Online-Seminar: Nachhaltige Papiernutzung

Das ZEWU, Zentrum für Energie-, Wasser und Umweltttechnik der Handwerkskammer Hamburg, lädt zu einer Online-Veranstaltung, bei der die ökologischen und sozialen Auswirkungen des Papierverbrauchs skizziert werden. Ein bewusster Umgang mit Papier ist ein wirkungsvoller Hebel beim betrieblichen Klimaschutz. Rund vierzig Prozent der globalen industriellen Holzernte landen im Papier, Deutschland ist fünftgrößter Verbraucher. Im Fokus steht zudem die Bedeutung von Umweltsiegeln unterschiedlicher Papierarten. Das Umweltzeichen Blauer Engel garantiert höchstmöglichen Altpapiereinsatz, maximalen Wald- und Ressourcenschutz und strenge Kriterien beim Chemikalieneinsatz. Hinzu kommen optimale Qualität, Funktionalität und Lebensdauer der Papiere sowie Gesundheitsschutz durch Verbot kritischer Substanzen.

 

Die Referentin Evelyn Schönheit, Expertin des Forums Ökologie & Papier, zeigt den Stellenwert des betrieblichen Papiereinsatzes für Klimabilanzierung, Biodiversität und Menschenrechte auf und gibt Tipps für Einsparungen und Kostenreduktion. Papier spielt auch in der Film- und Medienbranche eine wichtige Rolle, da es als Hauptverbrauchsmaterial in Büros und Verwaltung, bei Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen, Ticketing, Catering und Hygiene, im Verpackungsbereich sowie bei Dekoration, Give-aways zum Einsatz kommt. Grundsätzlich sollte frühzeitig überlegt werden, in welchen Bereichen Papier eingespart werden kann und wo digitale Alternativen sinnvoll sind. Der Ökobilanz des ifeu Instituts zufolge lassen sich mit dem Einsatz von Recyclingpapier gegenüber Primärfaserpapier im Schnitt 68 Prozent Energie, 78 Prozent Wasser, 87 Prozent Abwasserbelastung und mindestens 15 Prozent CO2 einsparen.

 

Deutschland steht beim Papierverbrauch an vierter Stelle nach China, USA und Japan. Damit kommt der Papierindustrie eine hohe Verantwortung zu und eröffnet zugleich große Gestaltungsmöglichkeiten für wirkungsvollen Wald-, Klima- und Artenschutz. Nach Berechnungen von Robin Wood stammen nicht eimal zwanzig Prozent des Holzes für den Papierverbrauch in Deutschlands aus heimischen Wäldern. Der Großteil von fast vierzig Prozent kommt aus Schweden und Finnland. Dort dominiert eine industrielle Intensiv-Forstwirtschaft. In Schweden gelten nur zehn Prozent der wirtschaftlich nutzbaren Wälder als halbwegs naturnah.

 

Umweltverbände sprechen von einer Krise der Biodiversität: Etwa die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten in Skandinavien, die als bedroht oder gefährdet in den Roten Listen geführt werden, sind Arten, die auf den Wald als Lebensraum angewiesen sind. Laut vorläufigen Daten der schwedischen Umweltschutzbehörde für 2021, ist die Nettokohlenstoffspeicherung der schwedischen Wälder von 30 auf 25 Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalente gesunken. Das finnische Treibhausgasinventar zeigte Anfang 2022, dass die Emissionen aus der Abholzung und den organischen Böden größer waren als die Waldsenke. 2025 wurde Finnland als Nettoemittent
bestätigt.

 

Große Holzmengen für den Papierverbrauch in Deutschland stammen zudem aus Brasilien, Uruguay und Chile. Während eine Fichte in Skandinavien siebzig bis achtzig Jahre braucht, bevor sie genutzt werden kann, wird Eukalyptus in Südamerika bereits nach fünf bis sieben Jahren geschlagen. Die Arbeitskosten sind deutlich niedriger, Umweltauflagen schwächer. In Brasilien expandieren riesige Eukalyptusplantagen zur Gewinnung von Papierzellstoff und bedrohen insbesondere die wertvolle Savannenlandschaft Cerrado. Die Einheimischen nennen die Plantagen „Grüne Wüsten“, weil der schnellwachsende Eukalyptus enorme Mengen Wasser benötigt, Quellen versiegen lässt und den Grundwasserspiegel senkt.

 

Vielfach dehnen sich die Monokulturen auf Flächen aus, die der Bevölkerung zum Anbau von Nahrungsmitteln dienen, wo Bauernfamilien teils seit Generationen leben, jedoch über keine offizielle Besitzurkunden verfügen. Dabei kommt es zu massiven Land- und Menschenrechtsverletzungen mit Vertreibungen, dem Verlust von Grundstücken, Häusern und Dörfern. Teils weichen die Menschen in andere Regionen aus, wo sie Urwald roden, um Land für den Ackerbau urbar zu machen, meist landen sie verarmt in den Slums der Städte.

 

Die Plantagenwirtschaft ist mit hohem Einsatz künstlicher Düngemittel und Pestizide verbunden, wodurch Böden und Wasser vielfach stark belastet werden. Dies verursacht den Rückgang von Fischbeständen, Verlust von Obstbäumen und anderen Verzehrpflanzen, Gesundheitsproblemen sowie einer Bedrohung der Existenzgrundlage lokaler und indigener Gemeinschaften. „Dies war eine Gegend, wo die Menschen Weizen, Kartoffeln, Bohnen, Linsen und Obstbäume anbauten. Sie sammelten Medizinpflanzen und hatten Nutztiere wie Hühner.

 

Wenn Baumplantagen expandieren, werden Bauern und Indigene vertrieben oder sie sehen, wie das Land degradiert wird und das Wasser verschwindet.“, beschreibt es ein Mitglied der chilenischen Bewegung Only the People Can Help the People (OLCA). Eine weitere Folge sind verheerende Waldbrände. Dabei gefährdet die Zellstoffgewinnung vor allem das Überleben der ärmeren Teile der Bevölkerung, die noch unmittelbar auf saubere Flüsse und intakte Wälder angewiesen sind und bereits am stärksten unter der Klimakrise leiden.

 

Die Arbeitsbedingungen, die in großen Teilen der industriellen Baumplantagen im globalen Süden vorherrschen, verletzen grundlegende Arbeitsrechte. Gewerkschaften bzw. Arbeitnehmerorganisationen fehlen in der Regel. Die Arbeit wird meistens an Subunternehmer ausgelagert, die um Aufträge konkurrieren auf Kosten der Arbeiter auf billige Angebote setzen. Daraus resultieren geringe Löhne, schlechte Unterbringung und Verpflegung, unzureichender Arbeitsschutzausrichtung und fehlendes Training im Umgang mit Maschinen wie Motorsägen und gefährlichen Chemikalien. Die Wald- und Plantagenarbeit ist strapaziös und gefährlich, lange Arbeitstage und Bezahlung nach Stückzahl führen zu Stress und chronischer Übermüdung. Laut Aussage des WRM sind die Verletzungs- und Krankheitsraten hoch und die Unfälle häufig ernst, auch tödlich.

 

Würden alle Menschen so viel Ressourcen verbrauchen wie in Deutschland, wären dafür drei Erden erforderlich. Deshalb muss der Ausbeutung und Zerstörung der Natur Einhalt geboten werden. Die Bereitstellung und Umwandlung von Ressourcen wie Ackerland, Fischgründe, Wald und Holz sowie die Gewinnung von Rohstoffen für Baumaterialien und Metallen ist für rund die Hälfzr der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich sowie für rund neunzig Prozent der Verluste der biologischen Vielfalt und des zunehmenden Wasserstresses. Das Netzwerk Ressourcenwende fordert, den Ressourcenverbrauch bis 2030 um fünfzig Prozent zu senken und bis zum Jahre 2050 um 85 Prozent.

 

Die Online-Veranstaltung Papier und Klimaschutz: Eine nachhaltige Verbindung?“ findet am 10. September 2025 von 9 bis 10.30 Uhr via Zoom statt. Die Anmeldung ist kostenfrei.

 

Foto: © Karl Oss Von Eeja/Pixabay, Shutterstock

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