Schauspieler*nnen für grünes Drehen

Mit der Initiative Changemakers.film möchten die Schauspieler*nnen Pheline Roggan, Miriam Stein, Moritz Vierboom und die Regisseurin Laura Fischer die Filmbranche anregen, nachhaltiger und umweltbewusster zu arbeiten. Ihre Zielsetzungen haben sie in einer Freiwilligen Selbstverpflichtung und Erklärung zum Grünen Drehen formuliert, in der zahlreiche umsetzbare Maßnahmen in dreizehn verschiedenen Handlungsfeldern aufgeführt sind. Dazu gehören Maßnahmen in den Bereichen Transport, Unterbringung, Catering und Technik, die besonders CO2-belastend sind.

 

Die Freiwillige Selbstverpflichtung und Erklärung von SchauspielerInnen greift direkt die Notwendigkeit zu schnellem, umfassenden Handeln auf, um die weltweite Klimaerwärmung auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen", erklärt der Klimawissenschaftler Prof. Dr. Dirk Notz, Leiter der Forschungsgruppe "Meereis im Erdsystem" am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg, der mit den Initiator*nnen zusammenarbeitet.

 

„Wir verpflichten uns dazu, klimaschädliche Arbeitsweisen am Set, die wir aus eigener Praxis kennen, zu vermeiden“, betonen die Changemakers.film. Nach Gesprächen mit unterschiedlichen Gewerken hat sich herausgestellt, dass bisher eine klare Positionierung von Seiten der SchauspielerInnen fehlte. Diese ist jedoch nötig, um das Engagement der bereits existierenden Initiativen zu unterstützen. Um ihr Engagement für den Klimaschutz gegenüber der Produktion zu kommunizieren, können SchauspielerInnen die Erklärung zum „Grünen Drehen“ zum Beispiel ihrem Vertrag beilegen.

 

„Wir haben mit Agenturen darüber gesprochen, wie wir am besten mit den jeweiligen Produktionen in den Dialog gehen,“ sagt die Initiatorin Pheline Roggan. „Wir möchten unsere Position und mediale Präsenz nutzen, um gemeinsam mit allen Gewerken eine Veränderung herbeizuführen.“ Den Changemakers.film geht es darum, den kreativen Austausch mit Mitgliedern aus allen Produktionsbereichen anzuregen, um eine nachhaltigere Arbeits- und Produktionsweise in der Filmbranche aktiv mitzugestalten. „Wir möchten uns offen mit den verschiedenen Gewerken austauschen und uns gegenseitig unterstützen,“ betont die Schauspielerin.

 

Eine zentrale Rolle spielt dabei die Kommunikation. Nur wenn man frühzeitig ins Gespräch kommt, kann zum Beispiel eine Kostümbildnerin in der Vorbereitung schon darauf verzichten, nicht sichtbare Kleidungsstücke bei Fast Fashion Firmen zu kaufen, da die Schauspieler*innen sich bereit erklärt haben, ihre eigene mitzubringen. Auch Wärmejacken werden oft von der Produktion billig eingekauft und am Set für die Schauspieler in den Drehpausen vorgehalten. „Es schadet nicht, die eigenen Winterjacken am Set anzuziehen“, betont Pheline Roggan. „Diese Maßnahmen sind zwar kleinteilig, aber sie haben in der Masse durchaus einen Effekt.“

 

Mitunter können die SchauspielerInnen auch bestimmte Kleidungsstücke wie ihre eigene Jeans zum Dreh mitbringen. Das hat den Vorteil, dass die Kleidung sogar authentischer wirkt als eine fabrikneue Jeans, welcher die Kostümbildnerin zunächst eine getragene Patina geben muss. „Die Modeindustrie hat einen gigantischen ökologischen Fußabdruck,“ weiß die Schauspielerin, die dafür plädiert, dass auf den Einkauf von Billigkleidung verzichtet wird. „Es ist wichtig, dass wir umdenken und neue Muster schaffen. Dadurch können wir viele Abläufe vereinfachen und sogar Kosten sparen.“ Auch beim Catering können Schauspieler*innen signalisieren, dass sie beispielsweise auf Fleisch tierische Nahrungsmittel verzichten wollen, um den CO2-Abdruck der Produktion zu verringern.

 

Eine Maskenbildnerin sei vielleicht überfordert, wenn SchauspielerInnen um Produkte bitten, die ohne Mikroplastik und Tierversuche auskommen. „Es gibt Produkte, die solche Anforderungen erfüllen, aber es muss ein stärkerer Austausch in den Gewerken erfolgen, um kreative Lösungen zu finden und das Wissen darüber zu teilen", versichern die Changemakers.film. "Wir möchten unsere Visionen und Ziele einbringen, um unsere Branche nachhaltig und vielfältig in unser aller Interesse zu verändern.“ Die Freiwillige Selbstverpflichtungserklärung, die in der Branche unter anderem vom Produzentenverband unterstützt worden ist, stößt auf positive Resonanz. Inzwischen haben sich schon mehr als 300 Unterzeichnerinnen der Initiative angeschlossen.

 

Fotos: © Joachim Gern/ Christine Kurz

 

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