Sustainability First

Die grüne Produktion kann durch Erfahrungsaustausch und internationale Kooperation weiter vorangebracht werden. Dies war Konsens bei der Paneldiskussion von Green Film Shooting und der Cine-Regio Green Subgroup im Italian Pavilion im Majestic Hotel in Cannes. "Unser Ziel ist, dass bis 2020 die Hälfte aller Filme in unseren Regionen grün produziert werden", erklärte Charlotte Applegren, Generalsekretärin von Cine-Regio. "Für öffentliche Institutionnen ist das ein Muss", unterstrich Nevina Satta, Leiterin der Sardegna Film Commission. Die Sardegna Film Commission Foundation unterstützt Spielfilme, Fernsehproduktionen und  audiovisuelle Projekte, die dort nach einem grünen Maßnahmenkatalog  produziert werden.

 

 

 

Seit 2014 sind knapp 40 Projekte nachhaltig in Sardinien produziert worden, darunter die erste grüne italienische, Fernsehserie Doctor Pietro. Da sich der Einsatz nachhaltiger Maßnahmen sowohl  in finanzieller als auch ökologischer Hinsicht positiv ausgewirkt hat, sind auch andere Sender auf den Ansatz der Produktionsfirma Lux Vide aufmerksam geworden.

 

Zu den nächsten Kinofilmen, die in Sardinien grün gedreht werden, gehört Daughter of Mine von der preisgekrönten Regisseurin Laura Bispuri. Ihr neuer Film wird von der römischen Firma Vivo Film produziert. Die italienische Produzentin Marta Donzelli hatte mit Laura Bispuri bereits bei ihrem vorherigen Film Sword Virgin zusammengearbeitet. Der Kinofilm Daughter of Mine ist zwar offiziell die erste grüne Produktion von Vivo Film, aber die Produktionsfirma setzt schon lange auf  Nachhaltigkeit. "Grün zu drehen ist oftmals günstiger", erklärte die Produzentin. "Viele der Filme, die wir produzieren, haben einen starken Bezug zur Natur.  Daher ist es sehr wichtig dafür zu sorgen, dass beim Dreh kein Schaden für die Umwelt entsteht. Das gehört für mich zu den elementaren Grundsätzen der grünen Produktion."

 

 

"Es ist nicht schwierig, grün zu drehen. Es ist aber schwierig, den Teammitgliedern zu vemitteln, dass es einfach ist, grün zu produzieren. Es ist günstiger. Es ist leichter. Es ist einfach besser", betonte Audrey Dana, die bei diesem grünen Produktions-Panel in Cannes ihren ersten öffentlichen Auftritt als grüne Ecoprod-Botschafterin hatte. "Als Regisseurin habe ich versucht,  meinen Film grüner zu drehen, aber es war schwierig, da die Crewmitglieder nicht so leicht ihre Gewohnheiten ändern", unterstrich die französische Autorin, Regisseurin und Schauspielerin.  "Ich musste für einen Drehtag mit vegetarischen Essen und die Mülltrennung am Set regelrecht kämpfen."

 

 

In Frankreich will die Filmförderung in der Region Iles-de-France die Produzenten von nun an mit einem Ökobonus zum grünen Produzieren motivieren. Joanna Gallardo, Leiterin der Ile-de-France Film Commission, gab in Cannes bekannt, dass für nachhaltige produzierte Filme ein finanzieller Anreiz in der Größenordnung zwischen € 25,000 und € 50,000 gewährt wird.

 

Diese Initiative steht im Einklang mit der Arbeit des französischen Konsortiums Ecoprod, das die Film- und Fernsehproduktionen seit Jahren mit grünen Hilfsmitteln und Training versorgt. Beim Filmfestival in Cannes gab Ecoprod außerdem bekanntn, dass der französische Filmtechnikverband CST (Commission Supérieure Technique de L’Image et du son)  als neues Mitglied nun Ecoprod angehört. Das Konsortium hat mit der grünen Postproduktion und grünen IT-Initiativen in der Filmbranche in ganz Europa für Aufsehen gesorgt, da sich mit Energieeffizienz viel Kosten einsparen lassen. "Das ist der entscheidende Punkt, denn die Produzenten denken oft, dass grünes Produzieren teurer sei", sagt Joanna Gallardo.

 

Für die PGA Green-Gründerin und New Yorker Produzentin Lydia Dean Pilcher ist es wichtig, vor dem Drehstart einen Eco Supervisor zu schulen. "Durch den Einsatz eines Eco Supervisors sind die Erfolgschancen höher, weil wir damit über ein Teammitglied verfügen, das nachhaltige Praktiken  umsetzet und den einzenen Crewmitgliedern vermittelt, was sie in tun können", unterstrich Lydia Dean Pilcher, zu deren Credits der 2013 gezeigte Cannes-Erfolgsfilm Lunch Box sowie die jüngste Disney-Produktion Queen of Katwe von Mira Nair gehören.

 

 

 

 

Für die deutsche Produzentin Verena Gräfe-Höft, die bei den Internationalen Filmfestspielen in  Cannes als Producer on the Move 2017 vorgestellt wurde, war dies genau der Grund, warum sie den 2013 uraufgeführten Cannes-Beitrag Tore tanzt grün produziert hat.

 

 

Für die deutsch-dänische Koproduktion Antboy ist sie von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein mit dem Grünen Drehpass ausgezeichnet worden. "Wir erhalten Anträge aus ganz Deutschland", berichtet Christiane Dopp, die bei der Hamburg Film Commission schon über 90 Mal das grüne Produktionslabel verliehen hat. "Wir sind stolz darauf, dass dazu auch der Film Aus dem Nichts von Fatih Akin zählt, der in diesem Jahr in Cannes im Wettbewerb läuft."

 

Der grüne Drehpass aus Deutschland fungiert ebenfalls als Vorbild für das grüne Förderprogramm, das die Mallorca Film Commission aufbauen will. "Der grüne Pass wird für die Produzenten mit verschiedenen Vorteilen verbunden sein", versichert Pedro Barbadillo, Leiter der Mallorca Film Commission. "Sie werden dadurch Steuererleichterungen bekommen und schneller Drehgenehmigungen erhalten. Davon profitieren dann beide Seiten."

 

 

Grüne Anreize werden auch in anderen europäischen Regionen wie  Trentino vergeben. "Wir haben unsere Förderrichtlinien geändert und geben den Produzenten zusätzliches Geld, wenn sie grün drehen", erklärt Luca Ferrario, Projektleiter beim Trentino Film Fund. Die ersten Förderraten des T-Green Film Rating-Systems sind Anfang 2017 vergeben worden. "Von den 13 Spielfilmprojekten, die bei uns Produktionsförderung beantragt hatten, wollten neun grün drehen. Wir unterstützen vier davon, so dass wir mit gleich vier grünen Produktionen beginnen."

 

 

Die Einführung grüner Maßnahmen ist nicht nur ein Thema für die Filmförderungen. Es geht dabei auch um die kreativen Talente, erkläte Adrian Wootton, Leiter von Film London. "Wir müssen Produzenten, Regisseure und Schauspieler als Verbündete gewinnen, die davon überzeugt sind, dass grünes Drehen wichtig ist. Auf der europäischen Ebene brauchen wir dafür langfristig einen einheitlichen Standard."