Grüne Lösungen aus dem Koffer

Nicht nur hinter der Kamera sind Umwelt, Klimawandel und der Raubbau der natürlichen Ressourcen ein Thema, mit dem sich viele Dokumentarfilmemacher beschäftigen. Filmteams und Produktionsfirmen können diverse Maßnahmen umsetzen, um umweltfreundlicher Filme zu drehen. Dazu veranstaltete das NaturVision Festival den Workshop Nachhaltigkeit in Natur- und Umweltfilmen aus dem Südwesten, an dem verschiedene Filmemacher und Produzenten aus der Region teilnahmen. Bernd Jetschin berichtet.

 

Zum Auftakt gab die Green Film Shooting-Herausgeberin Birgit Heidsiek einen kurzen Überblick über Fördermaßnahmen für nachhaltige Produktionen in Europa. Aus Hamburg mitgebracht hatte sie einen kompakten Lichtkoffer der Firma Carpetlight, die eine flexible LED-Lösung entwickelt haben, mit der sich schnell und professionell Licht setzen lässt. Die LED-Leuchten, die in Textilteppiche unterschiedlicher Größen von 15 x 60 cm bis hin zu 2,40 x 2,40 eingewebt sind, können mit Klett- und Klebeband sowie Fäden überall aufgehängt und drapiert werden. Sie sind in der Helligkeit und Farbtemperatur von 2.800 bis 6.000 Kelvin regelbar. Der Akku für die kleinste Einheit hält bei voller Auslastung zwei Stunden.

 

Als Extras zum Carpetlight-Set gehören ein Diffuser sowie ein Snapgrid-Richtgitter, das sich in sekundenschnelle per Klettband arritieren lässt. Ihre absolute Biegsamkeit und Robustheit verdanken die Carpetlights dem nachhaltigen Fertigungsprozess. Die kleinen LEDs sind extrem strapazierfähig, da sie nicht mit Drähten verbunden sind, sondern durch raue, mit Silber beschichtete Fäden. Dieses Prinzip, das einst ein schwedischer Automobilkonzern für die Sitzrückenheizung von Autositzen entwickelt hat, ist für die LEDs adaptiert worden, die sich sogar rollen, falten und knautschen lassen.

 

Eine weitere Präsentation war Energiespeicher für den mobilen Einsatz gewidmet, welche das Nürnberger Unternehmen Ceus System entwickelt. Das skalierbare modulare Batteriespeichersystem, das in kompakten Speicherkoffern mobil eingesetzt werden kann, ist bereits bei Open Air-Festivals im Einsatz. Die Filmemacher und Produzenten diskutierten mit dem Geschäftsführer Raphael Chacon über ihre verschiedenen Anforderungen. Der Dokumentarfilmer und Produzent Carl-A Fechner, der auf dem Festival seine neue Kinodokumentation Climate Warriors vorstellte, rechnete vor, dass beim Dreh einer Reportage für die Lichtsetzung rund 1,2 kWh benötigt.

 

Über Erfahrungen mit mobilen Energielösungen verfügen auch Annette und Klaus Scheurich von Marco Polo Film. Bei der Produktion der Doku Grizzlys hautnah, die sie in einem Nationalpark an der Katmai-Küste von Alaska gedreht haben, durtfen keine Generatoren eingesetzt werden. Die Dokumentarfilmemacherin behalf sich deshalb mit einer Brennstoffzelle, um über Nacht die Akkus aufzuladen. Klaus Scheurich berichtete, dass er zum Dreh in Afrika Solarzellen mitnimmt, um dort Kühlschränke mit Energie zu versorgen.

 

Für Dokumentarfilmemacher wie Annette und Klaus Scheurich und ihr kleines Team, die mitunter tagelang Tiere ungestört in freier Wildbahn beobachten, ist es selbstverständlich, dort ihr mitgebrachtes Blechgeschirr zu verwenden. Aber auch im Produktionsbüro lassen sich zahlreiche Maßnahmen nachhaltig umsetzen.

 

Im Dialog mit Green Film Shooting-Herausgeberin Birgit Heidsiek erklärte der Filmemacher und Produzent Carl A. Fechner, dass er vor allem sein Unternehmen grün und nachhaltig aufgestellt hat. Sämtliche Mitarbeiter verzichten auf Inlandflüge und fahren Bahn, wofür ihnen die Produktionsfirma eine Bahnkarte 50 spendiert. Fechner ist begeisterter Fahrer eines BMW3i und lebt in einem Energieplus-Haus. In seinen Filmen Power to Change und Climate Warriors gibt er ebenso leidenschaftlich der Bewegung eine Stimme, die sich für die Bekämpfung des Klimawandels einsetzt.

 

Fotos: © GFS, Martina Dobrusky/NaturVision Festival

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