versorgen. Da die Generatoren ständig auf Hochtouren laufen, wird viel umweltschädlicher Diesel verbrannt, selbst wenn nur wenig Energie benötigt wird. „Hier ist ein Umdenken erforderlich“, konstatiert Gassmann. Um einen ineffizienten Energieverbrauch zu vermeiden, empfiehlt er  kleinere mobile Speichereinheiten sowie Gas-betriebene Generatoren zu verwenden. Jede Produktion sei gut beraten, ein Energie-Management vorzunehmen, um ihren Energieverbrauch effizienter zu planen. Künftig müssten sich die Produzenten ohnehin auf strengere EU-Auflagen einstellen, die dazu führen werden, dass in den Innenstädten beispielsweise nur noch Dieselgeneratoren zugelassen werden, die mit teuren Rußpartikelfiltern umgerüstet worden sind. Eine günstigere Alternative dazu sind  kleinere Gas-Generatoren sowie mobile Speichersysteme, um den Energieverbrauch zu reduzieren.

 

Als smarte Lösung erweist sich der MobilHybrid mit seiner intelligenter Steuerung. Dieser mobile Stromspeicher wird zwischen Stromerzeuger und Stromverbraucher geschaltet. Der Strom aus dem Generator wird darin gespeichert und genau nach Bedarf an die Verbraucher abgegeben. Der MobilHybrid liefert die Energie aus der Batterie und startet das Diesel-Aggregat erst, wenn die Batterie nachgeladen werden muss oder große Lasten betrieben werden. Durch die bedarfsorientierte Stromabnahme lassen sich erhebliche Kraftstoff- und Wartungskosten für das Dieselaggregat einsparen. Da der Betrieb von Dieselmotoren auch bei geringer Last mit hohem Kraftstoffbedarf einhergeht, muss der Motor des Aggregat mit konstanter Drehzahl laufen, selbst wenn nur sehr wenig Strom abgenommen wird. Am Filmset werden oftmals große Mengen Diesel sinnlos verbrannt, da der Generator immer auf vollen Touren läuft und ständig Strom für den maximalen Energiebedarf produziert. Da in den Umbaupausen und Ruhezeiten wesentlich weniger Energie benötigt wird, bietet sich eine smarte Energielösung für Filmsets an, mit der sich Kosten sparen und umweltschädliche Emissionen reduzieren lassen.

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