Die Wiederbegrünung verarmter und entwaldeter Böden ist aktiver Klimaschutz. Statt Bäume zu pflanzen, ist es möglich, das vorhandene, unterirdische Wurzeln gerodeter Bäume wieder neu zu beleben. Auf diese preiswerte und praktikable Aufforstungsmethode setzt seit Jahrzehnten der Australier Tony Rinaudo, dem der deutsche Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff seinen ersten Dokumentarfilm gewidmet hat. In Der Waldmacher begleitet er Tony Rinaudo in afrikanische Länder wie Mali, Ghana, Äthiopien und die Republik Niger, wo der Agrarwissenschaftler der Landbevölkerung die Wiederbegrünungsmethode FMNR (Farmer Managed Natural Regeneration) vermittelt.
Dabei werden noch vorhandene, unterirdische Wurzeln gerodeter Bäume genutzt, um wieder auszutreiben. Die jungen Schösslinge werden geschützt, gezielt beschnitten und so zu kräftigen neuen Bäumen, die in lockeren Abständen auf den Feldern stehen. Die Wurzeln halten die Feuchtigkeit in der Erde, das Laub der Bäume beschattet die Böden und sorgt zusammen mit den Früchten für das Entstehen neuer Humusschichten. Mit dieser Methode lassen sich ganze Wälder wieder aufforsten, wie Tony Rinaudo unter Beweis gestellt hat. In Niger konnten auf diese Weise sechs Millionen Hektar gutes Ackerland gewonnen werden.
Für die Wiederentdeckung dieser uralten Methode des Beschneidens, die er in den letzten Jahrzehnten Bauern in 25 afrikanischen Ländern Afrikas gezeigt hat, ist er 2018 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden. Ihm zu Ehren lud die Hilfsorganisation World Vision zu einem Abendessen ein, bei dem er den deutschen Regisseur Volker Schlöndorff traf, der spontan die Idee hatte, einen Dokumentarfilm über die Arbeit von Tony Rinaudo zu drehen.
Bereits ein paar Wochen später begann der Filmemacher mit den Dreharbeiten in Afrika, für die er vor Ort einen einheimischen Kameramann und Tonmann engagierte. „Wir haben immer mit einem Drei-Mann-Team gedreht“, berichtete Volker Schlöndorff bei der Filmpremiere im Hamburger Abaton Kino. „Ich habe die zweite Kamera übernommen.“ Die eingesetzte Filmtechnik war auf ein Minimum beschränkt, denn beim Dreh wurden weder Scheinwerfer noch Generatoren eingesetzt.
Neben den selbst gedrehten Aufnahmen hat Volker Schlöndorff für dieses filmische Essay Material von afrikanischen Filmemachern verwendet. Um das weit verzweigte Wurzelwerk der gefällten Bäume aufzuzeigen, die unterirdisch weiterleben, wurde eine Animationssequenz produziert. Die nachhaltige Wiederaufforstungsmethode, die es ermöglicht, ausgelaugte Boden wieder landwirtschaftlich zu nutzen und in fruchtbares Ackerland zu verwandeln, eröffnet Menschen auf der ganzen Welt eine vielversprechende Lebensperspektive. Die Bäume steigern die Erträge auf den Feldern, da sie Schatten spenden und die Böden vor Erosion schützen. Verrottende Blätter kühlen den Boden und sogar Wasserquellen beginnen wieder zu sprudeln.
Dank diesem agroforstwirtschaftlichen erwirtschaften einige Bauern in Äthiopien mittlerweile Überschüsse, statt auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen zu sein. Die Kosten dafür sind mit rund vier Dollar pro Hektar sehr gering im Vergleich zu etwa 150 US-Dollar pro Hektar bei konventionellen Neupflanzungen. Als gescheitert gilt hingegen das mit eine Milliarde Dollar von der Weltbank geförderte Great Green Wall-Projekt in Afrika. Die Gelder sind versickert und die meisten der gepflanzten Bäume haben nicht überlebt.
Mit der Wiederbelebung der alten FMNR-Praxis könnten die 1,2 Milliarden Menschen in Afrika nicht nur sich selbst, sondern auch den Rest der Menschheit ernähren, wie Tony Rinaudo versichert. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, geht Der Waldmacher auf Kinotour. Bis Mitte Mai wird Volker Schlöndorff seinen Film in 44 Kinos in ganz Deutschland persönlich vorstellen.
“Die Medien spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Es ist wichtig, in Filmen, im Fernsehen und all den anderen Auswertungskanälen immer wieder darauf hinzuweisen, dass es Lösungen gibt, die wir heute umsetzen können. Wir müssen die Menschen ansprechen und sie zum Handeln auffordern. Filme wie Avatar, The Day After Tomorrow und Dokus wie Years of Living Dangerously, bei der ich stolz darauf war, dabei sein zu können, sind sehr beliebt; sie erreichen und inspirieren Millionen von Menschen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass vor allem Filme mit ihrer starken Inspirationskraft die Menschen dazu bewegen können, selbst aktiv zu werden. Es ist großartig zu sehen, das einige meiner Freunde aus der Filmbranche mit Klimaschutzorganisationen zusammenarbeiten, um diese Nachrichten weiter zu verbreiten.“
"Es ist höchste Zeit, Dreharbeiten in Deutschland endlich ein wenig ‚grüner‘ und nachhaltiger zu organisieren. Bisher staune ich Bauklötze, wie umweltfeindlich der Großteil unserer Branche arbeitet.
Das fängt mit den bis heute nur einseitig bedruckten Drehbüchern an, geht mit den PET-Flaschen in Produktionsbüros und den Unmengen an Plastikmüll bei jedem Catering weiter und hört bei den dicken Limousinen zwecks Roter-Teppich-Vorfahrten leider nicht auf.
Ich lasse mich seit Jahren gerne belächeln, wenn ich mit meiner eigenen Tasse komme und mich weigere, von Papp- oder Plastiktellern und mit Plastik-Besteck Billigfleisch zu mampfen. Es wäre großartig, wenn der Grüne Drehpass hier etwas verändern könnte."
„Es ist fantastisch, dass sich mittlerweile Filmemacher auf der ganzen Welt zusammenreißen und versuchen, ihre Filme so nachhaltig wie möglich zu drehen. Ich denke, wir sollten die starke Kraft der bewegten Bilder nicht unterschätzen, welche die Herzen und Seelen der Menschen verändern.
Neben dem Versuch, in unserem eigenen Bereich umweltbewusster zu handeln, können wir auch das Bewusstsein dafür schärfen. Denn Kino kann die Welt verändern.Die Filmemacher sollten damit beginnen, diese wirkungsvolle Waffe einzusetzen und ihre Kamera in die Hand nehmen.
Lasst uns nicht nur versuchen, „weniger schlecht“ zu sein. Lasst uns versuchen, das Richtige zu tun, um eine Veränderung zu bewirken, die wir alle dringend benötigen.“
“Wir leben in einer Zeit, in der wir uns nicht mehr verantwortungslos der Natur gegenüber verhalten dürfen. Um so wichtiger ist es, dass auch Filmproduktionen versuchen, so umweltschonend wie möglich zu arbeiten. Ein Filmteam produziert jeden Tag Berge von Müll. Ich selbst versuche beim Dreh auf Plastikbecher zu verzichten, bringe meine eigene Tasse mit, benutze umweltfreundliche Kosmetika und vermeide unnötige Einzelfahrten.”
Foto ® Maddalena Arosio
Darren Aronofsky, Regisseur von Noah / Jurypräsident der 65. Internationalen Filmfestspiele Berlin
“Als wir Noah gefilmt haben, war uns klar, dass wir einen Film über den ersten Steward der Welt drehen, deshalb wollten wir selbst gute Stewards sein. Bei Dreharbeiten fällt in der Regel unglaublich viel Müll an. Durch Organisationen wie die Earth Angel waren wir in der Lage, das ein bisschen einzudämmen.”
„Wir sind grün. Bei einer Filmproduktion fällt sehr viel Müll an, was uns besonders bewusst wird, wenn große Sets abgebaut werden. Wir beteiligen uns deshalb stark an einem Recycling-Programm. Wir unternehmen all diese Anstrengungen, um so nachhaltig wie möglich zu sein.“
Vorsitzende des PGA Green West / Produzentin und Moderatorin von EcoPop TV
„Als Fernseh- und Filmproduzentin versuche ich, möglichst viele umweltfreundliche Handlungen in meine Geschichten einzubauen. Denn das ist genauso wichtig, wenn nicht sogar mehr, wie nachhaltig hinter den Kulissen zu arbeiten!
Zu diesem Zweck beteilige ich mich an PGA Green, der grünen Initiative des Producers Guild of America. Wir unterstützen Produzenten mit praktischen Ratschlägen und einem CO2– Rechner, damit sie nachhaltiger produzieren.
Wir haben in Partnerschaft mit den Hollywoodstudios den kostenlosen www.greenproductionguide.com kreiert, der als grüne Datenbank mit über 2.000 Lieferanten weltweit nachhaltige Produktionslösungen bietet!“
„Ich würde mich sehr freuen, wenn ich die Gelegenheit bekomme, in einem grünen Film mitzuspielen. Unsere Umwelt ist, was uns inspiriert, deshalb müssen wir sie schützen.“
Regisseur (Fraktus, Dorfpunks, Am Tag als Bobby Ewing starb)
„Es ist etwas peinlich, dass das grüne Thema jetzt erst in unserer Branche ankommt, denn es gibt schon lange viele Möglichkeiten, effizienter zu drehen.
Technische Innovationen wie energiesparende Beleuchtungstechnik sind dabei genauso wichtig wie die Sensibilität jedes einzelnen Team-Mitglieds.“
Douglas Trumbull, Produzent, Regisseur und Visual Effects Supervisor (2001: Odyssee im Weltraum, Blade Runner)
„Die Trumbull Studios in Massachusetts versuchen so grün zu sein wie möglich, wozu der Einsatz von LED-Scheinwerfern, Sonnenenergie und Solar-Laptops gehört. Und zwar nicht nur, weil die Stromstärke und der Drehstrom an unserem Standort begrenzt sind, sondern weil wir davon überzeugt sind, dass wir als Branche gegenüber der Allgemeinheit und unserem Planeten die Verantwortung haben, sauber zu produzieren.“
Wir planen, einen digitalen Film in 3D 4K mit 120 Bildern pro Sekunde an entlegenen, unzugänglichen Orten zu drehen, an denen es keinen Strom gibt. Solarstrom ist der Weg, den wir einschlagen müssen.“
Dieter Kosslick, Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin
„Die Berlinale beschäftigt sich schon seit Jahren aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Wir begrüßen es sehr, dass nun eine wachsende Anzahl von Filmemachern, darunter unser diesjähriger Jury-Präsident Darren Aranofsky, am Set grünen Regeln folgt.“
Benoit Delhomme
Kameramann (Theory of Everything, The Most Wanted Man)
„Ich habe nie konkrete Vorgaben erhalten, wie ein grüner Film gedreht werden soll, aber wir versuchen, es umzusetzen. Das ist etwas Neues für mich.
Nachtszenen werden mitunter zu stark ausgeleuchtet. Ich vermeide das. Wenn ich etwas mit bloßem Auge sehen kann, reicht das auch für die Filmaufnahmen. So gesehen bin ich ein grüner Kameramann.“
Oscar-Preisträger Jeremy Irons, der in dem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag Nachtzug nach Lissabon die Hauptrolle spielt, ist ein Fan der Mülltrennung. „Besonders in Deutschland hat sich viel getan. Ihr seid vorbildlich, was die Mülltrennung betrifft.“
Der Hollywoodschauspieler ist um die ganze Welt gereist, um für die Umwelt-Doku Trashed von Candida Brady zu werben, die sich mit der globalen Müllproblematik auseinandersetzt: „Wir kaufen etwas, werfen es weg, verbrennen es und dann ignorieren wir es“ , sagt Brady. „Zusammen mit Jeremy Irons als unseren Reiseführer entdecken wir, was mit den Milliarden Tonnen von Abfall geschieht, die jedes Jahr heimlich entsorgt werden.“
Seit der Weltpremiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2012 hat Trashed diverse Auszeichnungen und Preise auf internationalen Festivals erhalten.
Helen Hunt
Schauspielerin
„Ich arbeite mit der amerikanischen Firma Sungevity zusammen, die Sonnenkollektoren für Privathäuser vermietet. Sie versteht es, innovative ökologische Konzepte zu entwickeln, die auch ökonomisch erfolgreich sind. Das ist mein kleiner, aber kontinuierlicher Beitrag zum Umweltschutz. Ich denke, wenn jeder etwas dazu beiträgt, kann das im Endeffekt sehr viel bewirken.“