Green bits and bites

Leckeres Obst aus der Region, Verzicht auf Plastik und kurze Wege zum Set. Im Berlinale-Wettbewerb gibt es mehrere Filme zu entdecken, die nachhaltig produziert worden sind. Bei den Dreharbeiten zu 3 Tage in Quiberon von Emily Atef musste die Hauptdarstellerin Marie Bäumer nur ein paar Schritte zu Fuß zurücklegen, um von ihrem Hotel zum Set zu gelangen. „Wir haben über zwei Drittel des Films an unserem Hauptmotiv gedreht“, berichtet Karsten Stöter, Produzent dieses bewegenden Dramas über drei emotional aufwühlende Tage im Leben des Weltstars Romy Schneider.

 

Für den Film wurde ein Glas-Pavilion auf der Ostseeinsel Fehmarn in ein Hotel verwandelt, in dem verschiedene Motive wie Hotelzimmer, Badezimmer und die Lobby eingerichtet wurden. Der Blick auf den Balkon zeigt dank eines 4 x 10m großen Hintersetzers das Meer und den Felsenstrand der Originalkulisse in Quiberon. Kostüm und Maske befanden sich im benachbarten Hotel der Schauspieler. Die kurzen Wege haben der Produktion Zeit und Geld eingespart und waren zudem klimaschonend. Für 3 Tage in Quiberon wurden weder Generatoren noch ein großer Fuhrpark benötigt, was der Produktion einen Grünen Drehpass eingebracht hat.

 

 

Wie sich Filme grün produzieren lassen, steht bei der Berlinale im Zentrum verschiedener Branchenveranstaltungen beim European Film Market, dem Berlinale Co-Production Market oder in der Berlinale Audi Lounge. „In unserer Gesellschaft setzt ein Umdenken ein, das der Ökonomie der Ökologie Rechnung trägt. Energiewende, Diesel-, Plastik- oder Pestizidverbot sind für die Politik inzwischen ein zentrales Thema“, erklärt Festivaldirektor Dieter Kosslick, der sich als überzeugter Slow Food-Kenner seit Jahren für eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion engagiert. „Das berührt in vielen Bereichen auch die Film- und Medienbranche, die sich in vielen Ländern bereits darauf einstellt.“

 

Der Berlinale-Wettbewerbsbeitrag Figlia Mia (Daughter of Mine) von der italienischen Regisseurin Laura Bispuri wurde nach grünen Maßgaben auf Sardinien gedreht. „Wir hatten ein demokratisch organisiertes Set“, berichtet die Produzentin Marta Donzelli. „Es gab keine Trailer oder Limousinen für die Schauspieler.“ Alba Rohrwacher und Valeria Golino haben gerne dabei mitgespielt. „Als Motiv wurde meistens ein größeres Haus gemietet, in dem Produktionsbüro, Kostüm und Maske untergebracht wurden waren. „Wir haben Fahrgemeinschaften gebildet und den Schauspielern Fahrräder gegeben, damit sie vor Ort mobil sind.“

 

 

Die italienische Produzentin präsentiert zudem in der Reihe Kulinarisches Kino die Doku Lorello e Brunello über zwei Zwillingsbrüder, die in der Toskana einen kleinen Bauernhof bewirtschaften, der aufgrund der fallenden Preise auf dem Weltmarkt kurz vor dem Ruin steht. Um industrielle Nahrungsmittelproduktion und Greenwashing-Methoden, mit denen Produkte als nachhaltig vermarktet werden, geht es in der Doku Die Grüne Lüge des Plastic Planet-Regisseurs Werner Boote. Und der amerikanische Filmemacher Louie Psihoyos befragt in The Game Changers Spitzensportler, Elitesoldaten und Wissenschaftler, ob Fleisch nötig für unseren Proteinhaushalt ist. „Wir zeigen Filme mit echtem Biss“, resümiert Dieter Kosslick.

 

Fotos: © Peter Hartwig/Rohfilm Factory, Piero Chiussi/ Berlinale, Litle Dream Entertainment

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