Eine Frage des Bewusstseins

Der gezielte Einsatz von Ressourcen und Kosteneffizienz sind in der Film- und Fernsehproduktion ein zentrales Thema. Doch für die Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen, mit denen sich zum Teil Kosten sparen lassen, fehlt vielen deutschen Branchenvertreter noch die Erfahrung. Dies ist das Ergebnis einer Befragung, die Green Film Shooting in Zusammenarbeit mit der Produzentenallianz und der Vereinigung der Berufsverbände Film und Fernsehen vorgenommen hat.
Obwohl die Verwendung von Ökostrom, Mülltrennung, Bahnfahren, Fahrgemeinschaften, Vermeidung von Einweggeschirr sowie Nahrungsmittel aus der Region im Privatleben längst zum Alltag gehören, werden derartige Best Practice-Empfehlungen am Set oft nicht umgesetzt, weil sie nicht in die eingespielten Arbeitsabläufe  passen. „Vor allem Zeitdruck, finanzielle Mehrkosten, Veränderung der Routine und das Fehlen einer hauptverantwortlichen Person machen die Durchsetzung schwer“, sagt Oliver Damian, der mit 27 Films Production als Produzent internationale Kinofilme wie Iron Sky realisiert.

 

„Es war gar nicht so ‘schlimm“, versichert die Berliner Produzentin Doris Zander, die das grüne Drehen bei dem ZDF-Gerichtsdramas Nacht der Angst ausprobiert hat. „Wenn der Produktionsleiter bzw. Aufnahmeleiter das Interesse mitbringen und informiert sind, schwappt das schnell auf die anderen Kollegen über.” Bei der Sony Pictures Film und Fernsehproduktion in Köln sind bereits seit Mai 2014 alle Serienprojekte auf nachhaltiges Drehen umgestellt. „Wir vergrößern konstant unseren Maßnahmen-Katalog”, berichtet Aurel Beck, der als Herstellungsleiter Fiction bei Sony Pictures bereits fünf Serien mit rund  470 Drehtagen klimafreundlich produziert hat. „Das Wichtigste  ist, bei allen an der Produktion Beteiligten das Bewusstsein für nachhaltiges Produzieren zu schärfen”, weiß Antje Campmann, die als Executive Producer bei Riverside Entertainment für die Realisierung der grünen Maßnahmen sorgt.

 
„Bisher leiden die Produktionen an unendlicher Verschwendungssucht, seien es die Pappbecher beim Catering oder das Wegwerfen von Produktionsmitteln nach einer Produktion. Das findet nicht nur in den Büros statt sondern in den künstlerischen Abteilungen wie Szenenbild und Kostümbild. Der Zeitdruck ist zu groß“, beklagt die Kostümbildnerin Riccarda Merten-Eicher, die eine Schulung des gesamten Teams in Sachen Nachhaltigkeit zu Beginn der Produktion vorschlägt.

 

 

Für manche Maskenbildner ist grünes Denken und Handeln schon jetzt selbstverständlich. „Nachhaltige Maßnahmen stellen für mich keine Option dar, sie sind in der heutigen Zeit schlicht weg ein Muss“, betont die Münchener Maskenbildnerin SanDee Kreinsen, die eine eigene Produkt-Linie mit Anforderungen entwickelt hat, die für sie selbstverständlichen sind: umweltschonende Herstellung, recyclebare Verpackung und Naturkosmetik – und das HD-tauglich. Auch ein eigener Trinkbecher am Set sollte ihrer Ansicht nach eine Selbstverständlichkeit sein.

 

 

„Wäre ich Produzent, würde ich schon längst klimaneutral produzieren, denn es gibt Beispiele, die uns das Gelingen vorleben“, sagt die Berliner Maskenbildnerin Julia Baumann. „Ich setze die grüne Idee schon so gut wie möglich um. Ich habe in den letzten Jahren keinen einzigen Plastikbecher beim Catering benutzt….da geht‘s nämlich schon los! Wie wäre es statt einem Abschlussgeschenk einmal mit einem Begrüßungsgeschenk für alle Teammitglieder – und zwar einem Thermobecher zum Nachfüllen.”

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