Klimaschutzprojekte auf dem Prüfstand

Bei der Erstellung einer CO2-Bilanz von einer Filmproduktion zeigt sich oftmals, dass ein erheblicher Anteil der CO₂-Emissionen nicht oder nur sehr schwer vermeidbar ist. Um die verbleibenden CO₂-Emissionen auszugleichen, gibt es einen wachsenden Markt von Unternehmen, die Klimakompensationsprojekte anbieten. Allerdings halten Klimaschutzprojekte oft nicht das, was sie versprechen. Einer im Fachjournal Nature Communications veröffentlichten Metastudie zufolge ist die tatsächliche Emissionsminderung von Klimaschutzprojekten im Schnitt etwa sechs Mal niedriger als in den Zertifikaten angegeben. Im Rahmen der Untersuchung Systematic assessment of the achieved emission reductions of carbon crediting projects sind über sechzig empirische Studien zu Klimaschutzprojekten systematisch ausgewertet worden.

 

Insgesamt wurden rund etwa ein Fünftel aller bisher ausgegebenen Kompensationszertifikate geprüft, durch die knapp eine Milliarde Tonnen CO₂-Emissionen vermieden werden sollen. Alle untersuchten Klimaschutzprojekten wiesen systematische Qualitätsprobleme auf. Während Projekte zur Vermeidung von Entwaldung nur einen geringfügigen Effekt haben, wurde bei einigen Projekten, die auf eine verbesserte Waldbewirtschaftung abzielen, gar keine Klimaschutzwirkung nachgewiesen.

 

CO2-Zertifikate werden von verschiedenen Akteuren erworben, um einen Teil ihrer Emissionen zu kompensieren. Unternehmen nutzen Zertifikate als Ausgleich, um ihre Nullemissionsziele zu erfüllen oder Klimaschutzmaßnahmen zu finanzieren. Im Rahmen des europäischen Emissionshandelssystems fungieren CO₂-Zertifikate als Klimaschutzinstrumente. Zu diesem Zweck wird für eine Gruppe von Emittenten wie beispielsweise Stromerzeuger und die Industrie ein maximaler Gesamtausstoß an Treibhausgasen festgelegt. Die Emittenten müssen für jede Tonne ihres Treibhausgasausstoßes ein Zertifikat nachweisen. Ziel der Emissionshandelssysteme ist es, dass die Unternehmen ihre Emissionen reduzieren, um möglichst kosteneffizient zu arbeiten.
Wald

 

Mit den Einnahmen aus dem Verkauf von CO₂-Zertifikaten wird ein konkretes Klimaschutzprojekt finanziert. Zu diesem Zweck müssen die Klimaschutzprojekte zunächst bei sogenannten Kohlenstoffmarktprogrammen registriert werden, welche die Anforderungen an die Klimaschutzprojekte und die Ausgabe der Zertifikate festlegen. Die Projekte werden dort von unabhängigen Sachverständigen geprüft. Sofern die entsprechenden Anforderungen des Programms erfüllt sind, werden die Emissionsminderungen berechnet und für jede eingesparte Tonne CO₂ ein Zertifikat ausgestellt. Die Wissenschaftler halten es für dringend notwendig, die methodischen Ansätze und Regeln für Kompensationszertifikate zu verbessern.

 

Da die Regeln der Kohlenstoffmarktprogramme den Projektentwicklern oft zu viel Flexibilität einräumen, werden unrealistische Annahmen getroffen oder ungenaue Daten verwendet. Eine besonders große Lücke zwischen den Soll- und Ist-Werten klafft bei den Emissionsminderungen, die aus der Zerstörung des Treibhausgases Schwefelhexafluorid (SF6) resultieren. Dabei belief sich die tatsächliche Emissionseinsparung nur auf 16 Prozent der ausgegebenen Emissionsgutschriften. Zudem hatte der Zertifikathandel einen Rebound-Effekt, da die Industrie ab dem Zeitpunkt, als Zertifikate für Emissionsminderungen auf den Markt kamen, sogar mehr Treibhausgase produziert hat.

 

Um die Qualität der Zertifikate zu erhöhen, sind die Kohlenstoffmarktprogramme gefordert, die Prüfung von Projekten und Berechnung von Emissionsminderungen zu verbessern und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse als Grundlage dafür heranzuziehen. Um die Qualitätsrisiken verschiedener Arten von Klimazertifikaten unabhängig zu bewerten, hat das Öko-Institut zusammen mit dem Environmental Defense Fund (EDF) und dem World Wildlife Fund (WWF USA) die Carbon Credit Quality Initiative (CCQI) gegründet.

 

Foto: © Fquasie, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

 

 

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