Auf der Audiovisuellen Klima-Konferenz in Paris, zu der Ecoprod und Film4Climate am 25. November ins Cinéma Le Balzac eingeladen hatten, erhielten Produzenten und andere Crewmitglieder einen Einblick in nachhaltige Produktionspraktikes. „Wir verfügen über die Werkzeuge, wir haben die Lösungen als auch Firmen, die diese Dienste erbringen können", erklärt Olivier-René Veillon, Gründungsmitglied von Ecoprod and Chef der Ile-de-France Film Commission. In dieser französischen Region sind mehr als 2.000 Produzenten ansässig. Neunzig Prozent der französischen Produktion, als auch ein großer Anteil der internationalen Filmaufnahmen finden aufgrund der Attraktivität der Metropole in Paris und Umgebung statt.
Insgesamt gibt es über 7.000 Produktionsfirmen in Frankreich, für die Ecoprod Werkzeuge wie den CO2-Rechner Carbon Clap entwickelt hat. “Wir benötigen ein solches Instrument, um die CO2-Werte zu ermitteln”, unterstreicht Catherine Puiseux, Ecoprod Gründerin and CSR Director, TF1 Group. In Großbritannien stattet BAFTA die britischen Produzenten mit dem CO2-Rechner Albert aus. “Rund 320 Firmen setzen Albert ein”, berichtet Jeremy Mathieu, der als Nachhaltigkeitsbeauftragter für die BBC tätig ist. Darunter befinden sich auch Auftragsproduktionen für Sky. “Wir haben bereits 2.500 Fußabdrücke in unserer Datenbank.” Darüber hinaus verleiht die Organisation der Branche eine Albert+-Zertifizierung, wenn die Produzenten den Best Practice-Empfehlungen folgen, um ihren CO2-Fußabdruck zu verringern. Zu den effektivsten Maßnahmen gehört dabei der Einsatz energiesparender Scheinwerfer und Elektroautos. “Im Schnitt reduzieren die Produktionen ihren Fußabdruck um 15 Prozent, was zu Einsparungen in Höhe von 6.000 britischen Pfun führt.”
Während die Film Commission Hamburg bereits 61 grüne Drehpässe für nachhaltig produzierte Spielfilme, Dokus, Kurzfilme und TV-Shows in ganz Deutschland vergeben hat, wie Christiane Dopp von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein berichtet, hat die grüne Produktion in Belgien 2010 mit dem Film Time of my Life von Nic Balthazar begonnen. “Inzwischen sind im Rahmen des E-Mission-Programms 29 Spielfilme und 14 TV-Serien von 23 Firmen produziert worden”, berichtet Evet Erikksson, Nachhaltigkeitsbeauftragter beim Flanders Audiovisual Fund. In Italien hat Nevina Satta, die Leiterin der Sardegna Film Commission, mit der Initiative Heroes 2020 ein Kurzfilmprogramm gestartet, für das Beiträge zum Thema Klimaschutz produziert werden. “In Italien gibt es eine neue Generation von Produzenten”, sagt Satta, “als auch die Werkzeuge für nachhaltige Produktionen.”
Nahezu alle Empfehlungen für grüne Filmproduktionen basieren auf den Best Practices, die der PGA Green in den USA entwickelt hat. Zuidem vermitteln PGA Green-Vertreter wie die Produzentin Lydia Pilcher ihre Expertise in andere Länder und Kontinente. “Als wir kürzlich für Disney Queen of Katwe in Uganda drehten, haben wir vier lokale Crew-Mitglieder zu Nachhaltigkeits-Managern ausgebildet”, sagt Pilcher. Eines der wichtigsten Aufgaben ist es stets, den Regisseur vom nachhaltigen Ansatz zu überzeugen. Der Regisseur muss als erster an Bord sein, um mit einem positiven Beispiel voranzugehen. “Er darf nicht mit einer Plastikflasche in der Hand bei einer grünen Produktion auftauchen", betont Pilcher. “Das würde wirklich nicht funktionieren.”
Dem Kampf gegen den Klimawandel hat sich auch die 23-jährige Filmemacherin Slater Jewell-Kemker verschrieben, die erste Ausschnitte aus ihrer abendfüllenden Doku An Inconvenient Youth, zeigte, die sie bereits seit seit ihrem 15. Lebensjahr dreht. "Wir ind inzwischen an einem Punkt angekommen, an dem wir den Klimawandel nicht mehr rückgängig machen, sondern nur noch die Auswirkungen mildern können", sagt Slater Jewell-Kemker. "Wir können aber einen nachhaltigen Weg einschlagen, um unser Überleben zu sichern." In ihrem Film, den sie als Mischung aus Al Gores Eine unbequeme Wahrheit und Richard Linklaters Boyhood beschreibt, folgt sie der Entstehung der Bewegung jugendlicher Klimaschutzaktivisten. "Kopenhagen war recht inspierend, aber wir können das nicht noch einmal geschehen lassen", versichert die Filmmacherin mit Blick auf die Weltklimakonferenz in Paris. "Die Uhr für den Klimaschutz läuft bald ab. Deshalb muss diesmal bewiesen werden, dass wir das besser hinbekommen."
Zum Abschluss der audiovisuellen Klimaschutzkonferenz haben Film4Climate und Ecoprod eine gemeinsame Erklärung verabschiedet. Diese Charta zielt darauf ab, bei Film- und Medienproduktionen schädliche Auswirkungen auf die Umwelt zu vermeiden. “Wir plädieren dafür, in der Branche Anreize zu schaffen, um sie zu umweltfreundlichen Produktionspraktiken zu ermutigen, wozu Bereiche Artenschutz, Müllvermeidung und CO2-Reduzierung zählen", resümiert Don Ranvaud, Creative Producer für Film4Climate.