Mit dem Green Tec Day veranstaltet der Verband Technischer Betriebe für Film & Fernsehen (VTFF) im Rahmen der Berlinale am 19. Februar 2024 zum zweiten Mal einen eintägigen Kongress, bei dem neue Technologien und innovative Lösungen vorgestellt werden, mit denen sich Filme umweltschonend produzieren lassen. Nach der erfolgreichen Premiere des Green Tec Day im Studio von Lichthaus Berlin, wo mehr als 400 Produzenten, Produktions- und Herstellungsleiter, Green Consultants, Sendervertreter sowie Filmförderer zu Gast waren, findet der Kongress diesmal in den Studios von Cinegate statt.
Im Studio 1 werden die Aussteller emissionsarme Stromerzeuger, Aggregate zur Energiespeicherung am Set sowie effiziente Lichttechnologien präsentieren, die sowohl im Studio als auch on location einsetzbar sind. Im Studio 2 werden den Filmschaffenden die Einsatzmöglichkeiten von Mixed Reality-Anwendungen für Film- und TV-Produktionen vorgeführt. In dieser Studioumgebung finden auch die Podiumsdiskussionen statt, bei denen Branchenexperten Themen wie energieeffiziente Beleuchtung, nachhaltiger Energieeinsatz am Set sowie die praktische Umsetzung der ökologischen Produktionsstandards erörtern.
Moderiert werden die Fachpanels wieder von der Green Film Shooting-Gründerin Birgit Heidsiek sowie dem grünen Filmfachmann Philip Gassmann, der zum Auftakt bei einem Branchenpanel die Gründe erörtert, warum die ökologischen Produktionsstandards in Deutschland bislang zu keiner höheren Nachfrage grüner Produktionsmittel führen.
Bei der Podiumsdiskussion Große Energiesicherheit, kleiner Fußabdruck um 14 Uhr im Studio 2 spricht Birgit Heidsiek mit Herstellern und Equipment-Verleihern, die umweltschonende Lösungen zur Energieversorgung am Set entwickelt haben. Michael Weis, Business Development Manager Hydrogen bei SFC Energy stellt der Filmbranche beim Green Tec Day einen Brennstoffzellen-basierten H2 Genset vor, der mit grünen Wasserstoff komplett emissionsfreien Strom erzeugt. Knut Maier, Inhaber des Equipment-Verleihs Maier Bros. , präsentiert mit dem Filmhybrid 130 das neue Hybridsystem, bei dessen Entwicklung Maier Bros. und Polyma auf die Erfahrungswerte mit dem FH 100 aufgebaut haben.
Auf eine nachhaltige Nutzung seiner Bestandsfahrzeuge setzt Moritz Kromer, Geschäftsführer von Mobilespace, mit der energieeffizienten Umrüstung von Aufenthalts- und Maskenmobile per Photovoltaik und Akku. Um sowohl seinen gesamten Fuhrpark als auch die alten Dieselgeneratoren ohne klimaschädliche Emissionen und Feinstaub zu betreiben, hat Oliver Graff auf dem Gelände seines Kölner Equipment-Verleihs CamCar eine Betriebstankstelle für die Firma und Kunden installiert, die mit HVO 100 gespeist wird.
Um 15.30 steht das Thema Beleuchtung 2.0: Von LED bis Laser auf der Agenda. Zu Gast ist dort der Oberbeleuchter Jürgen Bosse, der genau weiß, was Produktionen wünschen. Dr. Raphael Kiesel, Senior Vice President, Business Unit Lighting der ARRI Group, gibt einen Einblick in neue Innovationen. Mit dem SkyPanel X hat ARRI ein wetterfestes LED-Panel auf den Markt gebracht, mit dem sich sowohl Soft- als auch Hard Light erzeugen lässt. Auf eine Kombination aus geringer Leistungsaufnahme und hohem Output hat Peter Riedel bei dem Briklok gesetzt. Einen Ausblick darauf, was die Laser-Technologie bereits im Beleuchtungssegment leisten und wie die Filmindustrie davon profitieren kann, gibt Claas Ernst, Geschäftsführer von VisionTwo.
Zum Abschluss folgt um 17 Uhr im Studio 2 eine Präsentation im Mixed Reality-Studio. Die Teilnahme am Green Tec Day, der um 10 Uhr in PRG Cinegate Studios, Sophie-Charlotten-Straße 4c, 14059 Berlin, beginnt, ist kostenfrei. Die Anmeldung erfolgt online.
“Die Medien spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Es ist wichtig, in Filmen, im Fernsehen und all den anderen Auswertungskanälen immer wieder darauf hinzuweisen, dass es Lösungen gibt, die wir heute umsetzen können. Wir müssen die Menschen ansprechen und sie zum Handeln auffordern. Filme wie Avatar, The Day After Tomorrow und Dokus wie Years of Living Dangerously, bei der ich stolz darauf war, dabei sein zu können, sind sehr beliebt; sie erreichen und inspirieren Millionen von Menschen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass vor allem Filme mit ihrer starken Inspirationskraft die Menschen dazu bewegen können, selbst aktiv zu werden. Es ist großartig zu sehen, das einige meiner Freunde aus der Filmbranche mit Klimaschutzorganisationen zusammenarbeiten, um diese Nachrichten weiter zu verbreiten.“
"Es ist höchste Zeit, Dreharbeiten in Deutschland endlich ein wenig ‚grüner‘ und nachhaltiger zu organisieren. Bisher staune ich Bauklötze, wie umweltfeindlich der Großteil unserer Branche arbeitet.
Das fängt mit den bis heute nur einseitig bedruckten Drehbüchern an, geht mit den PET-Flaschen in Produktionsbüros und den Unmengen an Plastikmüll bei jedem Catering weiter und hört bei den dicken Limousinen zwecks Roter-Teppich-Vorfahrten leider nicht auf.
Ich lasse mich seit Jahren gerne belächeln, wenn ich mit meiner eigenen Tasse komme und mich weigere, von Papp- oder Plastiktellern und mit Plastik-Besteck Billigfleisch zu mampfen. Es wäre großartig, wenn der Grüne Drehpass hier etwas verändern könnte."
„Es ist fantastisch, dass sich mittlerweile Filmemacher auf der ganzen Welt zusammenreißen und versuchen, ihre Filme so nachhaltig wie möglich zu drehen. Ich denke, wir sollten die starke Kraft der bewegten Bilder nicht unterschätzen, welche die Herzen und Seelen der Menschen verändern.
Neben dem Versuch, in unserem eigenen Bereich umweltbewusster zu handeln, können wir auch das Bewusstsein dafür schärfen. Denn Kino kann die Welt verändern.Die Filmemacher sollten damit beginnen, diese wirkungsvolle Waffe einzusetzen und ihre Kamera in die Hand nehmen.
Lasst uns nicht nur versuchen, „weniger schlecht“ zu sein. Lasst uns versuchen, das Richtige zu tun, um eine Veränderung zu bewirken, die wir alle dringend benötigen.“
“Wir leben in einer Zeit, in der wir uns nicht mehr verantwortungslos der Natur gegenüber verhalten dürfen. Um so wichtiger ist es, dass auch Filmproduktionen versuchen, so umweltschonend wie möglich zu arbeiten. Ein Filmteam produziert jeden Tag Berge von Müll. Ich selbst versuche beim Dreh auf Plastikbecher zu verzichten, bringe meine eigene Tasse mit, benutze umweltfreundliche Kosmetika und vermeide unnötige Einzelfahrten.”
Foto ® Maddalena Arosio
Darren Aronofsky, Regisseur von Noah / Jurypräsident der 65. Internationalen Filmfestspiele Berlin
“Als wir Noah gefilmt haben, war uns klar, dass wir einen Film über den ersten Steward der Welt drehen, deshalb wollten wir selbst gute Stewards sein. Bei Dreharbeiten fällt in der Regel unglaublich viel Müll an. Durch Organisationen wie die Earth Angel waren wir in der Lage, das ein bisschen einzudämmen.”
„Wir sind grün. Bei einer Filmproduktion fällt sehr viel Müll an, was uns besonders bewusst wird, wenn große Sets abgebaut werden. Wir beteiligen uns deshalb stark an einem Recycling-Programm. Wir unternehmen all diese Anstrengungen, um so nachhaltig wie möglich zu sein.“
Vorsitzende des PGA Green West / Produzentin und Moderatorin von EcoPop TV
„Als Fernseh- und Filmproduzentin versuche ich, möglichst viele umweltfreundliche Handlungen in meine Geschichten einzubauen. Denn das ist genauso wichtig, wenn nicht sogar mehr, wie nachhaltig hinter den Kulissen zu arbeiten!
Zu diesem Zweck beteilige ich mich an PGA Green, der grünen Initiative des Producers Guild of America. Wir unterstützen Produzenten mit praktischen Ratschlägen und einem CO2– Rechner, damit sie nachhaltiger produzieren.
Wir haben in Partnerschaft mit den Hollywoodstudios den kostenlosen www.greenproductionguide.com kreiert, der als grüne Datenbank mit über 2.000 Lieferanten weltweit nachhaltige Produktionslösungen bietet!“
„Ich würde mich sehr freuen, wenn ich die Gelegenheit bekomme, in einem grünen Film mitzuspielen. Unsere Umwelt ist, was uns inspiriert, deshalb müssen wir sie schützen.“
Regisseur (Fraktus, Dorfpunks, Am Tag als Bobby Ewing starb)
„Es ist etwas peinlich, dass das grüne Thema jetzt erst in unserer Branche ankommt, denn es gibt schon lange viele Möglichkeiten, effizienter zu drehen.
Technische Innovationen wie energiesparende Beleuchtungstechnik sind dabei genauso wichtig wie die Sensibilität jedes einzelnen Team-Mitglieds.“
Douglas Trumbull, Produzent, Regisseur und Visual Effects Supervisor (2001: Odyssee im Weltraum, Blade Runner)
„Die Trumbull Studios in Massachusetts versuchen so grün zu sein wie möglich, wozu der Einsatz von LED-Scheinwerfern, Sonnenenergie und Solar-Laptops gehört. Und zwar nicht nur, weil die Stromstärke und der Drehstrom an unserem Standort begrenzt sind, sondern weil wir davon überzeugt sind, dass wir als Branche gegenüber der Allgemeinheit und unserem Planeten die Verantwortung haben, sauber zu produzieren.“
Wir planen, einen digitalen Film in 3D 4K mit 120 Bildern pro Sekunde an entlegenen, unzugänglichen Orten zu drehen, an denen es keinen Strom gibt. Solarstrom ist der Weg, den wir einschlagen müssen.“
Dieter Kosslick, Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin
„Die Berlinale beschäftigt sich schon seit Jahren aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Wir begrüßen es sehr, dass nun eine wachsende Anzahl von Filmemachern, darunter unser diesjähriger Jury-Präsident Darren Aranofsky, am Set grünen Regeln folgt.“
Benoit Delhomme
Kameramann (Theory of Everything, The Most Wanted Man)
„Ich habe nie konkrete Vorgaben erhalten, wie ein grüner Film gedreht werden soll, aber wir versuchen, es umzusetzen. Das ist etwas Neues für mich.
Nachtszenen werden mitunter zu stark ausgeleuchtet. Ich vermeide das. Wenn ich etwas mit bloßem Auge sehen kann, reicht das auch für die Filmaufnahmen. So gesehen bin ich ein grüner Kameramann.“
Oscar-Preisträger Jeremy Irons, der in dem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag Nachtzug nach Lissabon die Hauptrolle spielt, ist ein Fan der Mülltrennung. „Besonders in Deutschland hat sich viel getan. Ihr seid vorbildlich, was die Mülltrennung betrifft.“
Der Hollywoodschauspieler ist um die ganze Welt gereist, um für die Umwelt-Doku Trashed von Candida Brady zu werben, die sich mit der globalen Müllproblematik auseinandersetzt: „Wir kaufen etwas, werfen es weg, verbrennen es und dann ignorieren wir es“ , sagt Brady. „Zusammen mit Jeremy Irons als unseren Reiseführer entdecken wir, was mit den Milliarden Tonnen von Abfall geschieht, die jedes Jahr heimlich entsorgt werden.“
Seit der Weltpremiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2012 hat Trashed diverse Auszeichnungen und Preise auf internationalen Festivals erhalten.
Helen Hunt
Schauspielerin
„Ich arbeite mit der amerikanischen Firma Sungevity zusammen, die Sonnenkollektoren für Privathäuser vermietet. Sie versteht es, innovative ökologische Konzepte zu entwickeln, die auch ökonomisch erfolgreich sind. Das ist mein kleiner, aber kontinuierlicher Beitrag zum Umweltschutz. Ich denke, wenn jeder etwas dazu beiträgt, kann das im Endeffekt sehr viel bewirken.“