Ein nachhaltiges Lichtkonzept

Der Tatort Dortmund – Gier und Angst ist für den Einsatz technischer Innovationen mit dem Eisvogel-Preis für nachhaltige Filmproduktionen ausgezeichnet worden. Der Oberbeleuchter Roman Breitwieser erläutert, wie das energieeffiziente Kamera- und Beleuchtungskonzept aussah.

Was war der Ansatz bei der Entwicklung des energiesparenden Beleuchtungskonzeptes?
Die Grundidee bei dieser Produktion war die lichtstarke Sony Kamera FX-6 einzusetzen, die mit einer Empfindlichkeit von ISO 12800 für Aufnahmen bei schwachem Licht geeignet ist. Das ermöglichte es uns, bei den Nachtdrehs in der Stadt auf große Steiger zu verzichten. Für diese Szenen haben wir das komplette Set mit ARRI SkyPanels und ARRIs neuem Orbiter beleuchtet. Eine lichtstarke Kamera bedeutet allerdings nicht weniger Aufwand, denn da die Kamera mehr Licht als das menschliche Auge wahrnimmt, mussten die hellen Straßenlaternen ausgeschaltet werden.

 

Welche Effekte wurden mit dem Einsatz von LEDs erzielt?
Bei vielen Sets haben wir die gewünschte Farbigkeit komplett durch LEDs wie das SkyPanel und den Orbiter hergestellt. Das hat es uns erlaubt, fast vollständig auf Farbfolien zu verzichten und entsprechend Abfall zu vermeiden.

 

Wie haben Sie hartes Licht erzeugt?
Um in einigen Motiven Sonne zu erzählen, haben wir zum Teil mit hartem Kunstlicht gearbeitet und Aircraft Landing Lights eingesetzt, Das sind Spiegelreflektor-Lampen mit 5 kW, die noch etwas härteres Licht liefern als Dino Lights. Wir sind mit zwei Lampen ausgekommen. Es gibt noch keine richtige Möglichkeit, mit LED hartes Licht zu erzeugen. Unser Konzept sah vor, weniger HMIs einzusetzen. Wir haben mit der ISO-Zahl operiert oder das vorhandene Himmelslicht genutzt und diesem nur noch eine Richtung gegeben. Bei Dreharbeiten ist es oft üblich, etliche 18 kWs einzusetzen, um konstante Verhältnisse herzustellen und so unabhängiger vom Himmelslicht zu werden. Wir haben stattdessen versucht das natürliche Licht zu nutzen, das durch die Fenster in die Motive hereinfällt. Innen haben wir oft die ARRI Orbiter gegen die Papp-Styros von Maier Bros. gebounced, um das Licht zu verlängern.

 

Ist dieses Lichtkonzept auf andere Filmprojekte übertragbar?
Das hängt ganz davon ab, was gewünscht wird. Das Lichtkonzept ist eine individuelle Entscheidung einer Produktion, denn jeder Film ist unterschiedlich. Beim Dreh des Tatort Dortmund – Gier und Angst haben wir die Fenster in den Motiven foliert und dadurch etwas mehr Unabhängigkeit wie im Studio erhalten. Das hat funktioniert, da unser Motiv in Richtung Nordseite lag. Es ist wichtig, dass das Licht den Drehtag über konstant bleibt. In den Wintermonaten kommen wir nicht ohne Lampen aus, wenn wir bei Anbruch der Dunkelheit nach 17 Uhr weiterdrehen möchten.

 

Wie sieht ein Beleuchtungs- und Kamerakonzept aus, das auf derartige Einsparungen bei der Energieversorgung abzielt?
Das lässt sich nur realisieren, wenn das Gesamtkonzept entsprechend danach ausgerichtet wird. Dazu müssen Motive ausgewählt werden, die Richtung Norden liegen und die Drehzeiten sich an dem verfügbaren Tageslicht orientieren. Bei der Beleuchtung gibt es viele Stellschrauben, mit denen sich Strom sparen lässt, doch Beleuchter können nicht viel Einfluss auf die Drehorte und Drehzeiten nehmen. Wenn eine Produktion auf ein nachhaltiges Lichtkonzept setzen will, müssen die Beleuchter früher in die Planung involviert werden, um viel bewirken zu können.

Welche Möglichkeiten eröffnen sich durch innovative Beleuchtungs- und Kameratechniken?
Die neue ARRI Alexa 35 verfügt über einen größerer Dynamikumfang und kann einen größeren Kontrastumfang erfassen. Das bedeutet, wenn bei Sonne Schatten gedreht werden, müssen die Schatten nicht mehr so stark aufgehellt werden. Bislang werden derartige Probleme, die sich am Set schwierig lösen lassen, in die Postproduktion verlagert, was ebenfalls Geld und Energie kostet. Durch eine verbesserte Technik lässt sich dieser Aufwand verringern.

 

Mit welchen Innovationen lässt sich der CO2-Fußabdruck weiter senken?
Ich habe viel mit Sonnenblenden gearbeitet, um das Licht umzulenken. Dafür gibt es diverse Blendensysteme wie das Cine Reflect Lighting System (CRLS) von Lightbridge. Wir arbeiten stattdessen mit einem normalen Reflektor. Mit diesem System lässt sich viel mit kleinen Lampen erreichen, weil der Reflektionsgrad sehr hoch ist.

 

Sehen Sie mehr Entwicklungen im technischen oder im organisatorischen Bereich?
Es geht alles in die richtige Richtung. Die kleinen LEDs für Innenräume, die das Kunstlicht oder die Kinoflos abgelöst haben, funktionieren gut und werden bei jedem Dreh eingesetzt. Die LEDs werden stärker und jedes Jahr kommen neue Modelle auf den Markt. Die Frage ist, wann die HMIs ersetzt und es mehr Entwicklungen im Bereich von 6 kW aufwärts geben wird. Der Stromverbrauch und der Transport des Equipments sind ein Thema, auf das oft weniger Rücksicht genommen wird.

 

Fotos: © Roman Russo – Preisgekrönter Green Consultant von Tatort Dortmund – Gier und Angst

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