Die Tage, an denen ein Generator nur zur Stromversorgung der Kaffeemaschine läuft, sind gezählt — zumindest in New York. Energieversorgung ist vor allem bei Außendrehs ein heikles Thema. Die Lösung, welche die meisten Produktionsfirmen wählen, ist nicht unbedingt die beste: „Sorgt für mehr Strom, als wir brauchen!“, lautet die Devise. Die in Long Island ansässige Firma Green Idle ist dabei, dies zu ändern. Sie bietet Lastfahrzeuge an, die geräuschlos sauberen Strom per Photovoltaik liefern.
„Der Strom, den ein Catering-Fahrzeug an einem sonnigen Tag generiert, reicht unabhängig vom Wetter für ein ganzes Wochenende“, sagt der Green Idle-Gründer Neil Robbins, dessen Karriere vor fünfzig Jahren im Unternehmen seines Vaters begann. Galaxie Coffee versorgt Filmcatering-Firmen im Großraum New York mit Kaffee, Maschinen, Lebensmitteln sowie Fahrzeugen für Essen und Catering. Gemeinsam mit dem staatlich geprüften Photovoltaik-Monteur Robert Drucker und dem Umweltrechtsexperten Bobby Nystrom hat Robbins verschiedene mit Solarstrom betriebene Fahrzeuge entwickelt, die zur Gründung ihrer gemeinsamen Firma Green Idle geführt haben.
Dank der Partnerschaft mit dem amerikanischen Batteriehersteller Lithionics Battery sind die Green Idle-Fahrzeuge mit Photovoltaik-Systemen ausgestattet, die Strom produzieren und nachhaltig speichern können. Jedes einzige Photovoltaik-Panel generiert zwischen 300 und 400 Watt, je nach Verfügbarkeit des Sonnenlichts auf dem entsprechenden Breitengrad, während die Batterie über eine Speicherleistung von 15.000 Watt verfügt. „Lithium-Batterien sind der beste, sicherste und zuverlässigste Energiespeicher“, versichert Robbins. „Diese Batterien sind so hoch entwickelt, dass die Versicherung die Kriterien für Sicherheit und Zuverlässigkeit neu skaliert hat, um Lithionics gerecht zu werden.”
Die Zusammenarbeit mit innovativen Firmen wie Green Idle passt perfekt in die Strategie von Earth Angel, um den ökologischen Fußabdruck von Produktionen zu reduzieren“, betont Emellie O’Brien, die mit ihrer New Yorker Consultant-Firma Filmproduktionen bei der Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen unterstützt. „Es ist uns klar, wenn wir eine klimaneutrale Branche werden möchten, müssen wir uns damit be-schäftigen, was am meisten CO2-Emissionen verursacht – der Dieselverbrauch. Wir hoffen, dass mehr Produzenten sich bei der Auswahl von Catering-Unternehmen für Firmen entscheiden, die über eine saubere Fahrzeugflotte verfügen.“
Zu den jüngsten Produktionen, bei denen mit Solarstrom betriebene Catering-Wagen zum Einsatz gekommen sind, gehört die Amazon-Serie Hunters, in der Al Pacino eine Gruppe von Nazi-Jägern leitet, die 1977 in New York aktiv war. Bei den 115-tägigen Dreharbeiten, die überwiegend in New York City erfolgten, setzte das Team zwei Catering-Fahrzeuge ein, mit denen 30 Schauspieler, 150 Crewmitglieder und mitunter über 150 Statisten versorgt wurden. Obwohl die Elektrogeräte in einem Catering-Wagen bis zu 12.000 Watt Leistung benötigen, muss dafür niemals Benzin oder Diesel verwendet werden. Bei der Hunters-Produktion wurden dadurch 652 Gallonen Diesel gespart, was knapp 2.500 Litern entspricht.
Green Idle hat bereits Dutzende von Solarstrom-betriebene Catering-Wagen gebaut oder umgebaut. „In meinen fünfzehn Berufsjahren ist mir oft aufgefallen, wie Ressourcen verschwendet werden, weshalb ich nach umweltfreundlicheren Lösungen für meinen Bereich gesucht habe“, erklärt Angela Dapice, Inhaberin der Catering-Firma Chefs on Fire, die auch das Catering für Apple TVs historische Komödienserie Dickinson übernommen hat. „Ich bin von Green Idles Solartechnik in meinem Catering-Wagen begeistert, denn es gibt keinen Lärm und Gestank mehr von den alten Generatoren. Ich kann jetzt das Essen über Nacht und am Wochenende im Kühlschrank oder der Tiefkühltruhe lassen, ohne mir Gedanken über die Stromversorgung zu machen.“
“Die Medien spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Es ist wichtig, in Filmen, im Fernsehen und all den anderen Auswertungskanälen immer wieder darauf hinzuweisen, dass es Lösungen gibt, die wir heute umsetzen können. Wir müssen die Menschen ansprechen und sie zum Handeln auffordern. Filme wie Avatar, The Day After Tomorrow und Dokus wie Years of Living Dangerously, bei der ich stolz darauf war, dabei sein zu können, sind sehr beliebt; sie erreichen und inspirieren Millionen von Menschen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass vor allem Filme mit ihrer starken Inspirationskraft die Menschen dazu bewegen können, selbst aktiv zu werden. Es ist großartig zu sehen, das einige meiner Freunde aus der Filmbranche mit Klimaschutzorganisationen zusammenarbeiten, um diese Nachrichten weiter zu verbreiten.“
"Es ist höchste Zeit, Dreharbeiten in Deutschland endlich ein wenig ‚grüner‘ und nachhaltiger zu organisieren. Bisher staune ich Bauklötze, wie umweltfeindlich der Großteil unserer Branche arbeitet.
Das fängt mit den bis heute nur einseitig bedruckten Drehbüchern an, geht mit den PET-Flaschen in Produktionsbüros und den Unmengen an Plastikmüll bei jedem Catering weiter und hört bei den dicken Limousinen zwecks Roter-Teppich-Vorfahrten leider nicht auf.
Ich lasse mich seit Jahren gerne belächeln, wenn ich mit meiner eigenen Tasse komme und mich weigere, von Papp- oder Plastiktellern und mit Plastik-Besteck Billigfleisch zu mampfen. Es wäre großartig, wenn der Grüne Drehpass hier etwas verändern könnte."
„Es ist fantastisch, dass sich mittlerweile Filmemacher auf der ganzen Welt zusammenreißen und versuchen, ihre Filme so nachhaltig wie möglich zu drehen. Ich denke, wir sollten die starke Kraft der bewegten Bilder nicht unterschätzen, welche die Herzen und Seelen der Menschen verändern.
Neben dem Versuch, in unserem eigenen Bereich umweltbewusster zu handeln, können wir auch das Bewusstsein dafür schärfen. Denn Kino kann die Welt verändern.Die Filmemacher sollten damit beginnen, diese wirkungsvolle Waffe einzusetzen und ihre Kamera in die Hand nehmen.
Lasst uns nicht nur versuchen, „weniger schlecht“ zu sein. Lasst uns versuchen, das Richtige zu tun, um eine Veränderung zu bewirken, die wir alle dringend benötigen.“
“Wir leben in einer Zeit, in der wir uns nicht mehr verantwortungslos der Natur gegenüber verhalten dürfen. Um so wichtiger ist es, dass auch Filmproduktionen versuchen, so umweltschonend wie möglich zu arbeiten. Ein Filmteam produziert jeden Tag Berge von Müll. Ich selbst versuche beim Dreh auf Plastikbecher zu verzichten, bringe meine eigene Tasse mit, benutze umweltfreundliche Kosmetika und vermeide unnötige Einzelfahrten.”
Foto ® Maddalena Arosio
Darren Aronofsky, Regisseur von Noah / Jurypräsident der 65. Internationalen Filmfestspiele Berlin
“Als wir Noah gefilmt haben, war uns klar, dass wir einen Film über den ersten Steward der Welt drehen, deshalb wollten wir selbst gute Stewards sein. Bei Dreharbeiten fällt in der Regel unglaublich viel Müll an. Durch Organisationen wie die Earth Angel waren wir in der Lage, das ein bisschen einzudämmen.”
„Wir sind grün. Bei einer Filmproduktion fällt sehr viel Müll an, was uns besonders bewusst wird, wenn große Sets abgebaut werden. Wir beteiligen uns deshalb stark an einem Recycling-Programm. Wir unternehmen all diese Anstrengungen, um so nachhaltig wie möglich zu sein.“
Vorsitzende des PGA Green West / Produzentin und Moderatorin von EcoPop TV
„Als Fernseh- und Filmproduzentin versuche ich, möglichst viele umweltfreundliche Handlungen in meine Geschichten einzubauen. Denn das ist genauso wichtig, wenn nicht sogar mehr, wie nachhaltig hinter den Kulissen zu arbeiten!
Zu diesem Zweck beteilige ich mich an PGA Green, der grünen Initiative des Producers Guild of America. Wir unterstützen Produzenten mit praktischen Ratschlägen und einem CO2– Rechner, damit sie nachhaltiger produzieren.
Wir haben in Partnerschaft mit den Hollywoodstudios den kostenlosen www.greenproductionguide.com kreiert, der als grüne Datenbank mit über 2.000 Lieferanten weltweit nachhaltige Produktionslösungen bietet!“
„Ich würde mich sehr freuen, wenn ich die Gelegenheit bekomme, in einem grünen Film mitzuspielen. Unsere Umwelt ist, was uns inspiriert, deshalb müssen wir sie schützen.“
Regisseur (Fraktus, Dorfpunks, Am Tag als Bobby Ewing starb)
„Es ist etwas peinlich, dass das grüne Thema jetzt erst in unserer Branche ankommt, denn es gibt schon lange viele Möglichkeiten, effizienter zu drehen.
Technische Innovationen wie energiesparende Beleuchtungstechnik sind dabei genauso wichtig wie die Sensibilität jedes einzelnen Team-Mitglieds.“
Douglas Trumbull, Produzent, Regisseur und Visual Effects Supervisor (2001: Odyssee im Weltraum, Blade Runner)
„Die Trumbull Studios in Massachusetts versuchen so grün zu sein wie möglich, wozu der Einsatz von LED-Scheinwerfern, Sonnenenergie und Solar-Laptops gehört. Und zwar nicht nur, weil die Stromstärke und der Drehstrom an unserem Standort begrenzt sind, sondern weil wir davon überzeugt sind, dass wir als Branche gegenüber der Allgemeinheit und unserem Planeten die Verantwortung haben, sauber zu produzieren.“
Wir planen, einen digitalen Film in 3D 4K mit 120 Bildern pro Sekunde an entlegenen, unzugänglichen Orten zu drehen, an denen es keinen Strom gibt. Solarstrom ist der Weg, den wir einschlagen müssen.“
Dieter Kosslick, Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin
„Die Berlinale beschäftigt sich schon seit Jahren aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Wir begrüßen es sehr, dass nun eine wachsende Anzahl von Filmemachern, darunter unser diesjähriger Jury-Präsident Darren Aranofsky, am Set grünen Regeln folgt.“
Benoit Delhomme
Kameramann (Theory of Everything, The Most Wanted Man)
„Ich habe nie konkrete Vorgaben erhalten, wie ein grüner Film gedreht werden soll, aber wir versuchen, es umzusetzen. Das ist etwas Neues für mich.
Nachtszenen werden mitunter zu stark ausgeleuchtet. Ich vermeide das. Wenn ich etwas mit bloßem Auge sehen kann, reicht das auch für die Filmaufnahmen. So gesehen bin ich ein grüner Kameramann.“
Oscar-Preisträger Jeremy Irons, der in dem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag Nachtzug nach Lissabon die Hauptrolle spielt, ist ein Fan der Mülltrennung. „Besonders in Deutschland hat sich viel getan. Ihr seid vorbildlich, was die Mülltrennung betrifft.“
Der Hollywoodschauspieler ist um die ganze Welt gereist, um für die Umwelt-Doku Trashed von Candida Brady zu werben, die sich mit der globalen Müllproblematik auseinandersetzt: „Wir kaufen etwas, werfen es weg, verbrennen es und dann ignorieren wir es“ , sagt Brady. „Zusammen mit Jeremy Irons als unseren Reiseführer entdecken wir, was mit den Milliarden Tonnen von Abfall geschieht, die jedes Jahr heimlich entsorgt werden.“
Seit der Weltpremiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2012 hat Trashed diverse Auszeichnungen und Preise auf internationalen Festivals erhalten.
Helen Hunt
Schauspielerin
„Ich arbeite mit der amerikanischen Firma Sungevity zusammen, die Sonnenkollektoren für Privathäuser vermietet. Sie versteht es, innovative ökologische Konzepte zu entwickeln, die auch ökonomisch erfolgreich sind. Das ist mein kleiner, aber kontinuierlicher Beitrag zum Umweltschutz. Ich denke, wenn jeder etwas dazu beiträgt, kann das im Endeffekt sehr viel bewirken.“