Produzenten setzen auf Selbstverpflichtung

Der Produzentenverband, in dem mehr als 100 unabhängige Filmproduzenten organisiert sind, hat eine Freiwillige Selbstverpflichtung  zur nachhaltigen Filmproduktion verfasst. Die Einsparung von Ressourcen und Senkung der Emissionen soll durch Vermeidung, Reduktion und Kompensation erfolgen. Unterzeichnet worden ist die Erklärung von rund 50 deutschen Produktionsfirmen, die sich damit verpflichten, ihre Filmproduktionen in allen Gewerken möglichst nachhaltig zu realisieren.

 

Die Initiatoren dieser Freiwilligen Selbstverpflichtung sind Nicole Gerhards, die in Berlin die Produktionsfirma Niko Film betreibt, und der Produzent Karsten Stöter von der Rohfilm Factory. Mit der Selbstverpflichtung soll nicht nur das Bekenntnis zu einer emissionsarmen und klimaneutralen Filmproduktion manifestiert, sondern auch konkret etwas dafür geleistet werden. Die klar formulierten Einzelmaßnahmen erschienen für die Filmproduktion aus heutiger Sicht durchaus einschneidend, aber mit Übung, Unterstützung und einem mitwirkenden Umfeld würden sie bald selbstverständlich von der Hand gehen.

 

„Wir versuchen, die Klimaneutralität unserer Produktionen in erster Linie durch Vermeidung und Reduktion zu erreichen“, erklären die beiden Initiatoren. „Soweit sich Emissionen aber nicht verhindern lassen, werden sie kompensiert.“ Flüge sollen künftig nur noch in Anspruch genommen werden, sofern sie nicht vermeidbar sind und die Reisezeit per Bahn sechs Stunden übersteigt. Die Reisezeit für Schauspieler und Teammitglieder soll in der Disposition nach Möglichkeit entsprechend berücksichtigt werden. Für sämtliche gebuchten Flüge verpflichten sich die Produktionsfirmen zu einer CO2 Kompensation. Auch die Team- und Materialtransporte sollen gebündelt und emissionsarm erfolgen.

 

Um den Energie- und Ressourcenverbrauch zu senken, soll beim Einsatz von Energie, Equipment und Materialien die jeweils umweltfreundlichste verfügbare Lösung gewählt werden. Der Maßnahmenkatalog reicht dabei von der Nutzung von Ökostrom und Baustrom anstelle von Generatoren über den Einsatz von LED-Leuchten und Akkus bis hin zu emissionsarmen Fahrzeugen mit Hybrid-, Elektro-, CNG- oder Wasserstoff-Antrieb. Bei der Auswahl von Baustoffen für die Ausstattung ist es ein Kriterium, ob diese ökologisch unbedenklich sind. Produkte aus Recyclingmaterialien werden bevorzugt.

 

Für das Catering am Set und im Produktionsbüro werden vorwiegend regionale und saisonale Lebensmittel ausgewählt, die möglichst biologisch und unter fairen Produktionsbedingungen hergestellt worden sind. Fleisch- und Milchprodukte sollten aus regionaler und artgerechter Haltung stammen und erheblich reduziert werden. Das Ziel ist, in Abstimmung mit den Teammitgliedern nur einmal pro Woche Fleisch anzubieten.

 

 

Um das Abfallaufkommen zu reduzieren, soll weitestgehend auf Einwegprodukte sowie Produkte in Kunststoff- und Plastikverpackungen verzichtet werden. Leih- und Second Hand-Artikel werden gegenüber neuen Produkte bevorzugt. Wiederverwertbare Materialien, Kostüme und Gegenstände sollen zur Weiterverwendung gelagert oder weitergegeben werden.

 

 

Die Umsetzung dieser Maßnahmen soll durch einen Green Consultant bzw. ein für diesen Bereich verantwortliches Teammitglied unterstützt werden. Soweit es möglich ist, sollen Produktionen auch eine CO2-Bilanz vornehmen. Um die Teammitglieder zu motivieren, diese Zielsetzungen zu erreichen, müssen die Maßnahmen frühzeitig von Regie, Schauspielern und Heads of Departments kommuniziert werden. „Wir verpflichten uns“, konstatieren die Produzenten, „ die Erfahrungen in der Umsetzung dieser Selbstverpflichtung zu erfassen und den Umgang mit etwaigen Hindernissen und Problemen ehrlich und transparent zu teilen. Die Freiwillige Selbstverpflichtung wird regelmäßig evaluiert und im Dialog mit den Unterzeichner*innen angepasst. “

 

Die Produzenten appellieren an die Politik, Förderinstitutionen und TV Sender, diese Maßnahmen auch finanziell zu fördern. „Unser Appell an Filmförderungen und TV-Sender in diesem Kontext ist, die Kosten für CO2-Kompensationen im Rahmen einer Filmproduktion als Herstellungskosten anzuerkennen“, unterstreicht Erwin M. Schmidt, Geschäftsführer des Produzentenverbands. „Solche Kompensationsleistungen sollten Pflicht für geförderte Projekte bzw. Auftragsproduktionen sein und entsprechend finanziert werden.“

 

Aber auch der Fördertourismus, der aus den zu erbringenden regionalen Standorteffekten resultiert, ist ein Thema, das angepackt werden soll. „Im Dialog mit regionalen Förderinstitutionen möchten wir dazu anregen, das Prinzip des Regionaleffekts im Hinblick auf seine ökologische und ökonomische Effizienz hin zu optimieren“, erklären die Produzenten. Darüber hinaus schlagen sie vor, dass Filmförderungen, TV Sender und Politik Anreize für die Hersteller von emissionsarmer bzw. energiesparender Filmtechnik und Transport-Logistik sowie Anbieter von emissionsarmen Dienstleistungen schaffen sollten.

 

„Nur gemeinsam können wir einen signifikanten Beitrag zur Abwendung der Klimakatastrophe erbringen“, resümieren Gerhards und Stöter. „Wir sind bereit unseren Teil zu leisten, der durchaus ehrgeizig und herausfordernd sein wird, benötigen aber die Unterstützung der gesamten Branche und jeder und jedes Einzelnen. Denn die Produktion ist nur ein Ausschnitt aus der langen Wertschöpfungskette eines Films.“

Illustration: © Produzentenverband/ Polyma/ Arte/ DoP Choice/GFS

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert