Mobilitätswende am Set

Es ist höchste Eisenbahn für die Verkehrswende. Rund 80 Prozent aller Güter werden in Deutschland über die Straße transportiert. 99 Prozent aller LKWs fahren mit fossilem Diesel und verursachen EU-weit rund 28 Prozent der CO2-Emissionen im Straßenverkehr. Doch das soll sich bald ändern. Gemäß der EU-Richtlinie Infrastruktur für alternative Kraftstoffe (AFIR) soll bis 2030 entlang des transeuropäischen Kernnetzes alle 200 km eine H2-Tankmöglichkeit für Schwerlastfahrzeuge zur Verfügung stehen. Denn Wasserstoff kann auch in umgerüsteten Verbrenner- LKWs (H2ICE) und somit in der großen Diesel-Bestandsflotte genutzt werden.

 

Am Filmset ist der Einsatz eines Wasserstoff-LKWs nun Realität. Der Filmgeräteverleih Maier Bros. hat einen LKW mit Brennstoffzellenantrieb in sein Portfolio aufgenommen, den Friday Film erstmals beim Dreh einer Streaming-Produktion in Berlin eingesetzt hat. „Wasserstoff-betriebene LKWs sind eine umweltfreundliche Alternative zum klassischen Diesel-LKW“, betont Maier Bros-Geschäftsführer Knut Maier, der das Hyundai-Fahrzeug XCIENT Fuel Cell von dem Kölner Unternehmen Hylane gemietet hat. Der auf den Namen Poseidon getaufte 18 t-Transporter verfügt über eine Reichweite von rund 450 km und ist in 15 Minuten vollständig betankt. Um die Wasserstoffversorgung sicherzustellen, hat Hylane eine Kooperation mit verschiedenen Tankstellenbetreibern aufgebaut.

 

 

Die Produktionsleiterin Susan Engnath und Green Consultant Roman Russo zögerten nicht lange, als Friday Film der Brennstoffzellen-LKW angeboten wurde. „Wir versuchen
grüner zu produzieren, wenn immer das möglich ist“. Da das Filmteam bei dieser TV-Serie nur zwischen der Berliner Innenstadt und Babelsberg hin- und hergependelt ist, war die Verfügbarkeit von Wasserstoff gegeben. Betankt wurde der LKW mit 350 bar an der H2-Tankstelle in Berlin-Neuk.lln. „Das hat reibungslos funktioniert“, versichert Susan Engnath. „Wir setzen den Poseidon jederzeit gerne wieder ein.“

 

Um die Anforderungen für den Transport von Filmequipment zu erfüllen, ist der Laderaum des LKWs mit einem Koffer inklusive einer Ladebordwand ausgestattet. „Das Platzangebot ist sehr groß“, sagt der Oberbeleuchter Tilman Hautsch, so dass sich das Beleuchtungsequipment optimal im Poseidon verstauen lässt. „Die riesige höhenverstellbare Ladebordwand hat uns ein einfaches Ein- und Ausladen ermöglicht.“ Vor seiner ersten Fahrt mit dem Brennstoffzellen-betriebenen LKW erhielt er eine kleine Einweisung, was beim Hochfahren des Fahrzeugs zu beachten ist.

 

„Für häufige Langstreckenfahrten sind Tankstellendichte und Wasserstoffkosten derzeit noch nicht optimal“, wei. Knut Maier, „aber wir haben bereits in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, wie schnell sich neue Technologien weiterentwickeln.“ Für einen Booster könnte die neue EU-Energiesteuerrichtlinie (ETD) sorgen, die eine Kategorisierung von Kraftstoffen nach ihrer Klima- und Umweltwirkung vorsieht. Erneuerbare Kraftstoffe nicht biogenen Ursprungs (RFNBOs) wie grüner Wasserstoff sollen als nachhaltige Varianten mit dem niedrigsten Steuersatz belegt werden.

 

Der CNG-betriebene LKW sowie die Filmhybride von Maier Bros. sind in mehreren europäischen Ländern gefragt. „Wir sind schon lange in Südtirol präsent und haben 2024
eine Niederlassung in Wien eröffnet“, berichtet der Firmeninhaber Knut Maier, „so dass
auch Produktionen in Österreich unsere grüne Fahrzeugflotte und hybriden Stromversorger einsetzen können.“

 

Fotos: © Till Caspar Juon/Maier Bros.

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