Der Dieselgenerator bekommt Konkurrenz von mobilen Stromerzeugern, die mit Festnetzstrom, Flüssiggas oder Wasserstoff gespeist werden. Produktionen wie der SWR-Tatort und Die Rosenheim-Cops haben das von Polyma Energiesysteme entwickelte Hybrid-Stromaggregat getestet, das mit 100 kW größere Verbraucher einer Produktion über einen ganzen Tag versorgen kann. Das 3,5 t schwere Powerpaket, das den Strom in Lithium-Batterien speichert, ist als Anhänger aufgebaut und somit leicht transportierbar.
Als Hybridaggregat zur Stromversorgung der Basis für kleine Filmproduktionen konzipiert, verfügt der mit Bleibatterien bestückte Großakku über 40 kW Dauerleistung. Die Letterbox Filmproduktion nutzt das Aggregat, das als Anhänger an einen Sprinter passt, beim Dreh der ZDF-Serie Notruf Hafenkante. Der Akku ist an jeder 16 A oder 36 A Drehstromsteckdose aufladbar. Wird mehr Strom am Set benötigt, lässt sich die Batterie per Generator aufladen.
Diese Lösung ist effizienter als ein herkömmlicher Dieselgenerator, da der nicht verbrauchte Strom in der Batterie gespeichert wird. Beim Einsatz eines Dieselgenerators verpufft hingegen ein Großteil der Energie, wenn nur ein paar Handys damit geladen werden. „Mit der hocheffizienten Stromerzeugung dieser Hybridlösung können CO2-Einsparungen von 50 Prozent erreicht werden“, sagt Moritz Kromer, dessen Firma Mobilespace beide Aggregate vermietet.
Auf einen Hybrid-Stromerzeuger mit verschiedenen Betriebsmodi wie Akkuspeicher, LPG Gasgenerator und Photovoltaik setzt der Kölner Filmgeräteverleih Maier Bros. Der MB-Filmhybrid 100 verfügt über eine mechanische Leistung wie ein 100kVA- Dieselaggregat. Bei einer Last bis zu 12 kW erfolgt die Stromversorgung komplett per Akku. Steigt die Lastanforderung, startet der mit LPG betriebene Generator. Mit Flüssiggas wird auch der
Fahrzeugmotor betrieben, so dass nur eine Kraftstoffart getankt werden muss.
Dank der Selbstfahrer-Konstruktion ist dafür kein Anhänger-Führerschein erforderlich.
Einen mobilen Stromversorger, der sowohl mit LPG-Flüssiggas als auch mit Benzin
betrieben werden kann, hat die Firma TVO Schuster entwickelt. Das Gas-Aggregat mit 75 kVA und 60 kW Nutzleistung ist dem Team der Rosenheim-Cops präsentiert worden. „Bei Außendrehs benötigen wir ein Backup, falls kein Landstrom verfügbar ist“, sagt Tessa Frank, die als Green Consultant Bavaria Fiction unterstützt. TVO will den ersten Prototyp des LPG/ Benzin-Hybridaggregats, das als Fahrgestell einen MAN TGL 8.180 erhält, im Frühjahr 2020 vorstellen.
Gasgeneratoren, die auf einem Anhänger transportiert werden, exportiert die italienische Firma Green Power Systems in 90 verschiedene Länder. „Unsere Stromerzeuger können mit LPG oder CNG betankt werden“, erklärt Stefano Filippini, Vertriebsmanager bei Green Power Systems. „Die Gasgeneratoren sind emissionsärmer und leiser als Dieselgeneratoren und ihre Betriebskosten wesentlich geringer, da LPG im Vergleich zu Diesel nur die Hälfte kostet.“
Komplett emissionsfreie Generatoren, die per Brennstoffzelle Strom erzeugen, werden im Rahmen des EU-geförderten Projekts Everywh2ere entwickelt. Die ersten acht Prototypen mit jeweils 25 kW und 100 kW Leistung sind für 2020 angekündigt. Betanken lassen sich die Gensets mit grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien. Während in Brüssel an einer europäischen Wasserstoffstrategie gearbeitet wird, plant Hamburg bereits den mit 100 Megawatt weltweit größten Wasserstoff-Elektrolyseur.
“Die Medien spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Es ist wichtig, in Filmen, im Fernsehen und all den anderen Auswertungskanälen immer wieder darauf hinzuweisen, dass es Lösungen gibt, die wir heute umsetzen können. Wir müssen die Menschen ansprechen und sie zum Handeln auffordern. Filme wie Avatar, The Day After Tomorrow und Dokus wie Years of Living Dangerously, bei der ich stolz darauf war, dabei sein zu können, sind sehr beliebt; sie erreichen und inspirieren Millionen von Menschen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass vor allem Filme mit ihrer starken Inspirationskraft die Menschen dazu bewegen können, selbst aktiv zu werden. Es ist großartig zu sehen, das einige meiner Freunde aus der Filmbranche mit Klimaschutzorganisationen zusammenarbeiten, um diese Nachrichten weiter zu verbreiten.“
"Es ist höchste Zeit, Dreharbeiten in Deutschland endlich ein wenig ‚grüner‘ und nachhaltiger zu organisieren. Bisher staune ich Bauklötze, wie umweltfeindlich der Großteil unserer Branche arbeitet.
Das fängt mit den bis heute nur einseitig bedruckten Drehbüchern an, geht mit den PET-Flaschen in Produktionsbüros und den Unmengen an Plastikmüll bei jedem Catering weiter und hört bei den dicken Limousinen zwecks Roter-Teppich-Vorfahrten leider nicht auf.
Ich lasse mich seit Jahren gerne belächeln, wenn ich mit meiner eigenen Tasse komme und mich weigere, von Papp- oder Plastiktellern und mit Plastik-Besteck Billigfleisch zu mampfen. Es wäre großartig, wenn der Grüne Drehpass hier etwas verändern könnte."
„Es ist fantastisch, dass sich mittlerweile Filmemacher auf der ganzen Welt zusammenreißen und versuchen, ihre Filme so nachhaltig wie möglich zu drehen. Ich denke, wir sollten die starke Kraft der bewegten Bilder nicht unterschätzen, welche die Herzen und Seelen der Menschen verändern.
Neben dem Versuch, in unserem eigenen Bereich umweltbewusster zu handeln, können wir auch das Bewusstsein dafür schärfen. Denn Kino kann die Welt verändern.Die Filmemacher sollten damit beginnen, diese wirkungsvolle Waffe einzusetzen und ihre Kamera in die Hand nehmen.
Lasst uns nicht nur versuchen, „weniger schlecht“ zu sein. Lasst uns versuchen, das Richtige zu tun, um eine Veränderung zu bewirken, die wir alle dringend benötigen.“
“Wir leben in einer Zeit, in der wir uns nicht mehr verantwortungslos der Natur gegenüber verhalten dürfen. Um so wichtiger ist es, dass auch Filmproduktionen versuchen, so umweltschonend wie möglich zu arbeiten. Ein Filmteam produziert jeden Tag Berge von Müll. Ich selbst versuche beim Dreh auf Plastikbecher zu verzichten, bringe meine eigene Tasse mit, benutze umweltfreundliche Kosmetika und vermeide unnötige Einzelfahrten.”
Foto ® Maddalena Arosio
Darren Aronofsky, Regisseur von Noah / Jurypräsident der 65. Internationalen Filmfestspiele Berlin
“Als wir Noah gefilmt haben, war uns klar, dass wir einen Film über den ersten Steward der Welt drehen, deshalb wollten wir selbst gute Stewards sein. Bei Dreharbeiten fällt in der Regel unglaublich viel Müll an. Durch Organisationen wie die Earth Angel waren wir in der Lage, das ein bisschen einzudämmen.”
„Wir sind grün. Bei einer Filmproduktion fällt sehr viel Müll an, was uns besonders bewusst wird, wenn große Sets abgebaut werden. Wir beteiligen uns deshalb stark an einem Recycling-Programm. Wir unternehmen all diese Anstrengungen, um so nachhaltig wie möglich zu sein.“
Vorsitzende des PGA Green West / Produzentin und Moderatorin von EcoPop TV
„Als Fernseh- und Filmproduzentin versuche ich, möglichst viele umweltfreundliche Handlungen in meine Geschichten einzubauen. Denn das ist genauso wichtig, wenn nicht sogar mehr, wie nachhaltig hinter den Kulissen zu arbeiten!
Zu diesem Zweck beteilige ich mich an PGA Green, der grünen Initiative des Producers Guild of America. Wir unterstützen Produzenten mit praktischen Ratschlägen und einem CO2– Rechner, damit sie nachhaltiger produzieren.
Wir haben in Partnerschaft mit den Hollywoodstudios den kostenlosen www.greenproductionguide.com kreiert, der als grüne Datenbank mit über 2.000 Lieferanten weltweit nachhaltige Produktionslösungen bietet!“
„Ich würde mich sehr freuen, wenn ich die Gelegenheit bekomme, in einem grünen Film mitzuspielen. Unsere Umwelt ist, was uns inspiriert, deshalb müssen wir sie schützen.“
Regisseur (Fraktus, Dorfpunks, Am Tag als Bobby Ewing starb)
„Es ist etwas peinlich, dass das grüne Thema jetzt erst in unserer Branche ankommt, denn es gibt schon lange viele Möglichkeiten, effizienter zu drehen.
Technische Innovationen wie energiesparende Beleuchtungstechnik sind dabei genauso wichtig wie die Sensibilität jedes einzelnen Team-Mitglieds.“
Douglas Trumbull, Produzent, Regisseur und Visual Effects Supervisor (2001: Odyssee im Weltraum, Blade Runner)
„Die Trumbull Studios in Massachusetts versuchen so grün zu sein wie möglich, wozu der Einsatz von LED-Scheinwerfern, Sonnenenergie und Solar-Laptops gehört. Und zwar nicht nur, weil die Stromstärke und der Drehstrom an unserem Standort begrenzt sind, sondern weil wir davon überzeugt sind, dass wir als Branche gegenüber der Allgemeinheit und unserem Planeten die Verantwortung haben, sauber zu produzieren.“
Wir planen, einen digitalen Film in 3D 4K mit 120 Bildern pro Sekunde an entlegenen, unzugänglichen Orten zu drehen, an denen es keinen Strom gibt. Solarstrom ist der Weg, den wir einschlagen müssen.“
Dieter Kosslick, Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin
„Die Berlinale beschäftigt sich schon seit Jahren aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Wir begrüßen es sehr, dass nun eine wachsende Anzahl von Filmemachern, darunter unser diesjähriger Jury-Präsident Darren Aranofsky, am Set grünen Regeln folgt.“
Benoit Delhomme
Kameramann (Theory of Everything, The Most Wanted Man)
„Ich habe nie konkrete Vorgaben erhalten, wie ein grüner Film gedreht werden soll, aber wir versuchen, es umzusetzen. Das ist etwas Neues für mich.
Nachtszenen werden mitunter zu stark ausgeleuchtet. Ich vermeide das. Wenn ich etwas mit bloßem Auge sehen kann, reicht das auch für die Filmaufnahmen. So gesehen bin ich ein grüner Kameramann.“
Oscar-Preisträger Jeremy Irons, der in dem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag Nachtzug nach Lissabon die Hauptrolle spielt, ist ein Fan der Mülltrennung. „Besonders in Deutschland hat sich viel getan. Ihr seid vorbildlich, was die Mülltrennung betrifft.“
Der Hollywoodschauspieler ist um die ganze Welt gereist, um für die Umwelt-Doku Trashed von Candida Brady zu werben, die sich mit der globalen Müllproblematik auseinandersetzt: „Wir kaufen etwas, werfen es weg, verbrennen es und dann ignorieren wir es“ , sagt Brady. „Zusammen mit Jeremy Irons als unseren Reiseführer entdecken wir, was mit den Milliarden Tonnen von Abfall geschieht, die jedes Jahr heimlich entsorgt werden.“
Seit der Weltpremiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2012 hat Trashed diverse Auszeichnungen und Preise auf internationalen Festivals erhalten.
Helen Hunt
Schauspielerin
„Ich arbeite mit der amerikanischen Firma Sungevity zusammen, die Sonnenkollektoren für Privathäuser vermietet. Sie versteht es, innovative ökologische Konzepte zu entwickeln, die auch ökonomisch erfolgreich sind. Das ist mein kleiner, aber kontinuierlicher Beitrag zum Umweltschutz. Ich denke, wenn jeder etwas dazu beiträgt, kann das im Endeffekt sehr viel bewirken.“