Klimaschutz am Set in Zürich

Zum ersten Mal lud das Zurich Film Festival zu einem Branchenevent zum Thema nachhaltige Filmproduktion ein. Bei der Paneldiskussion Klimaschutz am Set im neuen Industry Hub, der im Foyer des Hotel Opera eingerichtet worden ist, erhielten Filmemacher und Kreative einen Einblick in die breite Palette an Maßnahmen, wie sich Filme umweltfreundlicher produzieren lassen. Wie die Green Film Shooting-Herausgeberin Birgit Heidsiek in ihrer Einführung erläuterte, tragen vor allem Energie, Transport und Abfall wesentlich zu den CO2-Emissionen von Filmproduktionen bei.

 

"Wir haben unseren Strom stets aus dem Festnetz bezogen, soweit dies möglich war", erklärte Frauke Kolbmüller, Koproduzentin und Produktionsleiterin des  deutschen Oscar-Vorschlages Systemsprenger, der von der  Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein mit einem Grünen Drehpass ausgezeichnet worden ist. Beim 15. Zurich Film Festival wurde 
Systemsprenger mit dem Goldenen Auge für den besten Film im Wettbewerb Fokus: Schweiz, Deutschland, Österreich gekürt. "Wir haben auch auf den Einsatz von Trailern verzichtet und die Schauspieler statttdessen in nahe gelegenden Räumlichkeiten untergebracht."

 

In der Schweiz können Produktionen ebenfalls Strom aus dem Festnetz erhalten, wenn sie an Schauplätzen in der Stadt drehen. "Der Anschluss kostet zwischen 300 und 800 Schweizer Franken pro Tag. Das ist günstiger als ein Generator. Für Dreharbeiten in der Stadt ist das eine sehr gute Lösung", erklärte Jessica Hefti, Producerin bei der Firma Zodiac Pictures, die zum ersten Mal bei der Produktion des Schweizer Tatorts auf Nachhaltigkeit setzt. Die Produktion wird ihre CO2-Emissionen mit einem CO2-Rechner ermitteln, der von My Climate entwickelt worden ist.

 

Ein Thema, das bei Filmcrews oftmals zu kontroversen Diskussionen führt, ist die Auswahl des Caterings, das vegetarisch, vegan oder beispielsweise einen Tag in der Woche fleischlos sein kann. "Wir bieten normalerweise verschiedene Arten von Essen am Set an, aber versuchen, Fleisch zu reduzieren", berichtet Frauke Kolbmüller. Ihren Erfahrungen zufolge funktioniert es gut, vegetarische Kost anzubieten. Allerdings sei es keine gute Idee, einen ausdrücklichen Veggie Day am Set zu verkünden, weil das bei einigen Team-Mitgliedern eher Protest hervorrufe. Wärenddessen wird der Crew beim ersten grünen Schweizer Tatort ausschließlich vegetarisches Essen serviert. "Ich denke, die Reaktion darauf hängt sehr davon ab, auf welche Art und Weise das vermittelt wird", unterstrich Jessica Hefti. "Es gibt heutzutage sehr viele Möglichkeiten für vegetarische Varianten, so dass wir dabei keinerlei Bedenken haben müssen."

 

Michael Imboden, Produktionsleiter bei der Schweizer Firma Triluna Film, schätzt veganes Catering sehr, warf aber in die Diskussion ein, dass in anderen Abteilungen einer Produktion ein oftmals wesentlich größerer CO2-Fußabdruck generiert werde. "Für unseren letzent Tatort musste ich zwölf Mal  nach Berlin fliegen, weil die Audio-Postproduktion dort wesentlich günstiger ist." Insgesamt entfielen im Rahmen dieser Produktion mehr als vierzig Flüge  auf die Audio-Postproduktion. "Es ist immer der Produzent, der für solche Entscheidungen verantwortlich ist", versicherte Michael Imboden. "Letztendlich geht es immer ums Geld. Ein Produzent sollte stets ein Vorbild für die Team-Mitglieder sein, betont Frauke Kolbmüller. "Ich fahre immer mit dem Fahrrad, sofern das möglich ist."

 

Photos: @ GFS/ Zurich Film Festival

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